Don’t judge a book…
Ich hoffe Ihnen ist die englische Redewendung bekannt: „Don’t judge a book by its cover“. Das könnte man zu deutsch ungefähr so übersetzen: „Bewerte ein Buch nicht nach seinem Einband“. Gemeint ist im übertragenen Sinn, dass man die inneren Werte eines Menschen (oder Objektes) nicht von seinem äußerem Erscheinungsbild erkennen kann.
Das führt mich nun zu unserem Titelbild bzw. zu unserem Objekt. Dem ersten Anschein nach handelt es sich um eine normale Auflage des Werkes „Innsbruck. Ein Farbbildwerk“ von Adolf Sickert aus dem Jahr 1943. Dem ist auch so, denn es verfügt über keine Abweichungen (z.B. Unterschrift des Autors etc.) die es besonders bemerkenswert machen. Streng genommen weist auch der innere Wert keine Unterschiede zu anderen Drucken auf, jedoch ist der Weg, den unser Objekt bis ins Archiv zurückgelegt hat, recht interessant.
Ein Urlauberpaar aus Boulder in Colorado/USA war vor kurzer Zeit bei uns im Archiv und hat uns dieses Exemplar geschenkt. Die Urlauberin hat mir erzählt, dass Ihre Mutter in den 1950er Jahren von Oberbayern in die USA emigrierte (wie und warum wäre ebenfalls äußerst spannend). Dabei ist sehr wahrscheinlich auch unser Exemplar mit übersiedelt. Als die Familie beim Aufräumen auf dieses Exemplar stieß, wusste man jedoch nicht mehr, wie man zu diesem Werk überhaupt kam. Wie dem auch sei, hat es sich die Tochter zur Aufgabe gemacht, uns das Exemplar bei einem Besuch von Innsbruck zu bringen. Zu unserem Glück wurde dieses Unterfangen nun von Erfolg gekrönt.
Ich habe mir auch erlaubt die ungefähr zurückgelegten Kilometer zu berechnen. Da ich leider die Heimat der Mutter in Oberbayern nicht kenne, habe ich der Einfachheit München als Ausgangspunkt herangezogen. Das Ergebnis meiner Rechnung ist eine Flugstrecke von über 16.000 km.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Titelbild: Cover von „Innsbruck. Ein Farbbildwerk“, Adolf Sickert, Dresden 1943)