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Prozession In …

Prozession in …

Mit dem kommenden Hochfest Mariä Himmelfahrt steht bald ein Landesfeiertag an, an dem in zahlreichen Gemeinden besondere Feste und Prozessionen stattfinden. In Innsbruck findet zwar keine Prozession zu diesem Fest statt, dennoch fische ich mit dem Bildmotiv von heute in diesem Teich – einfach weil mir das Foto so gut gefallen hat. Wenn man die Stelle kennt, die auf dem Foto abgebildet ist, kann man seinen Augen kaum trauen, so anders sieht es hier nunmehr aus. Unsere ExpertInnen können sicherlich auf den ersten Blick sagen, wo wir uns befinden. Sonst bieten die zahlreichen Schilder von Gewerbetreibenden in Kombination mit den Adressbüchern der Stadt ein probates Hilfsmittel zur Identifizierung der Szenerie und zur ungefähren Datierung. Auch die Straßenbahnschienen können zur Aufklärung des Aufnahmeortes dienen. Was könnte der Anlass der Prozession gewesen sein?

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Ph-30758)

Dieser Beitrag hat 17 Kommentare
  1. Ich habe mir dann auch die historischen Adressbücher zu Hilfe genommen, nachdem er schon einen verdacht gehabt habe.
    Wir blicken in der Wiltener Leopoldstraße Richtung Grassmayr Kreuzung.
    Nicht im Bild sicher die „Wiltener“ voraussehend.

  2. Nachdem keine Palmstangen zu sehen sind und keine Monstranz schließe ich Palmsonntags- und Fronleichnamsprozession aus. Ich nehme an, hier wurde die früher immer an einem Freitag abgehaltene Herz-Jesu-Prozession für die Nachwelt festgehalten.

  3. Ich korrigiere nicht, ich kommentiere und ergänze.

    Den Hauptteil der Prozession sieht man gar nicht, sondern den hinter dem „Himmel“ einherschreitenden und die Prozession abschließenden Frauenkondukt. So kann es sich durchaus um die Fronleichnamsprozession handeln. Dafür spricht auch die Beflaggung der Häuser. Palmprozessionen sind nicht so weitläufig, man – wirklich Mann – muß ja die möglichst längste Palmstange tragen. Außerdem K.O.-Kriterium: Am Palmsonntag tragen die Bäume noch kein dichtes Laub.

    Religionsneutral betrachtet zeigt das Foto den kleinen Durchlass unter der Bahn, noch bestehende Häuser wie das Gasthaus Neuwirt (welches den Blick auf das Rätselhaus in der Haymongasse verstellt) und die entweder abgerissenen oder den Bomben zum Opfer gefallenen Häuser vor der Bahnkreuzung. Ich glaub nicht, dass die damals schon Grassmaierkreuzung geheißen hat.

    Eine bekannte Firmentafel gehört dem Eisenwahrenhändler König, der später in der Neurautgasse beheimatet war. Und eine Haltestelle gibts in der Nähe auch noch, wenn auch nur für Busse.

    Unklar bleibt, nach welchem Rudolph das überdimensionale RUD schreit.

    1. Wie alt der Name Graßmayr-Kreuzung ist, wäre eine interessante Untersuchung wert. Der älteste mir bislang bekannt gewordene Beleg findet sich bereits in der Tiroler Tageszeitung von 1967, Nr. 14, Seite 3 als Artikel mit dem Titel „Umgestaltung der Graßmayr- Kreuzung“.

      1. Sie wissen wenigstens wie man den Namen der Kreuzung richtig schreibt…und wie konnte ich in bestem facebook-Deutsch Wahren schreiben! Wahrscheinlich hin und hergerissen, ob ich Eisen- oder Stahlwaren schreiben soll, ließ ich wenigstens dem h Gerechtigkeit angedeihen.

        Wahrscheinlich ist der Name der Kreuzung mit ihr zusammen entstanden, als eine Art moderner Flurname. Die Glockengießerei ist auch die einzig wesentliche Landmarke an dieser Stelle. Und die Graßmayrstraße gabs ja schon vorher, in verschiedener Schreibweise als Gasse und Straße.

        Und 1967 wollte man sie schon umbauen, interessant. Als die einzige gröbere Umgestaltung ist mir die Unterbindung der heute nicht mehr vorstellbaren Linksabbiegemöglichkeit Richtung Pradl am Ende der Südbahnstraße.

  4. Anhand von 2 Firmenschildern könnte man den von Herrn Auer vorgeschlagenen Datierungs-Rahmen noch ein wenig erweitern:

    Die Bäckerei des Josef Zoller, ehemals in der St. Nikolausgasse 12 angesiedelt, wird in der Leopoldstraße 47 zum ersten Mal im Adressbuch von 1904 genannt, evtl. auch 1903 schon dort, dieses AB fehlt aber. Vorgängerin war dier Bäckerei des Alois Harpf von 1900 – 1902.

