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Aus Dem Tagebuch Eines Kaiserschützenoffiziers I

Aus dem Tagebuch eines Kaiserschützenoffiziers I

Rudolf Hermanny-Miksch wurde 1871 in Wien geboren und schlug die Berufsoffizierslaufbahn ein. Mit 1. November 1895 wurde er zum Leutnant im k. k. Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 1 (Wien) ernannt. Im Jahr 1906 – Hermanny-Miksch war inzwischen zum Oberleutnant avanciert – erfolgte seine Transferierung zum k. k. Landesschützenregiment „Bozen“ Nr. II. Drei Jahre später vermählte er sich – mittlerweile zum Hauptmann befördert – in Welsberg mit Helene von Kempter zu Riggburg und Zellheim. Nur wenige Wochen vor dem Attentat von Sarajewo wurde Hermanny-Miksch schließlich zum k. k. Landesschützenregiment „Trient“ Nr. I versetzt, in dessen Reihen er den Ersten Weltkrieg mitmachen sollte.

Rudolf Hermanny-Miksch als Oberleutnant im LIR 1 (Bildmitte) mit seinen beiden Brüdern, aufgenommen 1898.

Nach 1918 ließ sich Hermanny-Miksch in Innsbruck nieder, wo er sich u.a. im Kaiserschützenbund betätigte und sich militärhistorischen Studien widmete. Auch war er noch einige Jahre als Offizier beim Bundesheer aktiv. Er beendete seine Laufbahn 1925 als Generalmajor. Hermanny-Miksch, der den autoritären „Ständestaat“ unterstütze (er war u.a. „Landesführer“ der „Österreichischen Soldatenfront“), warb Anfang März 1938 öffentlich für ein unabhängiges Österreich. Knapp vor seinem 90. Geburtstag starb er am 1. Jänner 1964 in Innsbruck.

Wie so viele Zeitgenossen, führte auch Rudolf Hermanny-Miksch in den Kriegsjahren zumindest zeitweise ein Tagebuch. So hat sich in seinem Nachlass ein kleines Notizbuch mit der Aufschrift „Kriegstagebuch vom 28. Nov. 1915 bis einschließlich 9. Novemb. 1916“ erhalten, aus dem wir in dieser kleinen Serie einige Einträge vorstellen wollen.

28. Novemb. 1915 zum dritten Male in das Feld abgegangen, nach Beendigung eines im Kreise der Familie verbrachten 14 tägigen Urlaubes in Meran.
Abends in Malé eingelangt, dort genächtigt.

29./11. Früh im Auto nach Fucine, wo ich mich beim Brigadekmdo (GM von Eckart) meldete. […]
Nachm. mit dem Auto weiter auf Pizzano, in jene Sammelstation, wo ich 1907 u. 1908 als Subalternoffizier u. Komp. Kmdt. tätig war. Wie hat sich das Bild hier geändert! Die gesamte Zivilbevölkerung evakuiert u. nach Oberösterreich geschafft.

30/11 u. 1/12 in Pizzano bei Rgtskmdo.

2/12 Von 10h vorm. bis 4h nachm. Geschützkampf – Plänkelei bei Ospizo Varto Soma (1 Todter, 2 Verwundete u. 2 Leichtverwundete).
Durch Geschützfeuer 1 Schwerverletzter u. 1 Leichtverwundeter (zunächst Werk Strino).
Ich noch bei Rgtskmdo.
Hier auch noch Oberst Graf Thun, Oberstjägermeister Sr. Majestät.

[…]

4/12 Von Pizzano abgegangen in das Val Strino als AbschnittsKmdt (2 Baon Arbeiterabtlg. u. Geschütze).
Die 2 Baone waren 1. u. 2. Baon LSR I [= Landesschützenregiment „Trient“ Nr. I].
Hier Majr. Blum abgelöst-
Hier ein kleines Dorf entstanden infolge der Barackenbauten (2200 m hoch).

