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Blühende Ampellandschaften

Blühende Ampellandschaften

Eine friedliche spätwinterliche Szene aus der Wiltener Wunderwelt südlich des Konzertgrabens. Zwei Männer im Trechcoat schlendern auf dem Gehsteig, der kleinere balanciert ein wenig auf den Randsteinen. Die Haltestelle der Linie 1 ist verwaist, kein Auto stört die Stille der Mittagszeit.

Heute würde man die Szene kaum wiedererkennen. Natürlich stehen da jetzt die cortenstählern verkleidete IVB-Zentrale und die frisch façonnierte Betonhülle der PädAk, heute PHT genannt. Aber es steht auch die größte Freiluft-Disko Tirols, leider ohne Drum&Bass, dafür mit der schrägsten Ampellasershow ausgestattet, die je einem Verkehrexpert*innenteam eingefallen sein dürfte. Teile der Belegschaft des Stadtarchivs kommen derzeit, wenn sie nicht den per Rad oder zu Fuß benützbaren Suezkanal unter den Gleisen nimmt, so gut wie täglich hier auf dem Weg in die Feldstraße vorbei. Man kann dabei bei jeder einzelnen Fahrt erleben, wie Ortsunkundige, die zum Lagerhaus oder den Betrieben von Entergleis fahren, die Nerven wegschmeißen. Da gibt es neben geregelten und ungeregelten Fußgängerübergängen, die für das Pädagogisat der Hochschule natürlich sehr zu begrüßen sind, eine Serie von viel zu hell und bunt geschalteten Straßenbahnampeln, die jedeR zunächst für reguläre Lichtzeichenanlagen hält und sicherheitshalber eine Vollbremsung hinlegt. Da diese horizontalen Striche jedoch immer rot bleiben und der Hintermann schon länger auf der Hupe lehnt, riskiert man einen Vorstoß zur nächsten Ampel gefühlt zwei Meter weiter. Das rote Licht bei der vierten Ampel, das gelegentlich auch für Autos leuchtet, wird dann schon professionell ignoriert. Es ist anzunehmen, dass diese Nicht-Situation es bald im internen (und tatsächlich geführten) Crash-Rating der Stadt Innsbruck ganz nach oben schafft, hoffentlich ohne gröbere Verletzungen und zum Wohle der dort zur Schule gehenden Kinder. Die Autospengler-Innung hat jedenfalls sicher ihre Freude damit und die Kürbisse des interkulturellen Gemeinschaftsgartens interessiert der Lärm auch nicht die Bohne.

Das Amtsblatt vom August 1959 erklärt die neuen Straßennamen der Gegend.
Dieser Beitrag hat 14 Kommentare
  1. Ich meine, im Hintergrund links neben dem Schornstein auf halber Anhöhe den ehemaligen Husslhof zu erkennen. Die Aussicht von dort oben musste vermutlich prachtvoll sein. Und ich glaube mich erinnern zu können, dass die Villa rechts hinter dem Lichtmasten jene ist, die vor einigen Jahren abbrannte.

  2. Danke, Herr Hofinger, für die ironische Beschreibung des weltstaädtischen Ampeldschungels bei der IVB. Besonders lustig ist das Einfrieren des Rotlichts nachdem die Straßenbahn den Ort des Geschehens schon längst verlassen hat. Und das bei klaren Sichtverhältnissen in alle Richtungen. Meiner Meinung könnte man eine hohe Prozenzzahl der Ampeln auflassen. Bei der Speckbacher/Maximiliankreuzung hat mans eh getan. Es besteht Hoffnung.

