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Eisenbahnerfreundschaften

Eisenbahnerfreundschaften

Von 23. bis 26. November 1946 befand sich der Eisenbahner-Sportverein Innsbruck auf Gastreise in der Schweiz. (Interessant, dass die Anreise am Samstag und Rückreise am Dienstag erfolgte. Heute würde man wohl eher Freitag bis Montag wählen?)

Das Sportliche sei – mithilfe der sozialdemokratischen Volkszeitung vom 4.12.1946 (in der Sie eine ausführlichere Schilderung finden) – kurz erzählt: Das „mit vorbildlicher Fairneß geführte Fußballtreffen“ auf tiefem, kräfteraubendem Untergrund endete mit einem 5:1-Sieg des Eisenbahnersportvereins Luzern. Damit fiel das Resultat noch deutlicher aus als im Hinspiel am Tivoli-Sportplatz eineinhalb Monate zuvor: Der 4:1 Sieg der Schweizer vom 12. Oktober war der Volkszeitung damals genau einen nicht gerade schmeichelhaften Satz wert: „Ein von beiden Seiten mit wenig guten Leistungen, jedoch fair geführtes Spiel, in dem die Gäste sicher siegten.“ (VZ, 14.10.1946, S. 4)

Die Ergebnisse sind und waren aber ohnehin bestenfalls zweit-, wenn nicht drittrangig. Im Vordergrund stand der grenzüberschreitende Austausch, der durchaus seine Tücken barg. Laut Volkszeitung konnte der Gegenbesuch erst nach der Beseitigung zahlreicher, nicht näher genannter „Hindernisse“ stattfinden. Für die Innsbrucker, die gerade erst sechs Jahre Krieg, Hunger und Zerstörung hinter sich hatten, muss der Ausflug in die reiche Schweiz wohl etwas ganz besonderes gewesen sein. Zusammen mit der Einladung erhielten die Innsbrucker je 5 Franken und die Aussicht auf ein persönliches Care-Paket:

Auch für die Schweizer Fußballer war der Besuch eindrücklich, wie ein beigelegtes Briefchen zeigt. „Ihr nettes Spiel als Flügelman & als Kriegsverletzten haben mich sehr Freude gemacht“, schreibt Charles Kappeler, der auch „einige warme Sachen“ verschenkte, „gerne hoffend, dass Sie od. Ihre Angehörigen dafür Verwendung haben werden“.

Wie im letztwöchigen Beitrag ersichtlich ist, stammt diese Einladung übrigens von Albert Stabentheiner, der in den Innsbrucker Adressbüchern als Bundesbahn-Angestellter, -Beamter und -Zugsführer aufscheint. Der als Gast des Charles Kappeler genannte Josef Stenico war von Beruf Lokführer.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, FW-K-3861)

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
  1. Wenn sämtliche Fußballer (vermutlich ohne :innen) Zigaretten mit nach Hause nehmen mussten (offenbar erhielten sie diese ja als Gastgeschenk), ist wohl anzunehmen, dass das „Lebensmittelpaket“ vornehmlich aus Bierdosen und Schnapsflaschen bestand. Wäre interessant, zu wissen, wie so ein Fußballspiel dieses Vereins mit Tschick und Bier davor und danach so ablief. In dem Zusammenhang fällt mir ein, dass Kokain früher ja auch als Medizin genutzt wurde. Ob die Spieler im Verletzungsfall auf Vereinskosten eine Line zogen? Schon sehr schräg, was früher alles zur Normalität zählte!

  2. Von Zigarettenbesitz auf Alkoholsucht zu schließen halte ich für eine kühne Theorie. Auch Dosenbier im Jahr 1946…das hat bis 1961 und eine Gesetzesänderung gebraucht, ehe man in der Schweiz Dosenbier verkaufen konnte. Sie sind wieder einmal einfach zu jung, Herr Schneiderbauer 🙂
    Man kann drüber lachen oder sich unnütz ärgern. Die Gleichung, wer raucht, der säuft. galt zu keiner Zeit. Man soll auch bedenken, dass Zigaretten ein Zahlungsmittel waren, welches man lieber eintauschte als in Rauch aufgehen ließ.
    Der Zettel, der auf die strengen Ausfuhrkontrollen der Schweiz hinweist, insbesonders bezüglich des Fleischexports über 2 Kilo, läßt m.M. sogar den Schluß zu, dass die 2 Kilo des Geschenkpakets bereits eine erhebliche Menge Fleisch enthalten hat, neben Kaffee und Schokolade.
    Sowohl die Schweizer Wohltäter als auch die Eisenbahner hätten was zu hören bekommen, wenn sie mit Spirituosen statt Lebensmitteln heimgekommen wären.

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