[…]

14/12 Dienstag -15 °C
Sehr kalt. – Spaziergang zum 1. Baon gemacht (1 3/4 Stunden) unterhalb Tonalespitz. Dort Hptm. Hahn getroffen-
Da ich gerade Zeit [habe] will ich meine Behausung bei Mga. Strino des Näheren schildern:
Anstieg vom Werk Strino aus. Bei Malga ein kleines Barackendorf entstanden:
2 Offiziersbaracken
2 feste Mannschaftsbaracken
1 Magazinsbaracke (Malga)
1 Küchenbaracke
1 Baracke für Beschlagmeister, Waffenmeister u. Professionisten
1 Arbeiterbaracke
3 Stellbaracken
sowie 1 Kapelle mit Widum (Feldkurat Hager)
1 Marodenzimmerbaracke
1 Friedhof bis jetzt 18 Mann
Mein Zimmer in der Offiziersbaracke, niedrig, doppelwandig, … [?], 1 requiriertes Bett, 1 requirierter Kasten, 2 Tische, 2 Sessel, 1 Stockerl – 1 Fenster, 1 Ofen, bescheiden u. klein – wie auf einer Hütte – aber wenigstens hat man für die kalte Zeit – ganz besonders nachts – einen warmen Raum.
Etwas Schießerei am Stützpkt (am Mero-Rücken) gegen eine fdl. Patr. bei Ospizio.

[…]

24/12. Den ganzen Nachmittag Gewehrfeuer von italienischer Seite! Sie wollen anscheinend an diesem hl. Abend nicht Ruhe geben.
Abends das erstemal in unserer neuerbauten Offiziersmesse (Holzhütte) auf Malga Strino. Teilnehmer: Rgtsarzt. Dr. Wacker, Oblt.ProvOffz. Strohmaier u. einige Kadetten (im Ganzen 8 Herren); es war sehr nett! Christbaum wundernett – außerdem spielte ein Gramophon – Liebesgabe – schöne Lieder! Dann reichliches Mahl.

25/12 2 Feldmessen auf Malga Strino durch Pater Hager. Erhebend schön! Schneegestöber! Einj. Freiw. sangen die deutsche Messe [von Schubert]: „Wohin soll ich mich wenden“, dann Volkshymne. Heilige Andacht! Ein Reservist – Familienvater von 8 Kindern – weinte bitterlich.
Tagsüber starker Schneefall, Wege u. Straßen unpassierbar.
Eisernen Ring mit „E“ darüber eine Krone u. auch Jahreszahl 1915 erhalten, erhielt jeder Offz. etz. der Kampftruppe vom Kommandanten der SW-Front Erzh. Eugen.
Die Ringe sind aus ital. Geschützmaterial.

To be continued …

(StAI, NL Rudolf Hermanny-Miksch)

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare
  1. Im Ruhestand hielt Generalmajor Rudolf Hermanny-Miksch eine Vielzahl von militärhistorischen Lichtbildvorträgen, u.a. 1926 in Feldkirch, welche auf reges Interesse gestoßen sein mögen.

    Der Feldkircher Anzeiger vom 12. Mai 1926 berichtet wie folgt:
    „Lichtbildvortrag: Unsere Kaiserschützen
    im Weltkriege. Ein Vortrag mit prachtvollen,
    farbigen Lichtbildern, der in vielen Städten
    Oesterreichs und Deutschlands mit größtem Er-
    folge gehalten wurde, fand am Dienstag. den
    11. d. M. um 8 1/4 Uhr abends, im Saalbau
    statt. Der Vortragende, Herr Generalmajor
    Rudolf Hermanny-Miksch, dem nach den vielen,
    übereinstimmenden Zeitungsurteilen eine glän- ­
    zende, gewinnende Redegabe zu eigen ist, schil-
    dert an Hand der zahlreichen künstlerisch aus- ­
    geführten Lichtbilder die schweren, kühnen,
    opfermutigen, aber auch ruhmreichen Kämpfe
    unserer Kaiserschützen in der Gletscherwelt und
    in den Felsklüften unserer einstigen Südgrenze
    in anschaulicher Weise und mit fesselnden Wor- ­
    ten, die von seinem eigenen warmen Empfinden
    für diese Wackeren und für unsere Heimat
    zeugen und zum Herzen reden. Die Schreck- ­
    nisse des Kampfes werden gemildert durch
    den Anblick der herrlichen Landschaften, die
    farbenprächtigen Bilder atmen köstliche, frische
    Bergluft. Im Beschauer bleibt nur ein Gefühl
    der Gehobenheit zurück.“

  2. Die Beschreibung des Barackenlagers Malga Strino ist sehr interessant. In den Beständen der Nationalbibliothek gibt es sogar eine Winteraufnahme von 1916, auf welcher das tief verschneite Lager zu erkennen ist. Das Foto illustriert sehr anschaulich die Schilderungen des Tagebuchs:
    https://onb.digital/result/10F54E34

    In der Nationalbibliothek gibt es auch Fotos vom dortigen Lager-Friedhof, als gerade eine Feldmesse abgehalten wird.

