Des Kaisers neues Theater (I.)
Der Bau des heutigen Hauses des Landestheaters hat eine bewegte Vorgeschichte. Nachdem das Theater bis 1805 von der Unterstützung der in Innsbruck residierenden Erzherzogin Elisabeth (1743–1808) profitiert hatte und auch unter der bayrischen Herrschaft noch relativ großzügige Subventionen erhielt, geriet es nach der Rückeroberung des Landes zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten. Der Kaiser, Franz I., musste dem Theater mit 1200 Gulden pro Jahr unter die Arme greifen, um es über Wasser zu halten (zum Vergleich: unter der bayrischen Herrschaft wenige Jahre zuvor waren es noch 4000 Gulden gewesen).
Die finanzielle Lage hatte natürlich ihre Folgen für den Zustand des Gebäudes – so kam eine Kommission die 1842 den Zustand des Hauses untersuchte zu dem Schluss, dass „sich alles vereinigt, um jeden noch so leidenschaftlichen Theaterbesucher von dessen Besuch abzuhalten“. In Anbetracht dieses Resümees überrascht es wohl kaum, dass bereits 1863 Pläne für einen vollständigen Neubau vorgelegt worden waren. Man zögerte allerdings noch lange, da man die beachtlichen Kostet fürchtete, die der Neubau unweigerlich bringen würde – so wurden zahlreiche Pläne ausgearbeitet, sowohl für Renovierungen als auch Neubauten, und wieder verworfen.
1840 legte schließlich der Baumeister Paolo Vanotti einen umfassenden Plan für den Neubau vor. Seine Baupläne stützte sich auf die des italienischen Architekten Giuseppe Segusinis, der bereits in Belluno ein Theater errichtet hatte.
(Einer der Entwürfe Segusinis für die Fassade des Theaters, TLA Karten und Pläne 599-9-02)
Was Vanottis Plan schließlich zum Durchbruch verhalf, war vor allem sein innovativer Ansatz bei der Finanzierung. Prima facie beliefen sich die Kosten für den Bau auf 63.000 Gulden. Dadurch allerdings, dass ein Drittel der Logen verkauft und die Baumaterialien vom Zoll befreit werden sollten, würden die Kosten auf rund 34.000 Gulden gedrückt werden. Um sie weiter zu senken, sollte die Stadt Vanotti das Redoutengebäude verkaufen – somit würden letztlich nur knapp unter 14.000 Gulden zu bestreiten seien. Auf Basis dieser Berechnungen wurde das Projekt drei Jahre später von Kaiser Ferdinand I. genehmigt.
(Ansicht des alten k.k. Nationaltheaters; Signatur Ph-23349_1)
Auf dieser Ansicht sieht man das wunderbare Reiterstandbild von Erzherzog Leopold auf seinem alten Sockel. Rechts und links befinden sich zwei Göttinnen des Brunnens auf weiteren Sockeln.
Andreas Hofer wollte die weiblichen Figuren wegen ihrer Nacktheit sogar einschmelzen! Die Figuren überdauerten zum Glück im Schloss Ambras die Wirren der Zeit.