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Pest Und Cholera (I.)

Pest und Cholera (I.)

Zu den zahllosen pathogenen Viren, Bakterien und Amöben, welche den europäischen Kontinent seit Jahrhunderten heimsuchten, stieß im 19. Jahrhundert die „orientalische Cholera“ hinzu. Cholera beschrieb zuvor eine Reihe von Magen-Darmerkrankungen, die Brechdurchfall auslösten, bald war damit jedoch nur noch speziell diese neue Krankheit gemeint. Sie stammt aus dem Delta des Ganges in Indien, von wo aus sie sich ab den 1820ern sprunghaft über den gesamten Erdball verbreitete.

Das Bakterium Vibrio cholerae wird v.a. über die Exkremente erkrankter Personen übertragen. Damit boten die boomenden Städte des beginnenden Industriezeitalters, in denen Abwasser vielfach ungefiltert in dieselben Flüsse geleitet wurde, aus denen Trinkwasser gezogen wurde, einen fruchtbaren Boden für die neue Krankheit.

Das Bakterium fand 1830 seinen Weg in das Zarenreich. Auch in den Innsbrucker Zeitungen finden sich Berichte über die Ausbrüche der Krankheit in St. Petersburg. Es dauerte auch nicht lange, bis erste Fälle in der Donaumonarchie, erstmals in Galizien, zu verzeichnen waren. So berichteten die Innsbrucker Nachrichten im Juni 1831, dass in Galizien 18.748 Menschen an der Cholera erkrankten, von denen bereits 7.009 verstorben waren und sich weitere 3.611 in Behandlung befanden. In weniger als drei Wochen hatten sich diese Zahlen bereits verdoppelt. Der Kaiser, Franz I. (1768–1835), aktivierte das Pestreglement, durch welches Einreisebeschränkungen und Quarantänemaßnahmen verhängt wurden.

Das besagte Reglement erwies sich jedoch bald als ungeeignet, die Verbreitung einzudämmen, die Krankheit gelangte nach Ungarn und setzte ihren Weg nach Westen fort, weshalb sich der Kaiser bereits im Oktober 1831 beschloss, es wieder aufzuheben. In abgemilderter Form blieben manche der Bestimmungen jedoch weiterhin bestehen.

(Aufhebung des Pestreglements durch Kaiser Franz I.; Signatur Akt-5088)

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Ja, die Cholera! Diese Infektionskrankheit muß damals, ausgehend von Rußland, wie ein Lauffeuer über ganz Europa hinweggezogen sein…
    Im Hauptort Vezzano der Valle dei Laghi gibt es ein Caputel – einen Bildstock – oder sagen wir dazu „offene Wegkapelle“?
    Jedenfalls errichtet als Dank für das Erlöschen dieser Seuche. „Ex voto morbus cholera“ (oder so ähnlich) steht über der Bildnische unter dem vorgezogenen Dach. Wenn ich die Jahreszahl richtig in Erinnerung habe – 1837. Die Darstellung in diesem Bildstock zeigt Gottvater, die Hl Familie und zu beiden Seiten die Pestheiligen Sebastian und Rochus.
    Ich erinnere mich, in der vom Lehrer in den 1960-er Jahren verfaßten Chronik gelesen zu haben, daß von den rund 800 Einwohnern der Gemeinde (samt sämtlichen Weilern) damals 350 gestorben seien.
    (Da ich aber leider diese Chronik nur leihweise in den 60-er Jahren hatte, könnte es auch sein, daß sich diese Zahlen auf das „an‘ della fam'“, das „Hungerjahr“ 1816/1817 bezogen haben – an Katastrophen herrschte auch damals schon kein Mangel)

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