Für Sesselliftfans
Das Transportmittel Sessellift/Gondel hat ja die unterschiedlichsten Formen hervorgebracht. In Innsbruck und Umgebung gab es für die Evolution in diesem Feld zahlreiche Entfaltungsmöglichkeiten. Besonders interessant finde ich dabei die für heutige Gewohnheiten fast vergessene Sonderform des Sessellifts auf die Muttereralm mit Sesseln quer zu Fahrtrichtung. Mit dem Sonnen- bzw. Schneeschutz aus gestreiftem Stoff erinnern die Sessel fast ein wenig an eine Hollywoodschaukel. Wobei, wie jede/r weiß: Schaukeln ist im Lift strengstens verboten. Warum die Sessel nicht in Fahrtrichtung ausgerichtet waren, kann ich leider nicht sagen, vielleicht haben ja Sie einen Hinweis oder eine Idee? 1961 wurden diese Sessel dann durch die ebenfalls sehr schmucken eiförmigen viersitzigen Kunststoffkabinen ersetzt.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Ph-1871)
Das Stoffdach schützt auch vor dem herabtropfenden Schmierfett der Laufräder.
Warum längs statt quer? Man konnte mit der „Spurweite“ des Einzelsessellifts gleich zwei Personen befördern. Technisch war es ohnehin kein Sessellift, sondern eine Seilbahn mit einer heute üblichen, wenn auch verbesserten Ein- und Ausklinkvorrichtung des Zugseils.
Die Ein- und Ausfahrt erfolgte unter zahlreichen von Höllenlärm begleiteten Rumplern und Holperern, jedesmal ein Erlebnis.
In der Schweiz hab ich vor einigen Jahren oberhalb von Locarno zwischen Cardada und Cimetta einen solchen Lift benutzt, es gibt sie noch, die alten Dinge. https://www.outdooractive.com/de/poi/lago-maggiore/sessellift-cardada-cimetta/20815091/#dmlb=1
Ich glaube mich erinnern zu können, dass im Sommer die Sessel und im Winter die Eier fuhren.
In unserer Sammlung haben wir auch eine Postkarte aus den späten 1960er Jahren, auf der im Winter sowohl die eierförmigen Gondeln als auch Sessel zu sehen sind. Ob das für die Postkarte so arrangiert wurde oder es tatsächlich diese Mischform gab, kann ich nicht sagen, aber vielleicht gibt es ja jemanden hier im Forum, der auch das klären kann.
Godnel und Sessel kann man sich im Localbahnmuseum anschauen.
Ich denke die Querstwellung war dem damals als ergonomisch sinnvoll erachteten Ein/Aussteigevorgang geschuldet. Ist heute noch bei italienischen Stehliften so (zB Monte Capanne) – aber für Sesselliftsozialisierte gewöhnungsbedürftig.
Es ist auch bei der modernen Einseilumlaufbahnen so, daß Ein und Ausstieg seitlich erfolgt. Daß ein Unternehmer auf die Bequemlichkeit der Menschen rücksicht genommen hätte ist mir hingegen neu. 🙂
Die Muttereralmbahn hatte mit ihrem „Gschlaglwerk“ vielleicht auch technische Probleme mit quer zur Fahrtrichtung (die Muttereralmsesseln waren längs montiert) aufgehängten Sesseln wenn sie gewichtsmäßig einseitig belastet waren und die Klemmgewichte nicht senkrecht gestanden wären.
Danke für die Aufklärung in Sachen ‚Querstellung‘, das macht Sinn.
Zumindest in den 60ern wurden im Sommer offen, im Winter mit dem Ei gefahren. Für die 70er bin ich mir leider nicht ganz sicher