Die Straßen von Innsbruck – Die Kiebachgasse
In den frühen Tagen Innsbrucks war die Kiebachgasse die Hauptstraße der Stadt. An ihrem Anfang lag das von den Andechsener erbaute Castrum Inspruka. Nach dem aus dem 14. Jahrhundert stammenden Ballhaus am nördlichen Ende der Gasse, in dem Händler auf der Durchreise ihre Waren lagerten, wurde sie lange Zeit Ballgasse genannt.
Ihren heutigen Namen verdankt sie Josef Kiebach (1828–1875), der sein gesamtes Vermögen dem Armenfonds der Stadt überließ. Er war der einzige Sohn eines Schlossermeisters, neben dem väterlichen Erbe, vermachte ihm auch sein Onkel jenen Teil seines Vermögens, den er nicht der Armenfürsorge überließ. Wohl beeinflusst vom Testament seines Onkels vererbte Kiebach den Armen der Stadt ca. 75.000 Gulden (über eine Million Euro). Ein Viertel der Summe sollte zur Beschaffung von Holz, ein weiteres zur Errichtung einer Volksküche verwendet werden. Die restliche Hälfte des Vermögens stand dem Armenfonds zur freien Verfügung. Die Spende war umso bedeutender als der Fonds in den vergangenen Jahren zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten geraten war – 1874 war das Defizit auf über 30.000 Gulden gestiegen. Um dem Wohltäter ein Zeichen zu setzen, beantragter der damals amtierende Bürgermeister Johann Tschurtschenthaler (1828–1893) in der Gemeinderatssitzung am 25. Oktober 1875, die Gasse, in welcher Josef Kiebach gewohnt hatte, zu seinen Ehren umzubenennen.
(Titelbild: Blick in die Kiehbachgasse, Signatur: Ph-7210)