    Aber wir wollen nicht granteln angesichts des geradezu Osterruhe ausstrahlenden Bildes. Obwohl…Nur zwei massive Laternenpfosten, aber die genügen, den Blick auf den alten Gasthof Husslhof zu verstellen. Man sieht nur eine der beiden Pappeln und die den Unter-50 jährigen nicht mehr bekannte „Husslhof Villa“, die eigentlich Villa Sprenger hieß (links vom Schlot der ÖBB)
    https://i.postimg.cc/WzNtB8LH/husslhof.jpg

    1. Das „Einfrieren“ hat seinen Zweck; es tritt dann auf, wenn zu viel motorisierter Individualverkehr unterwegs ist. Hier ist eine von zahlreichen Dosierungsstellen an den Stadteinfahrten, die dazu dienen, den Autoverkehr bei Bedarf zu verzögern. Der städtische Verkehrsrechner berechnet und schaltet die zusätzlichen Rotzeiten nach Bedarf, damit entsteht in der Innenstadt weniger Auto-Chaos, weil weniger Autos durchkommen. Voraussetzung für solche Dosierung ist, dass der öffentliche Verkehr unbeeinträchtigt durchfahren kann.

  3. Das Ampelkonvolut hat den Zweck, den Individualverkehr (den der Zufußgehenden, der Radfahrenden und den motorisierten) sicher anzuhalten, wenn Straßenbahnen durchfahren wollen. Hauptsächlich ist dieser Ort seit dem Bau des neuen Tramdepots Duilestraße keine Straßenkreuzung mehr, sondern ein doppelgleisiges Gleisdreieck. Der Restverkehr darf das Gelände halt mitbenützen.
    Die Signalanlage entspricht den RVS, den Richtlinien und Vorschriften für das Straßenwesen, und der Straßenbahnverordnung 1999. Angesichts dessen, dass der gesamte nach Westen orientierte Autoverkehr von der Einfallstraße Brennerstraße stadteinwärts hier durch muss und zusätzlich LKW in und aus dem Industriegebiet um die Feldstraße hier zirkulieren und damit das Stör- und Unfallpotenzial groß sind, ist eine Signalanlage für die Tram dort auf jeden Fall besser als keine.

    Mein Interesse an dem Foto, auf dem das alles noch fehlt, weckt aber das einzelne Gleis im Vordergrund. Dieses Bild ist wieder mal ein für am städtischen Schienenverkehr Interessierte besonders wertvolles, weil es von diesem Gleis kaum gute Bilder gibt. Es war ein direktes Verbindungsgleis von der Stubaitalbahn zur Straßenbahn und bestand von 1905 bis 1975. Wegen der unterschiedlichen Stromsysteme beider Bahnen fehlte eine Fahrleitung.
    Vor dem Bau der „Konzertkurve“, der ÖBB-Strecke in Tieflage zwischen West- und Hauptbahnhof, und der damit verbundenen Umgestaltung dieser gesamten Gegend hatte diese Gleisverbindung tatsächlich einen Zweck: Güterwagen vor allem Baumaterial wurden vom hier an anderer Stelle bereits besprochenen zweigleisigen Ladeterminal der Straßenbahn in der Feldstraße (wie gern würde ich davon ein Foto oder einen Gleisplan sehen!) über dieses Gleis auf die Stubaitalbahn überführt; ich gehe davon aus, dass das Gleis bis Anfang der 1950er bis kurz vor den Stubaitalbahnhof mit Straßenbahnfahrleitung überspannt war, damit ein Verschubtriebwagen die Güterwagen hinaufschieben konnte.
    Ab und zu wechselten darüber auch andere Fahrzeuge zwischen Straßenbahnnetz und Stubaitalbahn. 1926 verkehrte zusätzlich zu den Zügen der Stubaitalbahn ein benzinbetriebenes Schienenauto fahrplanmäßig zwischen Hauptbahnhof und Fulpmes, das ebenfalls dieses Verbindungsgleis benützte (danke wieder einmal, Walter Kreutz!).
    Angedacht waren auch Kurswagen, die vom Straßenbahnnetz auf die Stubaitalbahn übergehen sollten. Das Westbahnhofviadukt, die dort ebenfalls bis zum Bau der Konzertkurve existierende Hochbahnstrecke der „Electrischen Stadtbahn“, war auf die Wagenbreite der Stubaitalbahn ausgelegt, der Rest des Tramnetzes aber nicht. Deshalb wurde nichts aus diesem Vorhaben.
    Mit der Konzertkurve verschwand der Umladeterminal der Straßenbahn und damit verlor auch dieses Verbindungsgleis seinen letzten Zweck. Warum es über 1956 hinaus noch bestehen blieb, weiß ich nicht. Vermutlich einfach deshalb, weil es schon da war.
    1975 musste es weichen, weil der neue Betriebshof Pastorstraße gebaut wurde.

