Fasching in angespannten Zeiten
Wie allgemein bekannt ist Innsbruck keine Faschingshochburg – was man bedauern kann oder auch nicht. Dennoch wurde und wird der Fasching in Innsbruck mal mehr – mal weniger gefeiert. Einen gewissen Niederschlag hat dies natürlich auch im Archiv gefunden und ein kleines karnevaleskes Fundstück möchte ich Ihnen heute präsentieren.
Dabei handelt es sich um eine Einladung zur maskierten Tanzunterhaltung der Freiwilligen Feuerwehr in Innsbruck am 2. März 1878 – einem Samstag (Fasching bzw. Ostern lag in diesem Jahr fast gleich wie heuer 2025). Die Veranstaltung der Feuerwehr hatte damals schon eine gewisse Tradition und fand in den städtischen Redoutensälen in der Universitätsstraße statt. Liest man die Berichterstattung zu dem Fest bzw. allgemein zu den Faschingsfeierlichkeiten in diesem Jahr, dann scheint die Stimmung zwar gut aber auch nicht überschwänglich gewesen zu sein. Die Innsbrucker Nachrichten bemängelten etwa, dass es zwar viele, aber eher kleine Veranstaltungen gegeben habe. Diese „gesellschaftliche Parzellierung“ hatte aus Sicht der Zeitung auch zur Folge, dass keine allgemeine Faschingslaune aufkam. Ein weiterer Grund für die etwas gedrückte Stimmung lag in der politischen Lage der Zeit: der russisch-osmanische Krieg tobte schon seit knapp einem Jahr. Die Kriegsschauplätze waren zwar weit weg von Tirol aber doch in der unmittelbaren Nachbarschaft der Habsburgermonarchie und daher war die Sorge vor einer Eskalation des Krieges in den Monaten zuvor doch immer präsent gewesen. Zu dieser kam es zwar nicht unmittelbar, als Folge des Krieges begann im Sommer des Jahres 1878 der österreichische Okkupationsfeldzug in Bosnien, an der auch Tiroler teilnahmen. Diese angespannte politische Stimmung schlug sich im Innsbrucker Fasching auch dahingehend nieder, dass „kein ‚Türk‘ mehr da war“, wie in der Zeitung zu lesen war – also die Verkleidung in orientalisierender Manier in diesem Jahr kein Renner war.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum M-BOX Medium 11172_04721)