Hofers Waldheimat
Aus einem Arzler Familienfotobestand ist diese Aufnahme zu uns ins Archiv gekommen. Sie zeigt eine Reihe Hitlerjungen, die sich anschicken, über den Innsteg zu marschieren (hoffentlich nicht im Gleichschritt, das dürfen echte Soldaten nicht, um die Brücke nicht aus den Angeln zu heben). Sie schauen recht mürrisch drein wie es Innsbrucker Buben halt tun, wenn es März ist, der Wind geht und man mit kurzen Hosen in Formation den Rennweg überschreitet. Am Ende der Prozession sieht man ein paar Burschen, die noch keine Uniformen haben und Walkjanker tragen.
Höflich angehalten hat an etwa jener Stelle, an der man heute trotz Ampel nur im Laufschritt bei Grün die Straßenseite wechseln kann, ein Lieferwagen (Modell möglicherweise Steyr Typ 110) der Innsbrucker Nachrichten, hier schon parteiamtliches Organ der NSDAP für Tirol und Vorarlberg.
Im Hintergrund sieht man das Haus, in dem seit dem Sommer 1938 der Gauleiter von Tirol und Vorarlberg Franz Hofer mit seiner Familie wohnt. Er hat es mit Assistenz der Innsbrucker Sparkasse günstig der Familie Schindler abgenommen. Luftaufnahmen von 1940 zeigen im Garten noch so etwas wie toskanische Landschaftsgestaltung, hier trübt bereits ein Fichtenwald als immergrüner Sichtschutz den Blick auf ein Spätwerk des deutschen Architekten Hermann Muthesius.
Zu den vielen Gerüchten und Episoden, die sich um den grobschlächtigen Hofer gehalten haben, gehört auch ein unterirdischer Gang, durch den er anscheinend hätte fliehen können, wenn er eines Tages hier von seinen Gegnern gestellt worden wäre.
Auf dem Straßenschild steht Karl-Kapferer-Straße; die Chotekstraße wurde in den 1920ern nach dem gleichnamigen Ehrenbürger der Stadt Innsbruck und Besitzer des Hauses ganz rechts umbenannt.
Zur zeitlichen Einordnung:
Scheinwerfer des LIeferwagens, Laternenmast und Hofers Gartenmauer zeigen dass die Luftschutzverordnung schon umgesetzt wurde.
Und dem Hofer selber ist nicht viel mehr passiert wie (Vergleich hinkt, geb ich zu) dem Benko, das Haus war er halt los. Wenigstens hat er Innsbruck beim Einmarsch der Amerikaner zur freien Stadt erklärt und ihr so das Schicksal von Bregenz erspart, welches in den letzten Stunden des lokalen Kriegsschauplatzes durch dumm-fanatische Sturheit noch sinnlose Zerstörungen erdulden mußte.
P.S.: Wen der Kommentar von Herrn Rangger wundert: Herr Roilo hat im Beitrag mit den zuvielen Schienen https://innsbruck-erinnert.at/schienen-schienen-schienen-und-ein-paar-bretterwaende/ eine Erklärung und einen Link geschrieben, den ich hier auszugsweise wiedergebe:
§ 28 – Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit
Zur Erhöhung der Verkehrssicherheit
An verkehrswichtigen Stellen (z. B. an Straßenkreuzungen, Straßenübergängen, Haltestellen) sind die waagerechten und senkrechten Flächen der Bordsteine in der Breite der Gehbahnen mit einem weißen Anstrich zu versehen. Der Anstrich ist zweckmäßig so auszuführen, daß etwa 50 Zentimeter lange Streifen mit gleich großen Zwischenräumen abwechseln. In der gleichen Weise sind Verkehrsinseln kenntlich zu machen.
Bei Treppen im Freien sind die Stufen mit einem in Gehrichtung im Zickzack laufenden, etwa 20 Zentimeter breiten weißen Strich zu versehen.
Bäume, Laternen, Masten, Pfeiler, Brückengeländer usw. an Gefahrenpunkten, Straßenbiegungen und Uferstraßen sowie Kanten von Häusern und Zäunen, die in der Geh= oder Fahrbahn liegen, sind bis etwa einen Meter Höhe über dem Boden durch weißen Anstrich kenntlich zu machen.
Die Anstriche müssen wetterfest und bei Dunkelheit gut sichtbar sein.
Ja, wenn man so dumm ist, einen Krieg vom Zaun zu brechen….(auch sowas sollte den Leuten, die glauben, der Hitler war außer dem Holocaust ein lieber Onkel gewesen, immer wieder unter die Nase reiben. Aber er hat doch Autobah…Kopfnuss!!