‚Papstl‘
Ein Kommentar von Karl Hirsch zu meinem letzten Beitrag hat das heutige Bild schon vorweggenommen, das Rätsel erübrigt sich damit, dennoch wollte ich das Bild nicht entfernen. Wie Herr Hirsch schon geschrieben hat, befindet sich dieser Gedenkstein in unmittelbarer Nähe zur Stephansbrücke und erinnert an zwei Dinge: Im oberen ovalen Teil wird an den Durchzug von Papst Pius VI. im Jahr 1782 gedacht. Darauf führt sich auch der Name des Denkmals (‚Papstl‘) zurück. Papst Pius VI. war damals auf der Rückreise von Wien, wo er versucht hatte, Kaiser Joseph II. zur Räson zu bringen und dem Kaiser dessen kirchenpolitischen Maßnahmen auszureden. Ohne großen Erfolg reiste er Ende April 1782 von Wien ab. Am 7. Mai kam er von Augsburg kommend in Innsbruck an, wo ihn – wie auch in der Inschrift zu lesen ist – Erzherzogin Maria Elisabeth als Gast empfing. Am folgenden Tag ging die Reise weiter in Richtung Süden. Der Papst nahm dabei die alte Poststraße nach Schönberg – damals natürlich noch ohne die Stephansbrücke, aber immerhin gerade erst grundsaniert. Wenige Jahre zuvor, 1777, war die Straße nämlich unter Gouverneur Johann Gottfried Heister und Straßenbaudirektor Josef Andreas von Laicharding neu hergestellt worden, worauf der untere Teil des Denkmals erinnert. Laicharding war es auch, der diesen Teil des Gedenksteins errichten ließ und sich damit wohl auch selbst ein Denkmal setzte, indem er in der Inschrift an die lange Geschichte des Verkehrsweges von der Zeit der Römer bis zu seiner eigenen Person verwies.
Der Stein ist heute im Übrigen in einem deutlich besseren Zustand als auf dem Bild, nachdem er Ende der 1980er Jahre restauriert worden ist.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Ph-16566)
Dazu passt auch dieser Bericht aus den Innsbrucker Nachrichten vom 16. Dezember 1902:
„Zwei historische Denkmäler befinden
sich an der alten Brennerstraße, und zwar das
eine unweit des sogenannten Klarerhofes und das an-
dere hinter dem Gasthause zur Stefansbrücke, wo
die alte Straße zum Schönberg ansteigt. Das
erste bezieht sich auf das am 2. August 1765 an
dieser Stelle stattgefundene Zusammentreffen des
Erzherzogs Leopold, Großherzogs von Toskana,
und seiner Braut, der spanischen Infantin Maria
Ludovika, mit der Kaiserin Maria Theresia und
ihrem Sohne, dem damaligen römischen Könige
Josef. Das Denkmal in Unterberg soll in latei-
nischer Schrift die Geschichte der Brennerstraße
erzählen und daran erinnern, daß im Jahre 1782
über diesen Weg Papst Pius VI. von Wien nach
Rom zurückkehrte. (Früher wurde diese Stelle
im Volksmunde »beim Papstl« genannt.) Die
Inschriften auf diesen beiden Monumenten sind
nun schon seit mehreren Jahren ganz unleserlich
und es dürfte ihre Erneuerung die Aufgabe der jüngst bei der
k. k. Statthalterei gebildeten neuen Abteilung für
Erhaltung von Kunst- und historischen Denk-
mälern sein, deren Augenmerk hiemit daraus ge-
lenkt sei.“
Ach, das tut mir jetzt leid, daß ich ein Rätsel vorgelöst habe ehe es noch gestellt wurde. Ich mit meinen Plappereien 🙂
Lieber Herr Hirsch,
das macht überhaupt nichts! Vielmehr zeichnet es den wahren Experten aus, dass er die Antwort schon vor dem Rätsel kennt!