… und dann ist da noch was unten rechts.
Der Ausblick vom Bergisel nach Wilten wird nicht nur häufig gezeigt, sondern auch häufig diskutiert. Ein Gebäude, das in unserem Blog bisher meist nur gestreift wurde, ist das unten rechts. InnsbruckkennerInnen wissen natürlich, dass es sich hierbei um das Urichhaus handelt und dass sich daneben die Schießstände und davor das Andreas-Hofer-Denkmal befinden. Aber was ist jetzt nochmal das Urichhaus?
Seit nun beinahe 900 Jahren befindet sich der Bergisel im Eigentum des Stifts Wilten. Aufgrund der Verwüstungen im Jahr 1809 war er jedoch für das Kloster nicht mehr wirtschaftlich verwertbar und wurde dem 1816 neu gegründeten Kaiserjägerregiment zur Nutzung überlassen. Auch einige Tiroler Familien schlossen sich dem an und übergaben weitaus geringfügigere Besitzungen am Bergisel, meist Vogelhütten oder Ansitze zur Vogelbeize, den Kaiserjägern. 1838 wurde anlässlich der Erbhuldigungsfeier der Bergisel zur ständigen und kostenlosen Nutzung dem Kaiserjägerregiment übergeben, woraufhin ein Scheibendepot errichtet wurde.
In der Folge musste jeder Offizier der Kaiserjäger 10 % des Soldes für die Erhaltung und den Ausbau des Bergisels abgeben. Aus diesem „Zehnt“ wurde 1893 das Offizierscasino, benannt nach dem damaligen Kommandanten des Regiments, Oberst von Urich, erbaut. Bis zur Auflösung der Kaiserjäger 1918 wurde das Urichhaus nicht nur als Sommeroffizierscasino, sondern auch als Verwaltungsgebäude der vier Tiroler Regimenter genutzt. Die Offiziere gründeten 1920 den Altkaiserjägerclub, der seit 1930 mit der „Stiftung zum ewigen Gedenken an die vier Tiroler Kaiserjägerregimenter“ im Auftrag der Stiftungsbehörde den Bergisel verwaltet und betreut.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam es, nicht zuletzt durch den Bau der Bergiselschanze zur Umgestaltung und Umnutzung des Areals. Das Urichhaus wurde in den 1980er Jahren unter Denkmalschutz gestellt und dient heute, neben seinem ursprünglichen Nutzen, auch als Veranstaltungsort und Vereinsheim für die Ortsgruppe Innsbruck des „Tiroler Kaiserjägerbundes“. Nicht zu unterschätzen ist auch die umfangreiche militärwissenschaftliche Bibliothek, die seit dem Umbau 2020/2021 erneuert und seit April dieses Jahres der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Die Tiroler Tageszeitung berichtete (hier).
Um die 50.000 Medien stehen im Urichhaus zur Bearbeitung bereit; sie liefern ein breites Spektrum an Informationen zur Geschichte der Kaiserjäger, dem Ersten Weltkrieg und dem Bergisel im Laufe der Zeit.
(Barbara Jell, Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-7125)