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Der Bilderblog aus dem Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck
Z Wie Zaggeler: Das Tiroler Fasnachts-Lexikon (Teil VII)

Z wie Zaggeler: Das Tiroler Fasnachts-Lexikon (Teil VII)

Gelegentlich fällt mir ein Schwarz-Weiß-Foto in die Hände, bei dem ich mich frage, wie es wohl in Farbe aussehen würde. Dank des digitalen Zeitalters bleibt diese Frage nicht mehr unbeantwortet. Also habe ich auch bei unserem heutigen Fasnachtsbild ein wenig experimentiert und dabei eine interessante Entdeckung gemacht.

Wir versetzen uns zurück ins Jahr 1974 und stehen irgendwo in Thaur – wo genau, lässt die Bildbeschreibung leider offen. Gerade begeistert ein sogenannter Zaggeler die Menge, was zur Faschingszeit im Dorf nichts Ungewöhnliches ist. Allerdings – und hier kommt jetzt die Kolorierung ins Spiel – fand ich das Gewand der Figur in diesem Fall interessant. Dieses ist nämlich weiß, was mir weder persönlich als Zuschauerin noch in der Literatur oder in historischen Quellen untergekommen ist. Denn normalerweise tritt die Figur in völlig anderer Aufmachung auf.

Die Figur des Zaggelers – in Absam, Mils und Neustift im Stubaital zum Beispiel ist der Name Tschaggeler geläufiger – variiert je nach Dorf in ihrer Deutung. Typisch für die Kostümierung sind das blaue Gewand, an das circa 100 farbige Wollquasten genäht sind. Außerdem ist es mit kleinen Glöckchen verziert. Die Mitte ziert ein Gurt oder eine Federkielbinde, allerdings ohne Talerkette. Auf dem Kopf trägt er einen gelben Filzhut, der auf der linken Seite aufgebogen und auf der rechten Seite grün oder rot gefüttert ist. An den gebogenen Stulp sind 100 schwarze Hahnenfedern angenäht. Die Mitte ziert ein Spiegel, der von bunten Blumen umgeben ist, und der Hut ist zusätzlich noch mit einem Hasenfell überzogen. Die Larve zeigt das Gesicht eines jugendlich-fröhlich dreinblickenden Mannes und unterscheidet sich demnach vom grimmigen Gesichtsausdruck des Zottlers.

In Rum, Thaur und Fritzens hält der Zaggeler zum Beispiel einen Treimel – ein kleines Holzstück – in der Hand, das er zu seinen Bewegungen im Takt dreht und bewegt. In Absam trägt er eine Weidenrute bei sich, da die Figur dort das kommende Frühjahr symbolisiert. Sie fängt damit Menschen aus dem Publikum zum Abmullen ein. Weiden sind die ersten Pflanzen, die am Jahresanfang Knospen austreiben und werden auch von anderen Fasnachtsfiguren verwendet, die den Frühling darstellen sollen. In Hötting wiederum tritt der Zaggeler mit leeren Händen auf. In Mühlau, Rum und Thaur hingegen repräsentiert die Figur den Herbst, wobei die Quasten den bunten Herbstwald symbolisieren. Sie bewegt sich tanzend durch den Raum und folgt dabei dem von der Musik vorgegebenen Dreivierteltakt, womit sie in Kombination mit den Glöckchen einen eigenwilligen Klang von sich gibt.

(Foto: Stadtarchiv Innsbruck, Ph-17526, digital koloriert)

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