Raritäten aus der Sammlung Kreutz – VII
Bäume!! – Das war Walter Kreutz in seinen Aufzeichnungen besonders wichtig. Schon wenig später gab es diese nicht mehr. Und heute? Dort gibt es Lärm, Verkehr (aller Art), Dreck und so manches übles Milieu, aber sicher keine Bäume. Das wäre auch nicht human. Menschen können dort ruhig arbeiten, aber einem Baum ist das nicht zumutbar.
Als Fritz Reuter diese Aufnahme machte – wann denn? – waren hier noch andere Unternehmen tätig. Aus diesem „Schlachtschiff“ österreichischer Selbstdefintion wurde heute ein kläglicher Mieter in Einkaufszentren.
Auch Tabaktrafiken waren damals noch an jeder zweiten Hausecke zu finden. „A3“ rauchte man damals. Und „Nil“. Und wohl auch schon „Smart Filter“. Und „Reval“. Wer Reval raucht, frisst auch kleine Kinder. Sagte man damals zu Kindern. Aber vielleicht bin ich da schon zu modern?
Damals war es noch möglich, dass Kinder am Straßenrand im Schnee mit Rodeln spielten. Stellen Sie sich das heute ein Mal an dieser Stelle vor!
Das Auto und der Bus im Hintergrund können höchstens Spezialisten einordnen. Vermutlich eine Marke, deren Namen ich noch nie gehört habe.
Da wir in der Gegend hier schon öfter zu Gast waren, ist es auch für LeserInnen abseits der SpezialistInnen eine lösbare Aufgabe. Vor allem weil wir Alle schon so oft in der Gegend waren.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck; Slg. Kreutz)
Danke für dieses schöne Foto dessen Lokalisierung ich gerne anderen , neuen Teilnehmern überlasse. Die alten Rätselhaudegen wissens sowieso.
Brunecker Straße (heute PEMA-Turm mit u. a. TT)
Mit dem fotografierenden Pfarrer Friedrich Göhlert waren wir auch schon in der Brunecker Straße. Hier ein Foto aus der Zeit des Wiederaufbaus:
https://innsbruck-erinnert.at/unterwegs-mit-pfarrer-goehlert-viii/
Bis 1918 war in diesem Haus das k.k. Post- und Telegraphenamt.
Wie man auf alten Postkarten erkennen kann, war hier um 1910 auf beiden Straßenseiten eine ganze Allee von jungen Bäumen.
Die nach Bombenschäden wieder hergestellte und aufgestockte Gebietskrankenkasse datiert das Bild trotz altem Auto /Steyrer?) in die unmittelbaren Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg.
Die Bahnpost, wie es allgemein hieß, war nach der Hauptpost das wichtigste Postamt in der Stadt. Gleich hinter den Eingangstüren, in einem eigenen Raum, war die Telefonzentrale. Dort hab ich einige Jahre lang in der Urlaubszeit nach Italien telefoniert um Zimmer zu reservieren. Die Telefünbücher der Nachbarländer und anderer Staaten lagen auf. Booking.com? Wozu?
Dann ein paar Stufen hinunter gings in die U-förmige Schalterhalle mit den üblichen Schaltern für die drei Hauptaufgaben der Post: Briefe, Pakete und Geldüberweisungen.
Rechts von der Post das Reiseproviantgeschäft von Herrn Schlesinger, welches von einem seiner Söhne als „Fresco“ weiter betrieben wurde.
In der Trafik gabs neben den genannten Lungenstäbchen noch die Austria 2 und die Austria C. Etwas nobler waren neben der Nil die Peter Stuyvesant und die Chesterfield. Jonny mit und ohne Filter und Lucky Strike gabs natürlich auch. Andere in Erinnerung befindliche Marken waren Memphis, Pall Mall (gesprochen Bàlllmall), Dames, Belvedere, Milde Sorte, Falk und die längst vergessenen Billigsorten Melody und Flirt. Ein Außenseiter waren die Menthol Zigaretten der Marke Arktis. Nein, ich hab nie Zigaretten geraucht. Fast nie. Wenn schon, dann eine kurze Zeit lang Camel und Players.
Beim Schlesinger darf man natürlich nicht vergessen, dass hier auch (von Pradl her gesehen) weit und breit die einzige Lottokollektur war, und zwar noch für das Österreichischen Zahlenlotto! Ich glaube, dass meine Tante mit Herrn Schlesinger bekannt war, vielleicht war er sogar ein Pradler (??), jedenfalls wurde ich als Bub oft mit einem Kuvert dorthin geschickt. Enthalten war ein Zettel auf dem aufgeschrieben war, was meine Tante spielen will (Ambo, Terno, Ruf etc.) und das dazu nötige Geld. Die Nummern durfte oft ich ziehen (wenn nicht die Tante selbst von Nummern geträumt hatte), dazu hielt mir Herr Schlesinger ein Stoffsackl hin und ich durfte die Nummernsteine (ich glaube 5 von insgesamt 90) herausholen. Die Zahlen wurden dann auf (je nach Spiel) farbige Zettelstreifen geschrieben, die Herr Schlesinger aus einem Buch herausriss.
Ob sie jemals gewonnen hat, weiß ich nicht und glaube ich auch nicht. Mit dem inzwischen aufgetauchten Toto konnte sich meine Tante nie anfreunden.
In den Adressbüchern ist ein Herr Friedrich / Fritz Schlesinger, Kaufmann, mehrmals zu finden. In den 40er Jahren in der Schmelzergasse 4, in den 50er und 60er Jahren in der Petzoldstraße 2 und in den 70er Jahren in der Conradstraße 3. Mit der Anschrift Petzoldstraße trifft Ihre Vermutung zu, Herr Roilo. Herr Schlesinger war zumindest zeitweise ein Pradler 😉
Vor seiner Zeit als selbstständiger Kaufmann war er noch mit der Berufsbezeichnung Handelsangestellter in der Schmelzergasse 4 und von 1938-1941 in der Kirchgasse 2a gemeldet und hat demnach in mehreren Stadtteilen gewohnt.