    1. Ich wusste von dieser Verbindung zur Stubaitalbahn nichts, aber als ich das Bild betrachtete, vermisste ich die Fahrleitung! Nun ist alles klar – danke! Der Mast links ist also das Ende der Fahrleitung der Stubaitalbahn?

      1. Ja, das ist ein Mast der Stubaitalbahn, allerdings gehört der zu einem von damals zwei Bahnhofsgleisen oben vor dem Stubaitalbahnhof, von denen eines bis zu diesem Masten vor führte; das heute dort noch vorhandene Gleis ist deutlich kürzer, es endet an einer Art Blumenbeet-Prellbock. Ich bin mir nicht mal sicher, ob das nicht mit dem Umbau des Stubaitalbahnhofs zum Museum komplett neu verlegt wurde.
        Dieses Gleis wurde zum Abstellen von Güterwagen verwendet. Auf jedem der (wenigen) Fotos davon, die ich kenne, steht entweder ein Niederbord- oder ein gedeckter Güterwagen. Auch auf dem Foto oben ist ein abgestellter Niederbordwagen zu erkennen, ich nehme an, es handelt sich um einen der „Skitransportwagen“.

  4. Gut, was heute Lagerhaus heißt, steht schon da. Was die Ampelregelung betrifft – das damalige Nichtvorhandensein ebendieser wäre m.E. jedenfalls eine flüssigere Lösung als die heutige. Um nicht „ehrenanrüchig“ in meinen Kommentaren zu werden spare ich mir ebendiese und zwar als aktiver Fußgänger, Rad- und Autofahrer im gesamten Ortsgebiet.

  5. Zum Verbindungsgleis fällt mir ein, daß in einer leider nicht mehr aktiven facebookgruppe von einem kompetenten Insider der weitere Verlauf erörtert worden ist. Das Gleis ging bis zum Konsumgebäude und war offenbar nicht als Verbindung zur Stadt, sondern zur Warenlieferung gedacht.
    Wenn man genügend Waggons zusammenkuppelte, dann war es wohl möglich, von beiden Stromseiten her so weit zu verschieben, daß die Waggons von der jeweiligen Lok abgeholt werden konnten. Die Bemerkung, daß für dieses Manöver heute sicher noch eine Ampel notwendig wäre, unterdrücke ich mit dem gleichzeitigen dringenden Wunsch, diese Webseiten bitte ideologiefrei zu halten.
    Hier noch ein Fotoausschnitt mit dem Husslhof drauf. https://i.postimg.cc/2y9zknzM/beim-STBhf.jpg
    Auf welchem Gleis stehen da die Güterwaggons?

