Bild sucht Modell
Eine Innsbrucker Familie hat sich kürzlich dieses Bild gekauft und hofft nun, nachdem die ausgewiesene Expert*innenschar mit allen Mitteln der Recherchekunst daran gescheitert ist, auf die Weisheit der Crowd, auf eine zufällig erhaltene Anekdote aus Familienkreisen oder eine so starke Ähnlichkeit mit einer heute lebenden Person, dass man es vielleicht doch noch herausbekommen könnte.
Der junge Künstler ist, unschwer erkennbar an seiner selbstbewussten Signatur, Ernst Nepo. Als Ernst Nepomucky 1895 im fernen Dubá/Dauba (damals Bezirk Böhmisch Leipa, heute im Okres Česká Lípa) geboren und gleich nach dem Ersten Weltkrieg nach Innsbruck gekommen, vermutlich über die Bekanntschaft mit dem Kunstakademiker Hermann Thurner. Er wohnte sein ganzes hiesiges Leben in der Weiherburggasse, die natürlich nicht auf Mühlauer Staatsgebiet liegt, wie uns sein Wikipedia-Eintrag gerne glauben machen möchte. Etwas klarer wird in diesem kurzen Artikel seine frühe Hinwendung zum Nationalsozialismus angesprochen, was leider immer noch nicht nicht bei allen in den letzten Jahren stattgehabten Nepo-Ausstellungen selbstverständlich Eingang in die Künstlerbiographie gefunden hat.
Also wie könnte man herausfinden, wer diese junge Frau ist? Natürlich kann es „irgendwer“ sein, aber bei der Recherche könnte uns helfen, dass Nepo gerade erst aus dem Krieg zurück war und in Innsbruck sicher noch nicht besonders viele Leute kannte. Er wohnte mit seiner Frau Berta geborene Thurner (eine Schwester des Hermann) in ihrem Elternhaus, wo zum Beispiel auch die Ende 1908 geborene 11jährige Schwester Hilda Thurner (später verehelichte Leutschacher bzw. Bernhardt) lebte. Das wäre jetzt mein bester Tipp. Oder haben Sie wen anderen erkannt?
In der Tabaktrafik (und „Kunstverlag“) des Leo Stainer, Maria-Theresien-Straße, waren von 1930-33 zwei Lehrmädchen beschäftigt, die „Ella“ und die „Resi“. Die Ella wohnte mit ihren Eltern in der Weiherburggasse im selben Haus wie der Maler Nepo. Sie erzählte der Resi, der Nepo habe sie schon einmal gemalt…! Der Resi blieb vor Bewunderung der Mund offen stehen! Da habe die Ella gemeint: „Brauchsch dir nix denken, Resi! Des isch langweilig! Da muasch allweil stillsitzen und darfsch di nit rüahrn…!
(Die Resi war übrigens meine Mutter, später dann)
Die Ella, verehel. Hupfauf (Kriegerswitwe) geb Krischker, ist am 23.Mai 2002 im 87. Lebensjahr verstorben.
Ich habe sie dunkel in Erinnerung als schlanke Frau mit eher ausgeprägten Backenknochen. Von ihren 2 Söhnen (beide sportlich) ist einer recht jung noch vor ihr gestorben.
Ich weiß von ihr, daß sie (wie in jungen Jahren!) auch in den 1960er Jahren wieder zur Post gegangen ist. (Schon ihr Vater war Postbeamter gewesen) Beschäftigt war sie in dem Telegraphen-Dingsda-Gebäude in der Andreas-Hofer-Straße.
Ob Nachkommen (des 2.Sohnes) oder ehemalige Kolleginnen noch leben, weiß ich leider nicht.
Ach ja: das 2.Lehrmädchen, die Resi, war meine Mutter.
Das ist eine wunderbare Innsbrucker Geschichte, liebe Frau Stepanek.
Für dieses Bild (entstanden 1920) ist „die Ella“ (Jg 1915 ca) zu jung gewesen.
Nun, da muß ich mich wohl entschuldigen, Herr Hofinger, daß ich „in der Hitze des Gefechts“ wegen der oberen Verdickung und des winzigen Aufwärtsschwänzchens an der Null irrtümlich „1926“ gelesen habe (was ja passen würde – letztes Volksschuljahr…)
Es soll nicht wieder vorkommen; ich gelobe Besserung.
Und nichts für ungut!!!