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Als Innsbruck Noch Insprukk Hieß

Als Innsbruck noch Insprukk hieß

Was fängt mit S an und lässt den Puls gelegentlich etwas schneller als gewöhnlich schlagen? Der Schokokuchen, dessen Verzehr ein enormes Glücksgefühl im eigenen Körper auslöst oder etwa die geliebte Schwiegermutter, die mal wieder unangekündigt vor der Tür steht? Fast! Worauf ich anspielen möchte, sind die allseits bekannten Steuern, die uns tagtäglich begleiten, sei es auf der Rechnung vom Supermarkt oder auf dem Lohnzettel. Man könnte nun meinen, dass Steuern eine gemeine Erfindung der modernen Welt sind, um das Leben noch komplizierter zu gestalten, als es bereits ist, aber die vorliegende Quelle beweist uns das genaue Gegenteil.

Tatsächlich sind Steuern bereits seit dem Früh- und Hochmittelalter ein Bestandteil unseres Lebens. Bei der hier gezeigten Quelle handelt es sich um eine Urkunde aus dem Jahre 1342, die ich im Rahmen einer universitären Lehrveranstaltung genauer unter die Lupe genommen habe. Die Urkunde wurde von Markgraf Ludwig von Brandenburg verfasst und richtet sich an die Bürger der Stadt Innsbruck. In diesem Dokument verkündet der Markgraf, dass Innsbruck mit einer Steuerbefreiung versehen wird, die neun Jahre lang andauern soll. Anlass dafür ist ein Feuer, dass in der Stadt ausgebrochen ist und einen großen Schaden hinterlassen hat. Hier könnte es sich um eine Anspielung auf den großen Brand im Jahre 1340 handeln, der in Wilten ausgebrochen war und die ganze Stadt inklusive der St. Jakobskirche verwüstete. Dabei kamen 60 Menschen ums Leben, so beschreibt es zumindest Carl Unterkircher, Skriptor an der hiesigen k.k Universitäts-Bibliothek, in seiner Chronik von Innsbruck aus dem Jahre 1897.

Wer war nun dieser Markgraf Ludwig von Brandenburg? Ludwig (1315-1361) war der älteste Sohn des späteren Kaisers Ludwig IV und stammte aus dem Haus der Wittelsbacher. Durch seine Eheschließung mit der bekannten Margarete Maultasch im Jahre 1342, wurden er und seine Gemahlin mit den Gebieten Tirol und Kärnten belehnt, wobei die Belehnung mit Letzterem lediglich ein nomineller Akt war. Ab diesem Zeitpunkt trug Ludwig der Brandenburger  nicht nur den Titel des Markgrafen sondern unter anderem auch jenen des Grafen von Tirol. Nach seinem Tod fiel Tirol unter die Herrschaft der Habsburger. Hat Ludwig von Brandenburg nun besondere Güte mit der Steuerbefreiung gezeigt, was ihn über alle anderen Herrscher der damaligen Zeit stellt? Nicht wirklich, denn zumindest anfangs war es im Mittelalter geläufig, dass Steuern auf gerechte Art und Weise eingetrieben wurden. Die gerechten Steuern sollten dann nur zahlungsfähige Personen und „materiell taxierbare Objekte“ betreffen. Deshalb existierte auch die Regelung der gänzlichen oder teilweisen Steuerbefreiung, davon betroffen waren etwa die Kirche und Geistliche, aber auch Kranke, Blinde, Witwen, Waisen, Bettler und andere Personen in Not. In die letzte Kategorie würden vermutlich auch unsere Innsbrucker aus dem Jahr 1342 fallen, weshalb es plausibel erscheint, dass Ludwig von Brandenburg in diesem Fall eine Steuerbefreiung in Erwägung gezogen hat.

Wer mehr zu Ludwig von Brandenburg oder Steuern im Mittelalter lesen will, dem kann ich folgende Literatur empfehlen, auf die auch ich zurückgegriffen habe:

Julia Hörmann-Thurn und Taxis, Das Registerwesen unter Markgraf Ludwig von Brandenburg in Tirol und Bayern in den Jahren 1342 bis 1352, Dissertation Innsbruck 1998.

Körner, Martin, Steuern und Abgaben in Theorie und Praxis im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, in: Schremmer, Eckart (Hrsg.), Steuern, Abgaben und Dienste vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Referate der 15. Arbeitstagung der Gesellschaft für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte vom 14. bis 17. April 1993 in Bamberg (Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Beihefte 114), Stuttgart 1994

(Verena Kaiser)

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