Die Tragödie am Glungezer (II.)
Innerhalb weniger Minuten machte sich die Bergrettung und die Alpin-Gendarmerie auf den Weg zum Wrack. Die Maschine mit über 300 km/h gegen den Felsen der Ostseite des Glungezers geprallt.
Die Trümmer waren über hunderte Meter verstreut, keine der 83 Personen (75 Passagiere, die Besatzung bestand aus 8 Personen) an Bord hatte den Absturz überlebt. Unter den Toten befand sich eine Österreicherin, die zusammen mit den englischen Urlaubern, die den Großteil der Passagiere ausmachten, zurück nach Innsbruck fliegen wollte. Der Absturz gilt bis heute als das größte Unglück der Luftfahrt in Österreich.
Die Bergung nahm viel Zeit in Anspruch, v.a. die harten Wetterbedingungen erschwerten die Arbeiten. Dabei versuchte man auch herauszufinden, wie es zu dem Unglück kommen konnte. Man konnte keine Hinweise auf technisches Versagen finden, ein Pilotenfehler schien ebenfalls unwahrscheinlich – der Pilot Ellis W. Williams galt als einer der erfahrensten der Fluglinie, er war bereits neunmal in Innsbruck gelandet, sein Kopilot war ebenfalls bereits dreimal nach Innsbruck geflogen. Die Fluggesellschaft gab einige Tage nach dem Unfall an, Innsbruck weiter anfliegen zu wollen und wies Spekulationen über mögliche Fehler der Piloten zurück.
Nach dem Bericht der ICAO (International Civil Aviation Organization) gilt dennoch ein Pilotenfehler als wahrscheinlichste Ursache des Absturzes. Nachdem keine Fehlfunktionen der Maschine festgestellt werden konnten, wird vermutet, dass man bei dem Versuch, die dichte Wolkendecke zu durchbrechen, die Mindestflughöhe unterschritten hatte.
Auf dem Foto ist die Uhr der Maschine zu sehen, sie ist auf 14:04 stehengeblieben, was anfänglich zu Spekulationen führte – schließlich war der letzte Kontakt mit dem Flughafen um 15:18. Zwei Dinge dürften dazu beigetragen haben: Erstens waren die Uhren auf die englische Zeitzone eingestellt, und gingen somit im Verhältnis eine Stunde nach. Zweitens ist die Differenz des Minutenzeigers vermutlich durch den Aufprall verursacht worden.
(Foto: Tiroler Tageszeitung, 03. März 1964)
Sicher, der Pilot hat die Britannia buchstäblich im Nebel an die Wand geflogen. Die eigentliche Ursache war aber, wenn auch schuldlos, das VOR-Funkfeuer, welches auf dem Patscherkofelsender installiert worden war. An sich für den Fernflugverkehr als Orientierungshilfe gedacht, benutzte es der Pilot als Anflughilfe um die nicht allzu dichte Wolckendecke zu durchstoßen.
Innsbruck besaß außerdem eine ältere NDB Funkantenne,zwischen Igls und Vill, die heute noch besteht. Ein NDB ist aber nicht so präzis wie das damals neue VOR.
Meine rein private Hypothese ist die Vermutung, daß der Pilot das VOR (als Ersatz?) neben dem NDB läge. Karten dazu hatte er keine geeigneten, und die identische Funkkennung OEJ für beide weit auseinanderliegenden Funkantennen war möglicherweise fördernd für einen solchen Irrtum. Daß ein VOR tief unten im Tal nicht funktioniert, wußte der Pilot auf Grund der damaligen relativen Neuheit der Technik gar nicht.
Der Wetterbericht meldete damals eine Wolkenuntergrenze von 3000 m über dem Inntal. Über dem Igler NDB kreisend hätte der Pilot eigentlich spielend die Wolken im Sinkflug unterfliegen können. So aber irrte er in den wie üblich tief den Berghängen aufliegenden Wolkenbänken herum und wunderte sich wahrscheinlich, warum er keine Bodensicht erhielt.
Zur gleichen Zeit startete eine Swissair und flog auf der Route über Seefeld nach Zürich, was ausreichende Sicht erforderte, und eine AUA Maschine flog problemlos unter Sichtverhältnissen vom Unterland her durchs Inntal und landete sicher.
Der im Flugunfallbericht erwähnte kurze Funkverkehr zwischen der sich nach der Position der Britannia erkundigenden Swíssair und der Flugsicherung, die das Flugzeug „overhead the city“ vermutete, war auch nicht hilfreich.
Hier die Situation an Hand einer Ansichtskarte: https://postimg.cc/qgqybJT9
Ich betone nochmals, das Verwechseln der Position des VOR ist eine persönliche Plausibelmachung des eigentlich rätselhaften Geschehens, denn der Pilot war mit den Verhältnissen um Innsbruck sicher vertraut und wußte wohl gar nicht, daß der Sender am Patscherkofel oben war.