Rettung auf Schiene
Denken wir heute an Transportmittel für Rettungsorganisationen, so fällt einem als erstes das Auto oder der Hubschrauber ein. Weiters gäbe es noch Flugzeuge, manche Rettungsorganisationen in Großstädten besitzen umgebaute Linienbusse für Großschadensereignisse, einige große Rettungs- und Intensivtransportwägen können getrost als LKW bezeichnet werden. Doch eine Straßenbahn? Eher nicht.
Zeitlich befinden wir uns bei diesen Fotos im Ersten Weltkrieg. Wenn auch nicht in Innsbruck selbst gekämpft wurde, so waren doch die Folgen des Krieges zu spüren. Um die Vielzahl der Verletzten und Verwundeten zu versorgen, wurden Lazarette eingerichtet, für den Transport der Verwundeten wurde auch die Schiene verwendet. Im Vergleich zur Straße ist sie erschütterungsarm und verfügt über größere Kapazitäten, das zeichnet sie aus. Die Idee liegt auf der Hand, dennoch gerade aus heutiger Sicht ungewöhnlich.
Sicher können die vielgeübten Rätslerinnen und Rätsler in unserer Leserschaft auch erkennen, wo genau das Titelbild aufgenommen wurde.
Sanitäts-Straßenbahn, im Hintergrund die Basilika Wilten (StAI, Ph-758)
Sanitäts-Personal beim Verladen von Verwundeten in einen Lazarett-Waggon (StAI, Ph-756)
Ein offener Lazarett-Waggon mit 14 verwundeten Soldaten (StAI, Ph-755)
Titelbild: StAI, Ph-757
Autor: Gregor Dohle
In der Amraserstraße – die Feuermauer dürfte zum Haus Nr. 61 gehören
Die Verwundetentransporte wurden zwischen Bahnhof und dem Garnisonsspital durchgeführt – siehe dazu auch
https://innsbruck-erinnert.at/in-aller-stille-das-garnisonsspital/
Auch https://www.eisenbahn.gerhard-obermayr.com/privatbahnen/lokalbahn-innsbruck-hall/lbihit-1915-bis-1921/
Danke, Herr Roilo, für das Verlinken des damaligen Beitrags über das Militärspital, in dem ich über dessen Erschließung mit der Straßenbahn geschrieben hatte.
Die Expert:innen vom Museumsbahnverein haben inzwischen mehr Licht in die Sache gebracht; im letztes Jahr erschienenen Buch „… von Dampf zu Niederflur“ von TMB-Obmann Walter Pramstaller, das hauptsächlich die aktualisierte und ergänzte Chronik der Straßenbahn von Walter Kreutz enthält, finden sich neben zwei bereits früber veröffentlichten Fotos aus der Sammung Kreutz auch ein Übersichts- und Gleisplan der Militärspital-Tram.
Daraus geht hervor, dass das viel mehr als nur eine kleine Anschlussbahn war. Die Gleisanlagen erschlossen zweigleisig den Westrand des gesamten Geländes, wo sich auch ein Bahnhof mit Wendeanlage am Ende befand. In der Mitte zweigte ein Gleis ab, welches nach einem 90°-Bogen das gesamte Gelände in West-Ost-Richtung erschloss ebenfalls in einem zweigleisigen Bahnhof mit Wendeanlage endete. Da war vielleicht mehr baulicher Aufwand getrieben worden als für so manche Straßenbahnlinie in Friedenszeiten.
Das Titelbild dieses Beitrags zeigt keinen Zug, sondern, wie an den Lyrabügeln zu erkennen, Verschubarbeiten. Der Triebwagen dürfte die Beiwagen schieben. Die Fotoposition müsste nach der Einfahrt ins Militärgelände und direkt vor der Weiche sein, an der das West-Ost-Gleis begann. Was die vier gewöhnlichen Beiwagen dort gemacht haben und wie bzw. wohin und wozu sie verschoben wurden, kann ich nicht sicher sagen. Für Transporte Liegendkranker sollen solche Beiwagen nicht verwendet worden sein, aber vielleicht wurden mit solchen Zügen Verwundete ins Miltärspital geführt, die noch leidlich gehen und sitzen konnten?