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Altgläser Sehen Dich An

Altgläser sehen Dich an

Als es Anfang der 1990er wieder einmal galt, den Innsbrucker*innen Sinn und Zweck des Altstoff-Recyclens nahezubringen, wurde ein dualer Schlachtplan gegen die hartnäckige Resilienz der lokalen Bevölkerung gegen unpopuläre Konzepte wie Müllvermeidung und Mülltrennung entworfen. Dafür schrieb man ein – es sollte nicht das letzte bleiben – nett illustriertes Heftl mit bis auf die Büroklammer herunter definiertem Mülltrennkonzept. Diese Anleitungs-Aufmunterungs-Ermahnungs-Broschüren sind wahrscheinlich die einzige Print-Publikation, die schon drei Tage später zu 99% im Container zu finden ist ist. Gestalterisch landete die Aufgabe beim bestaussehenden Innsbrucker Grafiker der 1990er Jahre Charly Zimmermann (im Bild oben leicht zu erkennen als früher Wiedergänger aus Games of Thrones). Sein Vorschlag, dass sich eine Flasche allein nicht trennt und man somit einem freundlich aufmunternden Augenpaar gegenüber stehen solle, bevor man die akustische Schuldorgel des häuslichen Alkoholkonsums durch die Buntglas- (Doppler, 1 Liter, 7-Zehntel) und Weißglas- (Obstler, Bailoni) Ventile über ein kathartisches Klirren in Betrieb setzte.
Am konkreten Müllsammelverhalten hat sich danach keine messbare Veränderung gezeigt. Viele Jahre waren die auch von Fahrzeugen mit Innsbruck-Land-Nummerntafeln stets gut besuchten städtischen Sammelinseln eine echte Plage für die dort in der Nähe wohnende Anrainerschaft. Mit der neuerdings praktizierten Total-Transparenz und Rückspiegelung des Abfallaufkommens auf die wegwerfende Hausgemeinschaft sind Teile davon verschwunden. Populäre Plätze des Austausches und des Verweilens sind diese Altglascontainer aber nie geworden. Diese Funktion übernimmt heute teilweise der große städtische Männer-Abenteuerspielplatz a.k.a. Recyclinghof Rossau, bei dem sich am Samstag vormittags tutto Innsbruck trifft. Dem Vernehmen nach ist so auch vielen Paaren geholfen: Die Damen können in Ruhe im Dez schauen und die Gatten sind derweil ein Stündl halbwegs sinnvoll beschäftigt. Schade dass man dort nicht noch ein kleines Bier zischen kann.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Wer ist auf die Idee gekommen daß „Glotzaugenpaar = Animierung zum Recyclen“ bedeutet? . Eher doch „Wir beobachten Dich, Bürgerschafl!“Und welchem verblendeten Hirn ist „attraktive Müllinsel“ auf die Zunge gerutscht? Und welcher Politiker glaubt im Ernst, daß man ihm zu Liebe etwas tut? Dazu das Gruppenbild. Außer dem leider nie BM gewordenen Eugen Sprenger traue ich es keinem(r) so richtig zu, das richtige Glas in die richtigen Container zu werfen.
    Wer waren denn die anderen Leute vlnr? Den Rettenmoser glaube ich auch zu erkennen und der einzig unmöglich angezogene wird der unbekannte, aber dafür umso berühmtere Augenfetischist gewesen sein.
    In anderen Ländern hab ich übrigens schon Container für Plastik und Altglas in einem gesehen. Ein moderner Prozessrechner trennt das alles von alleine, Menschen können das sowieso nicht.

  2. Von den äußerst interessanten Bildern, die es hier täglich gibt abgesehen: Gratulation, Hr. Hofinger, zu Ihren stets humoristischen Kommentaren. Einfach köstlich!

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