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Geschichte Eines Denkmals

Geschichte eines Denkmals

Leicht gebückt und in Gedanken versunken steht er da, Adolf Pichler. Seit mehr als 100 Jahren befindet sich sein Denkmal am heute gleichnamigen Platz. Im heutigen Titelbild sehen Sie ein Foto von der Enthüllung des Denkmals für den Dichter und Geologen im Jahr 1909. Der Weg dorthin war indes recht steinig. Obschon rasch nach dem Tod Pichlers am 15. November 1900 die Idee für eine Erinnerungsstätte aufkam und sich schnell ein Denkmal-Komitee gebildet hatte, dauerte es fast 10 Jahre bis die Statue Pichlers auch tatsächlich enthüllt wurde.

Das Denkmalkomitee hatte sich bereits im April 1901 unter dem Ehrenvorsitz von Bürgermeister Wilhelm Greil gebildet. Einer der ersten Beschlüsse dieses Komitees ging dahingehend, dass der in Wien lebende Tiroler Bildhauer Edmund Klotz mit der Ausführung des Denkmals betraut werden sollte. Klotz hatte dazu einen Entwurf vorgelegt. Als Ort wurde rasch der damalige Karl-Ludwig-Platz ausgewählt, also der Platz, wo das Denkmal auch heute noch steht. Die Namensänderung erfolgte erst 1930. Außerdem beschloss das Komitee im ganzen Land, ja sogar monarchieweit und auch im Ausland um Spenden zur Finanzierung des Denkmals zu werben. Für das gesamte Projekt waren 46.000 Kronen notwendig und zunächst gingen auch rasch zahlreiche Spenden ein, die jeweils auch in den lokalen Zeitungen namentlich erwähnt wurden.

Ausschnitt aus den Innsbrucker Nachrichten, 8. Juni 1901, mit Auflistung von Spendern und Spenderinnen für das Denkmal Pichlers.

Auch das Unterrichtsministerium steuerte 8000 Kronen bei und der Innsbrucker Gemeinderat gab 10000 Kronen und erklärte sich mit der Aufstellung auf dem Karl-Ludwig-Platz einverstanden. Die anfangs so zahlreich fließenden Spenden ebbten jedoch bald ab und auch innerhalb des Komitees kam es immer wieder zu Zwistigkeiten, da Alldeutsche, Deutschfreiheitliche, „Scherer-Leute“ (also die Mitarbeiter und LeserInnen der Zeitung Scherer) die Person Adolf Pichler und die Erinnerung an ihn für sich vereinnahmen wollten. So war das Denkmal zwar schon 1907 fertiggestellt, eine Kostendeckung für den Transport des Denkmals von Wien nach Innsbruck und die Aufstellung des desselben fehlten jedoch noch. Erst als der Innsbrucker Gemeinderat diese Kosten übernahm, konnte endlich an die Aufstellung der Statue geschritten werden. Ein letztes Hindernis stellte im April 1909 noch die Ausrichtung des Denkmals auf dem Platz dar, da einige Gemeinderatsmitglieder das Denkmal Richtung Norden, zur Nordkette, ausrichten wollten, um Pichlers Verbundenheit zu den Bergen auszudrücken, die er so oft besungen und auch erforscht habe. Schließlich wurde aber am Plan festgehalten, das Denkmal in Richtung Fallmerayerstraße blicken zu lassen.

Für den 16. Mai 1909 war schließlich die Enthüllung des Denkmals anberaumt – und von diesem Tag stammt das Bild oben. Festlich geschmückt erstrahlte die Stadt und der Platz an diesem Maisonntag, die Wiltener Kapelle und die Liedertafel sorgten für die musikalische Umrahmung. Als Festredner sprach der langjährige Freund Pichlers, der aus Tirol stammende und in Berlin lehrende Anglist, Alois Brandl. Die Festrede ist hier nachzulesen. In überschwänglichem Pathos und mit Beschwörung des deutschen Volkstum, das für uns heute befremdlich ist, rühmte Brandl Pichler in seiner Rolle als politische Person, Wissenschaftler und Dichter. Wie schon während der Debatte um die Aufstellung des Denkmals wurde Pichler auch an diesem Tag von unterschiedlichsten Seiten vereinnahmt und als Heros der Tiroler Geschichte gefeiert. Völlig im Kontrast dazu wirkt hingegen das Denkmal selbst: In sich gekehrt, mit dem Geologenhammer in der Hand und leicht gebückt scheint Pichler auf all den Rummel um sich und die Welt um ihn zu pfeifen.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum KR-Pl-111)

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