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Wie Dampf Das Feuerwehrwesen Revolutionierte

Wie Dampf das Feuerwehrwesen revolutionierte

Die Bekämpfung von Bränden und Großschadensfällen erforderte seit jeher neben dem persönlichen Mut der Feuerwehrmitglieder auch eine zeitgerechte technische Ausrüstung, um die verschiedenen fordernden Aufgaben zu meistern und große Wassermengen zu den Brandplätzen zu transportieren.

Dieser Wassertransport geschah bis zum Ende des 19. Jahrhunderts mittels Handdruckspritzen, welche durch reine Muskelkraft von den Mitgliedern der Feuerwehren unter großen Anstrengungen betrieben wurden, um das geforderte Löschwasser über Schläuche zum Brandherd zu bringen.

Mit dem Aufkommen von dampfbetriebenen Feuerspritzen kam es zu einer bedeutenden feuerwehrtechnischen Errungenschaft. So wurde im Zuge der Reorganisation der Feuerwehr Innsbruck im Jahre 1883 eine Dampfspritze mit Pferdezug angeschafft. Das Fabrikat wurde von der Münchner Firma Kraus & Co hergestellt und hatte bereits im ersten Jahr beim Brand der Huter‘schen Baufabrik ihre Feuertaufe.

Jedoch fand die Einführung der ersten dampfbetriebenen Feuerspritze bei den Innsbrucker Florianjüngern wenig Begeisterung, da man fürchtete, dass die Druckmannschaften der vormaligen Handspritzen durch die technische Innovation nun ihrer Arbeit beraubt würden.

Die Sorge über das neue Einsatzgerät sollte jedoch schnell weichen. Bereits im Jahr 1885 schrieb man im Jahresbericht der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Innsbruck vom großen Nutzen des neuen Löschgeräts und der Entlastung der Einsatzmannschaft. Zunächst bildeten bezahlte Gemeindearbeiter die ersten Löschmannschaften der neuen Dampfspritze, dieses Einheizen und Bedienen wurde in den Folgejahren an die Berufsfeuerwehr übertragen.

Bei richtiger Handhabung und eingespielten Bedienern konnte man innerhalb von 13 Minuten den geeigneten Druck aufbauen und etwa 680 Liter Löschwasser pro Minute befördern. Wichtig waren bei diesen Einsatzfahrten die rasche Bereitschaft der Fuhrleute, ihre Rösser einzuspannen und so Mannschaft und Gerät schnell an den Einsatzort zu bringen. Zudem stellte die Stadt Belohnungen für die Fuhrleute bereit, um die Dampfspritze schnell an den Einsatzort zu bringen.

Die Innsbrucker Dampfspritze bei einer Vorführung, Stadtarchiv Innsbruck Ph-12811

Im Zuge der Motorisierung der Feuerwehrkräfte in der Stadt Innsbruck wurde auch die Dampfspritze umgebaut und mit einer Anhängerdeichsel für Kraftfahrzeuge ausgestattet. Zu ihren letzten Einsatzfahrten startete die städtische Dampfspritze im Jahr 1923, als Teile der Mannschaft der Berufsfeuerwehr zu einem Großbrand nach Steinach ausrückten und dort die Löscharbeiten unterstützten.

Besonders im Verlauf des 2. Weltkriegs und als Verstärkung für die Einsatzkräfte bei der Wasserförderung im Zusammenhang mit den Luftangriffen auf die Stadt Innsbruck wurde die alte Dampfspritze wieder vermehrt benötigt. In einem Schreiben an die Stadtführung von Seiten der Feuerschutzpolizei aus dem Jahr 1941 wurde das in die Jahre gekommene Löschgerät für die Brandbekämpfung als unersetzlich bezeichnet und um eine wichtige Reparatur gebeten. Im Zuge der allgemeinen Knappheit an kriegswichtigen Ressourcen wurde die Dampfspritze im Jahr 1943 aus dem Inventar freigegeben und für die E-Metallsammlung verschrottet.

Meldung über die Verschrottung der Dampfspritze, Stadtarchiv Innsbruck (Archiv der Berufsfeuerwehr 04.19.05-16)

Fabian Woloschyn

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
  1. Der 29. Mai 1922 war dann der schwarze Tag für das Ungetüm, wie aus dem Beitrag vor 2 Jahren hervorgeht https://innsbruck-erinnert.at/grossfeuer-in-wilten/
    Anscheinend hat man sie , wie die lange Fahrt nach Steinach beweist, wieder hergerichtet.
    Nicht ganz zusammenpassend ist die Meldung vom Nutzen des alten Geräts bei den Luftangriffen und dem Datum des Verschrottungsavisos, welches vor dem Beginn der selben liegt.

  2. Wie aus den Jahresberichten hervorgeht, wurde die Dampfspritze nach dem Achsbruch wieder instand gesetzt, sodass sie am Einsatz am 09. April 1923 in Steinach teilnehmen konnte (https://feuerwehr.stadtarchiv-innsbruck.at/img/1923_pdf-04.jpg). Bezüglich der Nutzung als Löschgerät für Luftangriffe wird in mehreren Schreiben seitens der Feuerschutzpolizei auf die Wichtigkeit für kommende Ereignisse hingewiesen (Schreiben vom 31. Januar 1941). Laut diesem Schreiben beträgt die Sollkapazität der Wasserförderung der vorhandenen Löschgeräte für den Luftschutzort Innsbruck nur 40 %, welche nochmals
    auf die Wichtigkeit der alten Dampfspritze hinweist. Die Verschrottung der Dampfspritze vor den ersten Luftangriffen auf Innsbruck im Dezember 1943 lässt erhebliche weitere Schäden an der Dampfspritze vermuten, welche jedoch nicht belegt sind.

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