Die Straßen von Innsbruck – Die Siebererstraße
Nach der Kreuzung mit der Kaiserjägerstraße endet die Karl-Kapferer-Straße und beginnt die Siebererstraße. Ihr Namensgeber, Johann Freiherr von Sieberer (1830–1914), war einer der bedeutendsten Philanthropen in der Geschichte Innsbrucks. Er war der uneheliche Sohn einer Wäscherin aus St. Johann und avancierte zum Generalinspektor des Österreichischen Phönix, einer Versicherungsgesellschaft, die selbst Mitglieder des Kaiserhauses zu ihren Kunden zählen konnte. So brachte er es zu einem beeindruckenden Vermögen, mit welchem er in seinen späteren Jahren die Landeshauptstadt seiner Heimat unterstützte.
Er finanzierte den Bau des Franz-Joseph-Greisenasyls, des Waisenhauses in der heute nach ihm benannten Straße, der beiden Türme der Jesuitenkirche und des Vereinigungsbrunnens, der einst den Südtirolerplatz zierte. Er richtete auch Stiftungen ein, welche die laufenden Kosten des Waisenhauses und des Greisenasyls deckten sowie einen Stipendien-Fonds. Insgesamt beliefen sich auf seine Spenden auf beinah 4,5 Millionen Kronen, dabei betrug das durchschnittliche Jahreseinkommen in Tirol damals knapp 800 Kronen!
(Kaiser Franz Joseph bei der Einweihung des Greisenasyls 1909, in der Mitte des Bildes bei der Kutsche ist Siebrer zu sehen; Signatur Ph-1149)
(Postkarte mit dem Portrait Sieberer und dem von ihm gestifteten Waisenhaus, der heutigen VS Saggen; Signatur Ph-1148)
(Werbepostkarte der Hotels Tyrol und Europa mit dem Vereinigungsbrunnen; Signatur Ph-5290)
(Die Jesuitenkirche vor und nach dem Umbau; Signatur Ph-25568 / Ph-25144)
Zunächst zur Jesuitenkirche:
Ich war eigentlich sehr erstaunt zu sehen, daß nicht nur die beiden Türme auf die Finanzierung durch Frh.v. Sieberer zurückgehen, sondern auch die Wappenkartuschen mit den Wappen Leopolds und Claudias in den gesprengten Segmentgiebeln der Bekrönung beider Rundbogenfenster des Obergeschosses, sowie der geschwungene Giebel als obere Fassadenbekrönung. Ich wußte nur: „…die Dreifaltigkeitsgruppe“
Zum Siebererschen Waisenhaus:
Im Buch „Das unversehrte Jahr“ schildert Josef Leitgeb seinen Aufenthalt an dieser Anstalt (beendet durch die 2. Verehelichung des Vaters, wodurch er eine liebevolle 2.Mutter bekam)
(Übrigens – das dürfte Herrn Roilo interessieren! – fanden wir nach dem Tod meiner Schwägerin Anni 2002 in der untersten Schublade der alten Kommode ein noch aus der Kindheit meiner Schwiegermutter stammendes gerahmtes Foto des Siebererschen Waisenhauses… Nachdem es auch mit „Pflegeplatz“ bei einer parteiblattverteilenden glühenden Sozialistin so gar nicht „hingehaut“ hat, hat ihr Vater ebenfalls wieder geheiratet – nach ihrer Aussage hätte sie keine bessere Mutter bekommen können…)
…..aber Sie haben Herrn von Sieberer wahrscheinlich gerade jetzt „hereingestellt“, weil am „Tag des Denkmals“, dem 24.9., das Grabmal von Sieberer besichtigt werden kann. Oder?
Freiherr war er nicht lange der Herr von Sieberer, denn erst 1910 wurde Sieberer in den erblichen österreichischen Freiherrenstand erhoben und 4 Jahre später verstarb er.
Das mit den erblichen Titeln war dann auch bald vorbei.