    1. Auf Schloß Ambras bei Innsbruck stellte er 1931 das Kaiserschützen-Museum auf und verwaltete es bis 1963.
      Er war von 1920 Präsident des Kaiserschützen-Offizierbund in Österreich, Bundesführer des Kaiserschützenbund Tirol. Führer der Soldatenfront in Tirol. Präsident des Offiziersverbandes in Tirol, etc.

  3. Auf dem Titelfoto trägt Hermanny-Miksch wohl folgende Auszeichnungen:
    1. das Ritterkreuz des Leopoldordens mit der Kriegsdekoration und den Schwertern, verliehen im April 1918
    2. den Orden der Eisernen Krone 3. Klasse mit der Kriegsdekoration, verliehen 1917
    und 3. einen weiteren Orden / Verdienstkreuz

    Das Foto dürfte demnach wohl frühestens auf April 1918 zu datieren sein.

    1. Lieber Herr Auer, vielen Dank für die ergänzenden Informationen und Verweise! Die ersten beiden Orden haben Sie vollkommen richtig identifiziert. Beim dritten Orden handelt es sich um das Eiserne Kreuz (ob erster oder zweiter Klasse, vermag ich so nicht zu sagen). Leider konnte ich bislang nicht feststellen, wann Miksch-Hermanny diese Auszeichnung verliehen wurde und wofür … auch trägt er auf dieser Aufnahme nicht alle seine Auszeichungen.

      1. Auf dem gestempelten Ausweisfoto trägt Rudolf Hermanny-Miksch das Ritterkreuz des Kaiserlichen Leopold Ordens mit KD und Schwerter, den Orden der Eisernen Krone III. Klasse und das Preußische Eiserne Kreuz II. Klasse. Bis 1918 wurden ihm noch das Militärverdienstkreuz III. Klasse mit KD, die Bronzne Militär Verdienstmedaille (SIGNUM LAUDIS), das Ehrenzeichen vom Roten Kreuz II. Klasse mit KD, das Karl Truppenkreuz, Jubiläumsmedaille und Jubiläumskreuz verliehen. An ausländischen Auszeichnungen wurden ihm nach seiner eigenen Aufstellung neben dem EK II auch noch das Kreuz zum Württembergischen Kronenorden verliehen. Nach dem WK I. erhielt er noch die Erinnerungsmedaille für die Tiroler Landesverteidigung von Tirol . (Gestiftet am 7.12.1928).
        Nach 1918 trug er auf seiner Uniform folgende Auszeichnungen- Leopold-Orden mit KD und Schwerter, den Kronen Orden mit KD und Schwerter, das Militärverdienstkreuz III. Kl, die Militär-Verdienstmedaille, das Karl-Truppenkreuz und ab 1928 auch die Tiroler Kriegserinnerungsmedaille. Am 13. Mai 1937 wurde ihm vom Frontführer und Bundeskanzler das Ehrenkreuz der Vaterländischen Front verliehen. Laut Antrag auf Verleihung vom 8. Juli 1939 wurde ihm das Ehrenkreuz für Frontkämpfer zugeteilt. Mit Entschließung vom 14. Februar 1963 erhielt er das GOLDENE EHRENZEICHEN FÜR VERDIENSTE UM DIE REPUBLIK ÖSTERREICH.

  4. Da die zeitweise unterschiedliche Schreibweise von Rudolf Misch, Rudolf Hermanny und Rudolf Hermanny-Miksch irritiert, ist folgendes wichtig-
    schon in Friedenszeiten führte Frau und Herr Miksch die Namensänderung auf Hermanny, den Namen seiner Mutter voran. Ihnen schien die Erhaltung dieses hoch angesehenen, adeligen Namens sehr wichtig. Als im Jahr 1922 infolge Inflation die Geldentwertung eingetreten war, sahen sie ihre Chance gekommen die Umschreibung vorzunehmen. Die ehemals geforderten 1000 Kronen waren nichts, da die Gagen in Millionen von entwerteten Kronen ausbezahlt wurden. Die Finanzbehörden arbeiteten langsam und die Gebühren blieben immer einige Tage stabil.. So konnten sie die Umschreibung für 1000 Kronen vornehmen.
    Das Prädikat “von Heldenberg“ erhielten sie allerdings nicht zuerkannt, da in der 1. Republik 1919 jeder Adel abgeschafft wurde.
    Also ist folgendes ganz klar richtig-
    Bis 1922 muß es ausdrücklich Rudolf Misch heißen. Ab Namensänderung 1922 wurde immer mit Rudolf Hermanny mit Zusatz GM für Generalmajor unterschrieben. Es gibt aber auch Dokumente ab 1922 an Hern Rudolf Hermanny-Miksch. (Privatunterlagen-Nachlass Hermanny-Miksch)

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