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Glück Ab!

Glück ab!

„Am 28. Mai, 8 Uhr früh wird die feierliche Taufe des Ballons ‚Tirol‘ mit nachfolgendem Aufstieg stattfinden. Se. kais. Hoheit Herr Erzherzog Josef Ferdinand, der bekannte Linzer Luftschiffer, hat sein Erscheinen bei dieser Feier mit seinem Ballon ‚Salzburg‘ zugesagt, sodaß ein Simnltanaufstieg mit zwei Ballons stattfinden wird. Das nähere Festprogramm wird noch verlautbart werden. Zutritt zu dieser Feier haben nur Mitglieder des Vereines für Luftschifffahrt in Tirol und deren Angehörige, sowie geladene Gäste. Die Mitglieder werden in den nächsten Tagen die Mitgliedskarten und die Abzeichen zugestellt erhalten, welche beim Eintritt in das Gaswerk vorzuweisen sind. Beitrittsanmeldungen werden im Gaswerk-Stadtbureau und im Reisebereau Hueber, Margarethenplatz, entgegengenommen.“

Mit dieser Notiz kündigten die Innsbrucker Nachrichten am 20. Mai 1910 die bevorstehende aviatische Premiere an, die – trotz der für einen Samstag unchristlichen Uhrzeit – zahlreiche Schaulustige anlockte. Allerdings spielte der Wettergott nicht mit und so musste der Start auf den Sonntagmorgen verlegt werden. Das tat jedoch der Begeisterung des Publikums und der Innsbrucker haute volée keinen Abbruch. Dementsprechend lang war die Liste der anwesenden Prominenz. Gesichtet wurden u. a. Albertine Freiin von Spiegelfeld mit ihren Töchtern, der Korpskommandant, Feldmarschalleutnant Johann Edler von Schemua, der Oberlandesgerichtspräsident Freiherr von Call, der Rektor der Innsbrucker Universität, Prof. Alfred von Wretschko, und Handelskammervizepräsident Sonvico und die Taufpatin des Ballons, Baronin Kathrein. „Überhaupt hatte sich ein sehr distinguiertes Publikum, darunter auch viele Damen, für welche einige Sesselreihen ausgestellt worden waren, allmählich eingestellt“, so die Innsbrucker Nachrichten.

Über den „Taufakt“ erfuhren die Leserinnen und Leser: „Frau Baronin Kathrein vollzog […] den Taufakt mit folgenden Worten: ‚Der Einladung, die Taufe des ersten Ballons des Tiroler Vereines für Luftschiffahrt zu vollziehen, komme ich gerne nach. Ich verleihe dir hiemit den Namen ‚Tirol‘ mit dem Wunsche, daß du diesen schönen Namen stets mit Stolz und Glück in die Lüfte tragen, und auch stets mit Glück die Heimkehr zu tirolischer Erde finden mögest. Das walte Gott!‘ Dann ergriff sie ein gefülltes Champagnerglas und goß dessen Inhalt über die Gondel. Gleich nach Vollziehung dieser Zeremonien erscholl das Kommando ‚Los‘ und wenige Augenblicke später begann der Ballon ‚Tirol‘ langsam frei emporzuschweben. Ringsum erschollen ‚Heil‘-, ‚Gut Land‘-, ‚Glück ab‘-Rufe, Hüte und Tücher wurden geschwenkt und aller Augen folgten dem immer schneller und höhersteigenden Ballon, dessen Insassen die ihnen nachgesandten Grüße erwiderten und kleine Papierfähnchen herabflattern ließen.“

Bei seinem Jungfernflug steuerte kein geringerer als der berühmte Luftfahrtpionier, Hauptmann Franz Hinterstoisser (1863-1933), den Ballon „Tirol“. Gegen Mittag landete er wohlbehalten im hinteren Zillertal, nachdem er zwischenzeitlich auf über 4.000 Meter aufgestiegen war.

(Foto: Sammlung Andreas Zenleser – Digitalisat StAI)

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