Gas aus Tiroler Kohle? (II.)
Das im vorigen Artikel erwähnte Braunkohlebergwerk hatte nach dem Ersten Weltkrieg eine interessante Entwicklung. Schon vor dem Krieg lieferte es Kohle nach Innsbruck (wobei hier ein Fehler im letzten Artikel war – danke an Herrn Schneidernbauer, auf dessen Kommentar hin ich mir diesen Aspekt nochmal angesehen habe – die Kohle wurde nur bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts per Schiff transportiert, danach erledigte dies die Eisenbahn; in den Zeitungen wird u.a. das Pflasterzoll genannt, welches die Kohle verteuere. Interessanterweise gab es aber in den Zeitungen in den frühen Zwanzigern auch Vorschläge, den Transport wieder aufs Wasser zu verlagern um Kosten zu sparen). 1911 wurde sie in Innsbruck in den Zeitungen als günstiges (100 kg waren für 3,2 fl. zu haben – ca. 20 Euro) und dennoch hochwertiges Heizmittel angepriesen, das an drei Orten in der Stadt verkauft wurde (In der Feldstraße, der Museumstraße und der Fischerstraße).
Die Eisenbahn verwendete ebenfalls die örtlich produzierte Kohle, doch nach dem Krieg stieg die Bedeutung des Kohlebergwerks sprunghaft an – denn sie war plötzlich zeitweise beinahe die einzige Kohle die in Tirol überhaupt zu bekommen war. 1922 erwirtschaftete es einen Gewinn von einer Milliarde Kronen, ca. 1,25 Mio. Euro. Das Werk war im Besitz des Bundes und beschäftigte 360 Arbeiter und produzierte monatlich ca. 4000 Tonnen.
Doch bald kam es zu Spannungen zwischen dem Bund und der örtlichen Politik. Die Bundesregierung wurde beschuldigt den Preis der Kohle künstlich hoch zu halten, wodurch sie nicht mehr konkurrenzfähig war und Kohle vermehrt importiert werden musste. Weiter wurde ihr vorgeworfen, ihr eigenes Werk zu boykottieren, weil die Eisenbahn die Kohle nicht mehr wie zuvor für den Eigengebrauch verwendete. Dazu muss allerdings gesagt werden, dass Braunkohle deutlich weniger Energiedichte aufweist als Steinkohle (je nach Abbaugebiet teils weniger als ein Drittel – in Bad Häring wurde allerdings Glanzbraunkohle abgebaut deren Energiedichte nur ca. 25% unter dem von Steinkohle liegt), was sie natürlich als Treibstoff ineffizienter macht.
Beides zusammen führte dazu, dass das Werk vor dem Bankrott stand – was lt. kritischen Stimmen das Ziel der Regierung war, um es billig an ausländische Investoren zu „verscherbeln“. Es kam jedoch nicht wirklich zum Verkauf oder zur Schließung des Bergwerks, allerdings brach im Juni 1926 ein Brand aus, der die Arbeiten eine Zeit lang zu erliegen brachte.