„Innsbruck gegen Norden“
Wenn eine Aufnahme diese häufige Bezeichnung trägt, dann braucht man eigentlich gar nicht weiter zu schauen. Das kann nur Massenware sein. Goldenes Dachl mit Nordkette, Annasäule mit Altstadt. Eigentlich.
Hier ist aber ein etwas seltener Blickwinkel zu sehen. Standort wohl in der Gegend Waldhüttl oder so. Gleich oberhalb von Schloss Mentlberg. So einen ähnlichen Blick gab es ja schon früher: Blick von Schloss Mentlberg auf Innsbruck.
Selbst wenn man nur den Text liest, wird es jetzt interessant. Da gibt es was zu entdecken, zu sehen, zu bestätigen und neue Fragen aufzuwerfen. Und das stimmt wohl. Recht klar ist die Sieglanger-Siedlung, wohl kurz nach deren Errichtung. Alles sauber und adrett, dafür fehlt noch die Bepflanzung. Rechts davon wohl eher sumpfige Wiesen. Oder ist das schon eine Au? Überschwemmungsflächen?
Die Häuser entlang der Völser Straße stehen heute auch nicht mehr. Dafür sehen wir nördlich der Straße eine Art Garten mit Büschen. Wer weiß mehr?
Auf der „Höttinger Seite“ des Inns erkennen wir bereits eine recht rege Verbauung mit Einfamilien-Häusern. Vielleicht auch schon ein paar etwas größere. Ganz hinten die Schottergruben an der Höttinger Auffahrt.
Aber es gibt noch sehr viel mehr Interessantes zu entdecken. Die Strommasten entlang des Inns zum Beispiel. Oder sind das andere Masten? Und was sehen Sie noch?
Aber auch am Innrain gibt es noch viel zu entdecken und zu bestimmen.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck; Ph-36.661)
Das Foto wird aus den 30er stammen. Manches hab ich als Kind und sogar noch als Jugendlicher in Erinnerung, der Bauboom begann erst etwa zur selben Zeit wie die Olympiabauten. Der größte visuelle Eingriff war der Bau der Autobahn mit ihren Zu- und Abfahrten, natürlich auch die zunehmende Verbauung von Sieglanger, Mentlberg und Höttinger Au. Das meiste hat in den 50ern aber noch so ausgesehen wie oben. Nur bei den Baufirmen Retter und Fritz im späteren „Hafenviertel“ kamen dann je ein Sägespänsilo dazu. Am Foto sieht man den schon fertiggebauten Mandelsbergerblock. Ein markantes Gebäude ist das oft schon erwähnte Traichlhaus. Die von Zeitgenossen erwähnte außergewöhnlich Helligkeit der Fassade des Gebäudes sieht man hier sehr deutlich, ein Gegenstück zum „Weißen Haus“ beim Amraser See.
Auf der großen Sandbank vor der Karwendelbrücke habe ich als Kind viele schöne Tage verbracht.
Im Bahndamm auf der Höttinger Seite sieht man eine winzige Unterführung, später wird dort eine der Hauptstraßen, der Mitterweg , hindurchführen.
Im Vordergrund schlängelt sich die alte Völserstraße so dahin und bildet sogar eine Art Verkehrsinsel. Unterhalb der Straße ein nicht mehr existierender beschrankter Bahnübergang, die Schranken worden vom Bahnwärter bei der neulich gezeigten Milchkontrolle fernbedient. Damals war es an einem Sonntag so still, daß man in unserer Wohnung Völserstraße Ecke Mandelsbergerstraße bei offenem Fenster das Läutwerk hören konnte. Und einen Hahn krähen.
Die Flächen unmittelbar östlich der Siedlungshäuschen war eine in den 30ern gebaute Innreglierung. Davor ging das Wasser bis zum Bahndamm. Hier ein Bild aus dem Archiv von Dr. Geiler von den Bauarbeiten. https://postimg.cc/GTFbQ8M4
Weil wir grad dabei sind: Ein Bild der frühen elektrischen Arlbergbahn beim Sieglanger mit dem legendären „Krokodil“ als Lokomotive https://postimg.cc/QVH4TZBr.
Die Gegend etwa zur selben Zeit im „Gegenschuß“ https://postimg.cc/LJbhhPGS und eine Ansichtskarte mit ähnlicher Perspektive wie das Titelbild aus viel späterer, aber immer noch gemütlicherer Zeit https://postimg.cc/SXRT7BZ8
Vielen Dank, Herr Hirsch, für die tolle Beschreibung (samt herrlichem Bildmaterial) einer Gegend, die mir in meiner Jugendzeit total unbekannt war! Lag sie doch am anderen Ende der Pradler Welt!