    Andrä König sen. scheint in den Adressbüchern mit der Anschrift Leopoldstraße 49 zum ersten Mal im Jahr 1899 als Kaufmann und Hausbesitzer auf. Ab 1900 wird er zusätzlich noch als „Krämer- und Viktualienhändler“, „Tabakfabrikant, Stempel- und Postwertzeichen-Verschleißer“, „Spezereiwarenhändler“ u. „Wein- und Branntweinhändler“ geführt. 1909 hat dann Andrä König jun. das Geschäft übernommen.

  5. Die Straßenbahnschienen in der Leopoldstraße werden wohl jene der 4er sein. Man sieht bereits eine Oberleitung, die gab es erst ab 1909.
    Der zweigleisige Ausbau folgte 1914 und ist hier noch nicht zu erkennen.
    Damit wäre die Aufnahme dann auf den Zeitraum 1909 bis 1914 eingegrenzt, wenn ich das richtig interpretiere und das passt recht gut in das bisher gesagte.
    Auf der Arlbergbahn fuhr man noch mit Dampf, was die Schienenkreuzung damals wesentlich vereinfachte.

  6. Vielen Dank für den Vergleichs-Link, Herr Friesnbichler! Von meiner anfänglichen Vermutung einer Herz Jesu-Prozession habe ich mich recht schnell verabschiedet, weil ich via ANNO in sämtlichen Ausgaben der IN für den in Frage kommenden Zeitraum nur wenige Berichte über Herz Jesu-Prozessionen gefunden habe, einige in Mutters oder anderen Dörfern. In Wilten hat es sie schon auch gegeben, aber die gingen in die andere Richtung 😉 von der Stiftskirche über die Brennerstraße zum Bergisel. Ich habe mich durch den fehlenden Baldachin und den von den Frauen geschulterten Tragealtar (?) irritieren lassen. Und die Prozession kam mir bis in die Haymongasse hinein schon recht lange vor, sodass ich gar nicht auf die Idee kam, dass hier nur das Ende sichtbar sein könnte.

    Inzwischen habe ich dazu gelernt. Die Wiltener Fronleichnamsprozession hatte folgende Regeln zur Anordnung (IN v. 20. Juni 1905, S 7):
    Am Fronleichnamsfeste ist in der Pfarrkirche feierliches Hochamt, darauf die Prozession mit den vier hl. Evangelien. Der Weg der Prozession ist die Haymon-, Leopold-, Fischer-, Templ-, Müller- und Leopldstraße. Das erste Evangelium wird beim Brunnenbauern, das zweite beim Templ, das dritte bei Herrn Dr. Duregger, das vierte bei Herrn Villinger abgehalten. Prozessionsordnung: 1. Vortragkreuz, 2. Schulknaben, 3. die Männer und der Männerbund in Wilten, 4. der patriotische Verein in Wilten, 5. die Jünglinge und der Jünglingsbund, 6. der Veteranenverein, 7. die Schützen-Kompagnie (1. Abteilung) mit Musikkapelle, 8. das Kapitel des Stiftes Wilten, 9. der Zelebrant mit dem Allerheiligsten, 10. die Vertretung der Stadtgemeinde, 11. der eucharistische Verein, 12. Schützen-Kompagnie (2. Abteilung), 13. Schulmädchen, 14. die Jungfrauen und der Jungfrauenbund und 15. die Frauen und der Frauenbund.— Die katholischen Vereine und Bündnisse sowie alle Pfarrangehörigen von Wilten werden höflich gebeten, sich recht zahlreich daran zu beteiligen. Auch werden die Hausbesitzer und Bewohner jener Straßen, welche die Prozession passiert, ersucht, wie in früheren Jahren, so auch heuer, die Häuser zu dekorieren und zu beflaggen. Das Pfarramt Wilten.

    Bei dieser Beteiligung hätte nie und nimmer die gesamte Prozession auf ein Foto gepasst. Aber Ihr Vergleichsbild, Herr Friesnbichler, hat noch etwas anderes möglich gemacht: Unter dem „RUD“ auf dem Haus Haymongasse 2 ist nun auch die „Rudolfst…“ (ab 1925 Brixnerstraße) erkennbar. In den AB der Jahre 1898 bis 1902 (und weit darüber hinaus) wird in der Rudolfstraße 4 (Brixnerstraße 4) die Firma Rudolf Baur Lodengeschäfte, die spätere Firma Lodenbaur angeführt.

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