Ein englischer Reisender

1702 machte ein Reisender aus dem Lande Albion Halt in Innsbruck. Sein Name war Joseph Addison, ein englischer Dichter und späterer Politiker, der sich gerade auf einer ausgedehnten Reise durch den europäischen Kontinent befand.

Addison wurde 1672 in Milston, Wiltshire, geboren. Bereits früh zeigte sich sein sprachliches Talent, besonders seine lateinische Dichtung erregte Aufsehen, woraufhin er an das Magdalen College in Oxford aufgenommen wurde. Er verfasste zahlreiche Gedichte und übersetzte Vergils Georgica. Er weckte die Aufmerksamkeit einiger Adeliger Mäzene, die ihm eine Zuwendung von 300 Pfund pro Jahr verschafften, welche es ihm ermöglichte, durch Europa zu reisen. 1699 machte er sich auf den Weg, zuerst hielt er sich für zwei Jahre in Frankreich auf, ehe er nach Italien weiterreiste. Während seines dortigen Aufenthaltes verfasste er die Remarks on Several Parts of Italy und A Letter from Italy. 1702 reiste er in die Schweiz und anschließend in die Länder der Habsburger, angefangen mit der Tiroler Landeshauptstadt.

Er staunte über die Reitschule, die größte die er je gesehen habe und über das Theater auf der gegenüberliegenden Seite des Rennwegs, welches er „very pretty“ fand. Hinter den Kulissen des Theaters konnte er auch ein imposantes hölzernes Pferd bewundern – es hatte jedoch nicht mit Troja zu tun, sondern war ein übergebliebenes Requisit für das Stück „Die Bezähmung des Bukephalos“, das die Jesuiten im Hoftheater anlässlich des Besuchs von Wilhelmine Amalie von Braunschweig, der späteren Frau Josephs I., 1699 aufgeführt hatten.  

(Signatur sommer26_078a)