Fahren muss gelernt sein?
Wer sich legal hinter das Steuer eines Automobils setzten möchte, muss dafür eine entsprechende Qualifikation in Form einer Lenkberechtigung (Führerschein) vorweisen können. Das behördliche Kauderwelsch – man verzeihe den Ausdruck – kann man digital bei oesterreich.gv.at nachlesen. Historische Ursprünge findet man dort aber leider nicht.
Einen groben Überblick kann man sich diesbezüglich auf Wikipedia machen und anhand der dort angegebenen Informationen kann man sich an das Thema zumindest etwas herantasten. Geht man von diesen Informationen aus, dann wurde im Jahr 1905 eine erste, reichsübergreifende Verordnung unter dem Titel „Verordnung des Ministeriums des Innern im Einvernehmen mit dem Finanzministerium, betreffend die Erlassung sicherheitspolizeilicher Bestimmungen für den Betrieb von Automobilen und Motorrädern“ erlassen. Darin wurden auch Punkte der Fahrzeuglenkung behandelt:
Worüber man auf Wikipedia unter dem Eintrag Führerschein stolpert, ist die Fahrlizenz Nr. 1, ausgestellt durch das Stadtmagistrat Innsbruck am 30. Jänner 1906 und auf oben abgebildete Verordnung verweist. Leider liegt dem Stadtarchiv kein solches Exemplar im Original aus dieser Zeit vor.
Wesentlich detaillierter fiel die im Jahr 1910 folgende Verordnung aus, welche die Verordnung von 1905 ersetzte. Darin wurde unter anderem auch das erste Mal der Begriff „Füherschein“ erwähnt. Damit nun aber genug mit der Geschichte des Führerscheins, denn eigentlich wollte ich mich in diesem Artikel den Innsbrucker Fahrschulen widmen.
Wie wir nun wissen, gab es hierzulande ab 1905 die Voraussetzungen über die Fahrerlaubnis und laut Wikipedia eröffnete die erste private Fahrschule 1904 in Aschaffenburg – für Österreich konnte ich leider keine Hinweise finden. Blicken wir auf Innsbruck so habe ich in den Adressbüchern den ersten Eintrag für eine sogenannte Automobil-Führer-Schule im Jahr 1915 gefunden:
In den 1920er Jahren findet man bereits die Automobil-Fahrschule Walli, welche auch auf dem LKW vom Titelbild erwähnt wird. Das Titelbild wurde jedoch mit dem Jahr 1974 datiert und zeigt wohl eher die nächste Generation. Bei einem Blick in die Adressbücher der Jahre 1970 und 1976 scheint aber die Fahrschule Walli zumindest nicht unter diesem Namen auf. Habe ich hier etwas übersehen?
Sucht man in den Namensregistern der Gewerbeakten nach den beiden Personen findet man zwar zahlreiche Einträge, jedoch keinen mit explizitem Bezug auf die Fahrschule, sondern immer auf den Verleih von Automobilen, Garagenbesitzern o.ä.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-27045)
Der Name einer Betreiber-Firma im Sinne der heutigen Fahrschulen wird in dieser Annonce zwar nicht erwähnt, aber Unterrichtsstunden hat man hier bereits im Jahre 1900 angeboten:
„(Automobil-Fahrschule in Innsbruck.) Am heutigen Tage wurde auf der hiesigen Radrennbahn unter der Leitung eines behördlich geprüften Fachlehrers eine Automobilfahrschule eröffnet. Unterrichtsstunden sind täglich von 4 bis 6 Uhr nachmittags. Das Honorar für einen fünfstündigen Unterricht kostet 30 Kronen. Für bereits geübte Fahrer ist der Preis für die Benützung eines Automobils auf eine Viertelstunde mit 2 Kronen festgesetzt. Anmeldungen zum Unterrichte zu einer anderen als der oben angegebenen Zeit werden in der Rennbahn jederzeit entgegengenommen.“ (IN, 25. April 1900, S 2)
Der Steiermärkische Automobil-Club berichtet am 1. Juli 1900 in der „Allgemeine Automobil-Zeitung“ ebenfalls von der Eröffnung einer Fahrschule: https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=aaz&datum=19000701&query=%22Automobil+Fahrschule%22~10&ref=anno-search&seite=3
Ich kann mich erinnern, daß die Walli einen Steyr 380 dieser Serie, allerdings als Doppelkabiner, noch hatte, als alle anderen Fahrschulen in Innsbruck schon moderne LKW hatten. Auch 1975, als ich beim Ing Harm mit einem modernen 590 die Prüfung machte.
Der Oldtimer Lkw war dunkelrot lackiert, wenn ich mich recht erinnere. Wahrscheinlich hat man da alles gelernt, beim Schalten Zwischengas geben und zwischenkuppeln, und natürlich keine Servolenkung. Und kein nerviges Biep-Biep beim reversieren.
Walli stand nicht nur für Fahrschule, sondern auch für Mobil Tankstelle, Garage und Austin Service. Bin früher fast jeden Tag dort vorbeigefahren und hab hin und wieder auch getankt.
Mit diesen Fahrzeugen lernte man das LKW fahren richtig
Kein synchronisiertes Getriebe Kuppeln mit Zwischengas das muste man üben. Da knirschte es schon manchmal im Getriebe was den Fahrlehrer nicht gerade erheiterte.,