    1. Ich darf ein bisschen korrigieren: wir sprechen hier von verschiedenen „Güterbahnhöfen“. Der hier besprochene war lediglich die schnurgerade Fortsetzung der beiden Bahnhofsgleise der Stubaitalbahn und endete auch noch im Bahnhofsbereich.
      Das von dir, Karl, erwähnte ging auf der Südseite des Westbahnhofviadukts vom Streckengleis der Linie 1 in Richtung Westen zur Feldstraße ab und teilte sich vor dem Konsumlager in zwei Gleise parallel zu einem Ladegleis der ÖBB auf, um damit einen Güterbahnhof der Straßenbahn zu bilden. Davon gibt es leider keine mir bekannten Fotos (eine Recherche dazu im Staatsarchiv, wo es jede Menge Fotos und Planunterlagen zu den Anlagen der Staatsbahn gibt, habe ich schon ewig im Hinterkopf, aber noch nie durchgeführt).
      Der Zusammenhang mit dem hier Besprochenenen ist das Verbindungsgleis, da von diesem Straßenbahn-Verladebahnhof Güterwagen zur Stubaitalbahn überführt wurden; laut Kreutz-Buch war das hauptsächlich Baumaterial. Die Fahrleitung mit Lücke war sicherlich so konstruiert, dass ein Wagen mittels Verschubtriebwagen sauber übergeben werden könnte. Da reichen zwei, drei Meter Abstand leicht aus. Vielleicht konnte auch der ganze Verbindungsgleis-Abschnitt mit zwei Trennern umgeschaltet werden. Auch das wäre interessant herauszufinden.

    2. Oops, das letzte hätte ich ja jetzt fast übersehen… Karl, die Güterwaggons stehen auf deinem Foto genau in diesem kleinen Güterbahnhof am Nordende des Stubaitalbahnhofs.
      Irritierend ist dabei sicher der Verlauf der Straßenbahntrasse im Vordergrund. Das Foto stammt nämlich noch von vor dem Neubau der Pastorstraße; das Gleis der 1er verlief zu diesem Zeitpunkt noch anders, es machte schon dort einen Bogen, um dann ca. im 45°-Winkel in Richtung Abzweig Feldstraße und Westbahnhofviadukt zu führen.

  6. Es ist ja immer die eine Frage, ob/dass man etwas machen muss, – und die andere das WIE.
    Und nachdem die IVB zusammen mit ihren KollegInnen von der Verkehrsplanung sich seit Jahren beim WIE überbieten, ist es verständlich, dass sich die IVB eines der gelungenen Werke auch vor die eigenen Fenster setzt.

    Auf die Aufzählung weiterer Highlights mit Personenschaden-Charakter verzichte ich gerne. Nach vielen tollen Erlebnissen im Sinne des Herrn Hofinger fahre ich schon längst den Altmetall-Graßmayr – von Pradl kommend – nur noch vom Westen her an. Das erspart zwar keine Kilometer, aber sonst doch einiges …

  7. Das Verbindungsgleis hatte immer einen Sinn, die Hauptuntersuchungen der Stubaitalbahnfahrzeuge wurden am Gelände des Bergisel Bahnhofs durchgeführt. Hierfür wurden gerade nicht benötigte Triebwagen der Haller/Igler/Straßenbahn an einen Verschubtriebwagen gekuppelt, und ar…links über das Verbindungsgleis auf die Stubaitalbahn hinauf geschoben. Das Stubaier Fahrzeug angekuppelt, und schon konnte man es überstellen. Gibt hübsche Fotos zum dem Sammelsurium an Fahrzeugen.
    Ursprünglich gingen die Bahnhofsgleise der Stubaitalbahn fast bis vor die Basilika, mit einer Weiche zum Umsetzen der Züge. Der berühmte Schwerkraftverschub wurde erst später eingeführt.
    Wenn ich das recht im Kopf habe, existierten grob 4 parallele Gleise am Stubaitalbahnhof, von Ost nach West:
    – Anschluß an den Güterschuppen, hörte vor dem Gebäude des Stubaitalbahnhofs auf
    – Hausbahnsteig, ging bis an die Pastorstraße heran und war die Verlängerung des Ausfahrtsgleise neben der Remise
    – Zweites Abfahrtsgleis ging bis an die Pastorstraße heran,
    – Abstellgleis und Überstellgleis, nach Süden als Abstellgleis für Güterwagen, nach Norden als Rampe zum Überstellen.

    Stellt so einen mittleren Zeitabschnitt dar. Anfangs und gegen Ende sind die Gleise etwas anders gelegen.
    Mit der Umstellung der StB auf Gleichspannung sind alle Gleise am Gelände des alten Stubaitalbahnhofs ab den Remisentoren entfernt worden.

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