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Damenspende Und Tanzkarte

Damenspende und Tanzkarte

Am Martinitag begann traditionell auch die Ballsaison. Diese dauerte dann – mit Unterbrechung im Advent und Weihnachten – bis zur Beginn der Fastenzeit. In dieser Zeit, besonders von Jänner bis Februar, fanden die unterschiedlichsten Bälle und Tanzveranstaltungen statt, die meist von Vereinen, bestimmten Berufsgruppen oder auch Institutionen und Verbänden veranstaltet wurden. Je nach Größe und Ansehen des Vereins oder der Institution fielen die Bälle dann größer und prachtvoller oder kleiner und bescheidener aus.

Bälle folgten im 19. Jahrhundert dabei immer auch gewissen Konventionen und Traditionen. Eine solche Tradition war die Verteilung von sogenannten Damenspenden an die Besucherinnen eines Balls. Diese Damenspende war keine reine Aufmerksamkeit der Gastgeber, sondern besaß auch eine besondere Funktion: Die Damenspende enthielt in der Regel nämlich auch eine Tanzkarte, auf der die Tanzordnung des Abends abgedruckt war. Auf diese Tanzkarten konnten die Besucherinnen dann auch mit einem kleinen Stift, der meist beigegeben war, eintragen, welcher Tanz für welchen Tanzpartner reserviert war.

Tanzkarte von einem Ball der Verbindung Austria, 6. Februar 1884. Stadtarchiv/Stadtmuseum Div-2626.

Damit konnten nicht nur Eltern und Anstandsdamen eine gewisse Kontrolle behalten, gleichzeitig ermöglichte es den Besucherinnen peinliche Situationen und Verwirrungen vermeiden. Für Veranstalter war die Damenspende und Tanzkarte umgekehrte eine Möglichkeit der Repräsentation, sodass es gerade gegen Ende des 19. Jahrhunderts einen gewissen Wettbewerb unter Ballveranstaltern gab, sich mit prachtvoll und originell ausgestalteten Damenspenden zu übertrumpfen.

Tanzkarten sind heute ein ferne Erinnerung, im Stadtarchiv finden sich aber einige interessante Beispiele dieses heute weitgehend vergessenen Accessoires. Im Titelbild sehen Sie die Damenspende des Bürgerballs am 3. Februar 1897. Einen Bericht zu diesem gesellschaftlichen Ereignis – auch mit Erwähnung der hier dargestellten Damenspende – finden sie hier. Die Tanzkarte stammt indes von einem Ball der Studentenverbindung Austria vom 6. Februar 1884. Wir wissen zwar nicht, wem diese Karte gehört hat, wir kennen jedoch die Nachnamen einiger Tanzpartner der Besitzerin.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum RE-727)

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