Map Stories: #Pray for Lahnenberg City
Eine schön gestaltete Karte der 1970er spricht Klartext mit uns: Das Leben ist kein Innstablick-Ponyhof und die Alpen sind steter Gefahrenherd für uns Pioniere, die sich hier (selbst oder schon unsere Vorfahren) an den steilen Hängen des Inntales durch Brandrodung und Forstwegebau die Erde Untertan gemacht haben, wozu man ja schon in frühen Texten der Handlungsanleitungsliteratur ermuntert wurde und noch wird. Die Genesis dieser fortgesetzten Natural Disasters in unserer Wahlheimat liegt in der unpraktischen Verkettung von Schräglage und Schneelage. Wobei letztere dieses Jahr ein schlechter Witz ist und kaum dazu in der Lage sein wird wird, nach den Osterfeiertagen so etwas wie eine Figlsaison weiß zu unterbetten, von realer Gefahr für die Neubauviertel des Hochplateaus ist also derzeit nicht auszugehen. Das war nicht immer so. Auch auf unserem Blog sind die dramatischen Mühlauer Lawinen des 20. Jahrhunderts so beliebte Fotomotive wie gefürchtete Begleiterscheinungen von schneereichen Wintern. Dass auch Allerheiligen einen Lawinenstrich hat ist bis heute Thema für Sicherheitsbauten, wann das letzte Mal am Fuß des Kofels eine Ramsbachlawine herunter gekommen ist, ist nicht so einfach zu ergooglen.
Die Karte mit den gesammelten der Höheren Gewalt anzulastenden Nachteilen des Innsbruckertums (hier interaktiv zu betrachten) framt die Probleme stark schönfärberisch als „Nutzungsbeschränkungen“ – ein Wort, dass wir folgerichtig in der Weltsicht der 1970er-Jahre zurücklassen werden.
Der größte Balken im Auge des Betrachters (eine der vielen schönen Wortschöpfungen aus der Lutherbibel) ist auf dem Plan allerdings der Flughafen. Die „Sicherheitszone“, wie die Legende sie nennt, ist natürlich eine Unsicherheitszone, so wie die „Schutzzonen“ um die Autobahn Gefahrenzonen ausweisen. Auch die Gasmischanlage am Inn-Sill-Zwickel hat einen 100 Meter Sicherheitsbereich fast wie der Pulverturm damals. Die Gefährlichkeit der Gasmischer liegt aber, wie wir gestern darlegten, eher im politischen und buchhalterischen Bereich, daher reicht die Schutzzone auch großzügig über die letzten Viaduktbögen und wieder zurück.
Ob es tatsächlich die letzte Lawine vom Patscherkofel war, weiß ich natürlich nicht – spätere Zeitungen sind noch nicht zugänglich – auch nicht, ob es sich jedesmal um die im Plan eingezeichnete Ramsbachlawine handelte:
„Lawinenunglück im Patscherkofel-Gebiet. Oberhalb der Iß-Hütte am Patscherkofel wurden fünf Skiläufer aus Innsbruck von einer niedergehenden Lawine überrascht und verschüttet. Andere Skifahrer holten sofort Hilfe vom Patscherkofelhaus herbei. Es gelang, durch sofortige Rettungsarbeiten vier von den verunglückten Skifahrern lebend zu bergen.“ (Salzburger Volksblatt, 2. Februar 1940, S. 5)
1932 wird ebenfalls von einer Lawine berichtet: „Lawinenunglück am Patscherkofel An der selben Stelle, wo im Feber 1931 eine Lawine niederging und drei Menschenleben forderte, ging am Dreikönigtag wiederum eine Lawine ab, wobei drei Touristen verschüttet wurden, jedoch noch rechtzeitig geborgen werdest konnten, während einer davon in schwerverletztem Zustande nach Innsbruck überführt werden mußte, wo er tags darauf starb. Der Patscherkofel war am genannten Tage von vielen Touristen und Wintersportlern besucht, da die Einweihung einer neuen Skihütte durch Feldkurat Seelos erfolgen sollte. Gegen 1 Uhr nachmittags ist dann die Lawine niedergegangen. Drei Touristen wollten gerade einen Hang überqueren und wurden dabei von den Schneemassen mitgerissen, die in einer Tiefe von ungefähr vier Metern gegen den unterhalb befindlichen Graben zu abgingen.“ (Oberinntaler Wochenpost, 15. Jänner 1932, S. 2)
Schwere Schneefälle am 22. Februar 1931 verursachten in mehreren Teilen des Landes Lawinenabgänge, u. a. auch am Patscherkofel. Die IN berichteten darüber unter der Schlagzeile „Die Lawinen donnern….“: https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ibn&datum=19310223&query=%22Patscherkofel+Lawine%22~15&ref=anno-search&seite=1