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Weihnachten Zu Ostern (Abessinien Teil 14)

Weihnachten zu Ostern (Abessinien Teil 14)

„Ostermorgen! -aber so ganz anders als in der Heimat. Nur der Weckruf unseres feisten Lagergockels (wir haben auch ein paar Hühner zur Eierversorgung) und der tiefe Brummbass unserer 2 Paare Ochsen und Milchkühe, die 2 drollige Kälbchen haben, unterbrechen die Stille des Lagermorgens. Wir haben unser hier mitten in einem dichten Bambusbestand, der von mittleren Laubbäumen durchsetzt ist, niedergelassen. Die Blätter und Halme rascheln noch leise in der verebbenden Morgenbriese […]“

Herr Hammerle hatte inzwischen sein Zentrallager in Schinghillu aufgeschlagen, um von dort aus seine Vermessungs- und Photogrammetriearbeiten fortzusetzen.
Da sie hier länger bleiben würden, hatte sich die Truppe hier ein komfortables Lager eingerichtet. Statt ihrer einfachen weißen Baumwollzelte hatten sie einfache Hütten aus leichten Baumstämmen, Bambus und Gras errichtet, die teilweise sogar ein „Obergeschoss“, ein auf Astgabeln errichtetes Grasbett, besaßen. Es muss ein recht gemütliches Lager gewesen sein, wie ein kleines Dorf mit all dem Hausvieh.

Bau einer Hütte (Ph-Pl-3090)

Von diesem Lager aus wurde die Arbeit in der umliegenden Gegend gemacht.

Wie Sie der Abschrift entnehmen können, blieb auch der arme Herr Hammerle von der Krankheit nicht ganz verschont und lag sechs Tage mit hohem Malariafieber im Bett.

Glücklicherweise war er zu Ostern wieder gesund und konnte einen Brief an seine Familie schreiben. Wenige Tage vor Ostern hatte er einen Brief seiner Eltern vom 18.03.1930 erhalten, in dem die ganze Familie bei einem Treffen jeweils ein paar Zeilen für ihn geschrieben hatte. Sie hatten ihm auch Zeitungen mitgeschickt, die ihn erleichterten, da sie ihm mitteilten, dass es auch in Tirol in diesem Jahr nicht viel geschneit hatte und er somit kein großes Skivergnügen verpasst hatte.
Eine große und sehr willkommene Osterüberraschung brachte auch ein weiterer Brief mit Einschreiben mit sich, den seine Eltern bereits am 03.01.1930 aufgegeben hatten. Dieser Brief beinhaltete einen Zeig des Familienchristbaumes und ein daran befestigtes Schockoladeanhängsel. Diese hatte die Reise jedoch nicht ganz überlebt und hatte auf Grund der Hitze eher die Form eines Briefsiegels angenommen.

Leider hatte er in seinem Brief nach Hause auch eine schlechte Nachricht, denn seine Heimreise würde sich doch verzögern und er würde erst im Juli oder August nach Hause kommen. Und das, obwohl es, wie er sagte, „nicht mehr so weit in die Heimat“ sei.

„in 2-3 Tagen erreicht man im Western Anschluss an gelegentliche Autos, die einen über Roseires am Blauen Nil in etwa 3 tägiger Ueberlandfahrt zu der bedeutenden Stadt Khartoum (am Zusammenfluss von Blauem und weissem Nil) bringen können. Von dort erreicht man in 5-6 Tagen mit Bahn, Nildampfer und wieder Bahn Kairo und Alexandrien und hat bei regem Dampfverkehr meist rasch Anschluss nach Europa.“

Doch bevor Hammerle die Heimreise antreten konnte, gab es noch viel zu tun und zu erleben.

Amelie Sturm (Stadtmuseum/Stadtarchiv, SammelA-501, Ph-Pl-3089)

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