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Amraser Idyll

Amraser Idyll

Lässig lehnt der Chauffeur der Autobuslinie 6 neben seinem Gefährt, einem Perl L6, an der Mauer eines traditionsreichen Amraser Gasthauses. Seine Fahrt hatte ihn vom Hauptbahnhof über den Bozner Platz, die Maria-Theresienstraße, den Burggraben, die Museumstraße, die Amraser Straße, den Leipziger Platz, die Defreggerstraße, die Pradler Straße und die Amraser Straße zur Endstation beim Bierwirt geführt, wo er in seiner wohlverdienten Pause die Sonne genießt…

Der erfahrene Friseur Franz Kaplita, der vor seinem Umzug nach Amras u.a. ein Friseur- und Parfümeriegeschäft in der Höttinger Au geführt hatte, dürfte schon Kundschaft haben. Oder ist der Besitzer des Motorades, dessen Marke bzw. Type wir leider nicht identifizieren konnten, doch auf einen schnellen Kaffee in den Bierwirt gegangen?

Apropos Bierwirt. Auch wenn die meisten von uns heute dabei gleich an Amras denken, konnten Durstige einst auch in Fritzens, in Igls, in Kematen, in Sellrain, in Wattens und anderswo einen Bierwirt finden. Zum Aufnahmezeitpunkt führte Johann Geyr (1894-1957) das Gasthaus. Gleichzeitig amtierte er als Gemeindevorsteher von Amras, Obmann der Musikkapelle und Feuerwehr-Kommandant. Nach dem Zweiten Weltkrieg sollte er zum ersten Bezirksfeuerwehrkommandanten des Bezirkes Innsbruck-Stadt (gegr. 1947) gewählt werden. Aber das ist eine Geschichte für sich …

(StAI, ohne Sig.)

Dieser Beitrag hat 9 Kommentare
  1. Ab 1921 wurden bei der Automobilfabrik Perl in Wien-Liesing auch Elektro- Traktoren gebaut, man hoffte durch die vielen vorhandenen und in Bau befindlichen Wasserkraftwerke auf billigen Ladestrom. Schade drum, man hätte sich nicht nur 100 Jahre Lärm erspart.

  2. Sehr idyllisch und trotz der erheblichen Veränderung m.M. nach auch heute noch wieder zu erkennen.
    Dass aber ein Autobus mit der Liniennummer der Igler nach Amras fuhr ist interessant. Da muss ich mich baldigst weiterbilden. Ich stelle mir nämlich nun die Frage, ob dieses Aufnahme vor der Überführung der IMB in die IVB gemacht wurde und die Linienummer des Autobusses von der Igler geerbt wurde?

  3. Bei der Bus Nummer könnte es sich auch um ein G wie Gustav handeln ……………
    An der Tür ist auch die Nummer 21 zu finden die Schrift dahinter ist nict zu lesen.
    Schönes Foto welche manche Erinnerung an meine Amraser Schulzeit wachruft

  4. Linie 6 stimmt schon. Es gab auch die Linien 1 – 5 und 7, Verwechslungsgefahr bestand keine. Damals zumindest, Heute bin ich mir nicht so sicher, ob man nicht nur die Nummer liest ohne zu schauen ob man in einem Bus oder einer Straßenbahn sitzt..
    Der Schriftzug hinter der Nr. 21 lautet Kraftverkehr Innsbruck.

  5. Die Forumssoftware hier bringt mich wieder mal zur Weißglut, sorry to say… Links zu Bildern posten ist hier einfach unmöglich, eine halbe Stunde habe ich jetzt herumprobiert!

    Eine Antwort mit Bildern daher in meinem eigenen Forum (Leerzeichen bitte herauslöschen) :
    h t t p : / / f o r u m . s t r a s s e n b a h n . t k / v i e w t o p i c . p h p ? p = 1 1 6 9 3 4 # 1 1 6 9 3 4

  6. Tolle Fotos. Interessant auch, dass Straßenbahnen und Busse ( was bedeutet übrigens IMB? Innsbruck Mittelgebirge Bus?) teilw. die selben Nummern trugen. Bus und Bahn kann man aber ohnehin nur schwer verwechseln. Höchstens bei Schienenersatzverkehr, so es den schon gab.

    1. Danke! Vor Gründung der IVB 1941 lieferten sich die verschiedenen Innsbrucker Verkehrsunternehmen einen teils erbitterten Konkurrenzkampf. Der freie Markt wurde faktisch nur vom Konzessionswesen und finanziellem Vermögen reguliert, das aber zeitenweise kaum kontrollierbarer oder sogar systemimmanenter Korruption zum Teil auch den Marktmechanismen unterlag. Die Straßenbahngesellschaft LBIHiT, die trotz ihres Namens alle Straßenbahnlinien betrieb, an der IMB (Innsbrucker Mittelgebirgsbahn) beteiligt war und auch an der AGStB (Aktiengesellschaft Stubaitalbahn), war der große Platzhirsch und hinsichtlich des Drahts nach Wien und damit zum Konzessionsgeber klar im Vorteil. Die Busgesellschaften, allen voran die KVI (Kraftverkehr Innsbruck) griffen die LBIHiT von allen Seiten an, mit Parallelführungen, günstigeren Preisen und der höheren Flexibilität des straßengebundenen Verkehrsmittels. Die LBIHiT setzte sich zur Wehr, indem sie ebenfalls Buslinienkonzessionen beantragte und auch bekam. Dennoch setzte der Konkurrenzkampf den Straßenbahnen so sehr zu, dass sie ab dem Aufkommen des Busverkehrs in den 1920-ern immer finanziell prekär dahinschrammte – viele Ausbau- und Modernisierungspläne fielen dem zum Opfer. Die Nazi-Administration beendete diesen Zustand durch die Gründung der IVB, in der die LBIHiT gemeinsam mit der IMB, dem KVI und kleinen Autobusunternehmen aufging, nur die AGStB blieb administrativ noch eigenständig.
      Der WW2 machte die finanzielle Lage freilich nicht besser, der Versuch der Naziverwaltung, für die IVB dringend benötigte neue Straßenbahnen im Ausland zu okkupieren, schlug fehl – Zeuge dessen ist heute der Tw 60, von dessen Typ noch weitere acht Stück (oder waren es noch neun?) nach Innsbruck hätten kommen sollen. Es ist den IVB lange nicht gelungen, die Nachwirkungen des ruinösen Konkurrenzkampfs zu überwinden. Während Linz und Graz schon längst die dringend benötigten Neufahrzeuge beschafft hatten, gelang das Innsbruck erst rund zehn Jahre später, im Jahr 1960.
      Noch ein kleiner Exkurs zum Schienenersatzverkehr mit Bussen: das wurde meines Wissens nach erst in den 1960ern möglich, als die IVB auf ältere, aber noch intakte Busse als Reserve zurückgreifen konnten. Das ist aber auch ein wenig erforschtes Gebiet.
      Heute kann die Straßenbahn ohne längeren zeitlichen Vorlauf übrigens nur zu einem kleinen Teil durch Busse substituiert werden. Das könnten wir auch morgen durch den Streik zu spüren bekommen.

      1. Herzlichen Dank für die ausführlichen Erläuterungen. Die LBIHiT fiel bereits 1908 negativ auf, als sie die bereits elektrisch geplante Dörferbahn von Mariahilf über die Martha Dörfer bis Hall verhinderte. Angeblich erhielt sie aber die Auflage die ‚Haller‘ zu elektrifizieren, was 1909 auch erfolgte. Ob diese deshalb früher geschah als ohnehin bereits geplant wissen Sie sicher besser.

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