Ein Schauspieler in den Fängen der Gestapo
Von Augsburg über Magdeburg und Postdam gelangte der Schauspieler Josef Fritz (1884-1948) in der Zwischenkriegszeit mit seiner Frau Frederike, geb. Backes (1894-1970), nach Innsbruck, wo das Paar 1933 das Heimatrecht erlangen sollte. Über das Leben des Ehepaares in Innsbruck ist nicht viel bekannt. Hie und da werden Auftritte, etwa im Rahmen von Aufführungen der Freilichtbühne Wilten, in den Tageszeitungen erwähnt.
Im Herbst 1943 äußerte sich Josef Fritz freimütig über Hitler und seine „Befürchtungen über Deutschlands Ende in diesem Kriege“, worauf er denunziert, am 31. März 1944 verhaftet und schließlich „wegen Zersetzung der Wehrkraft“ angeklagt wurde. Aus der Untersuchungshaft schrieb er am 4. April 1944 den ersten Brief an seine Frau:
Endlich komme ich dazu, Dir einige Zeilen zu schreiben. L. Mama verzeih mir daß ich diesen Fehler begangen habe. Du wirst ja schon wissen um was es sich handelt. Sei so gut, u. gehe zur Krankenkasse betreffs meiner Zahnbehandlung. Sie sollen sie vorläufig zurückstellen, auch bitte [ich] Dich mir meinen Rasieraparat, Rasierseife, Wäsche [?], Taschentücher zu senden. Wenn Du zur Politischen Polizei Herrengasse gehst u. bittest, daß Du mich besuchen kannst. Bist Du in meinem Betrieb gewesen?
Nun liebes Mamele, sonst wüßte ich nichts zu schreiben, u. grüße u. küsse Dich vielmals herzl. v. d. l. Papa,
Verzeih mir!
[…]
N.S. Den Hausschlüssel u. Deine Rauchkarte habe ich l. Mama. […]
Josef Fritz blieb über mehrere Monate in Haft, geplagt von Sorgen, dass ihn seine Frau verlassen könnte („Sei mir nicht böse u. verlaß mich nicht.“) und gesundheitlichen Problemen („Gesundheitlich bin ich mal wieder nicht auf d. Höhe!“). Im Juli 1944 erhielt er die Vorladung zum Prozess.
Ein Antrag auf „Enthaftung wurde nicht bewilligt, sondern im Gegenteil die Fortdauer der Haft beantragt“, wie RA Dr. Karl Höflinger Frederike Fritz am 21. Juli 1944 mitteilte. Allerdings scheint ihr Mann dann am 4. August 1944 doch aus der Haft entlassen worden zu sein. Über den Verlauf des Prozess selbst liegen bislang keine Informationen vor. Bekannt ist jedoch, dass er am 13. September 1944 „wegen [des] Verbrechens der Wehrkraftzersetzung“ verurteilt wurde.
Josef Fritz überlebte den Zusammenbruch des NS-Regimes und wurde 1946 rehabilitiert. Seine Gesundheit hatte in der Haft aber stark gelitten, sein Herzleiden hatte sich verschlechtert und er starb bereits am 27. Jänner 1948 in Innsbruck.
(SammelA-490)
Josef Fritz wurde am Friedhof Hötting bestattet, das Grab wurde inzwischen aber aufgelassen. Sehr berührend die körperliche Veränderung, 1935 das blühende Leben und 1948 das Sterbebildchen.
Das Neonazitum konnte unter anderem auch deshalb wieder Fahrt aufnehmen, weil man die Schuld der NS-Zeit beinahe ausschließlich auf die Grausamkeit des Holocaust konzentriert, anstatt auch über solche Terrorakte gegenüber der sogenannten arischen Bevölkerung zu berichten.
Da Herr Fritz die NS-Zeit überlebt hat, ist anzunehmen, daß man ihn wieder laufen ließ, in welchem Zustand ist eine andere Frage.