Das Palais Ferrari, Innen
Nachdem im vorausgegangen Beitrag über die Baugeschichte, das äußere Erscheinungsbild und die Besitzverhältnisse gesprochen wurden, richten wir das Hauptaugenmerk nun auf das Innere des Palais – die Nutzung der Räumlichkeiten.
Bis zur Versteigerung des Gebäudes 1893 diente es als Wohnsitz für die Familie Ferrari. Danach wurde es teils als Spital und teils als Magazin durch das angrenzende Militärspital verwendet. Leider habe ich aus dieser Verwendungszeit (noch) keine Aufnahmen in unseren Archivbeständen finden können. Aus diesem Grund blicken wir vorrangig auf die „Schulzeit“ des Gebäudes. Zuvor noch ein paar Informationen aus der Österreichischen Kunsttopographie über das Innenleben. Während des Besitzes durch Bund (bis 1962) und Stadt (ab 1962) wurden verhältnismäßig nur wenige bauliche Veränderung vorgenommen. Noch unter Bundesbesitz übernimmt die Stadt 1927 die bauliche Umgestaltung des Eingangs und der Halle im Erdgeschoss. Darüber hinaus wurde in den 1960er Jahren die Decke des Saales im ersten Obergeschoss umgestaltet. Die restlichen Räume mit Spiegelgewölben über kräftig profilierten Gesimsen stammen aus der Erbauungszeit.
Die eigentliche Entstehung der Schule fällt in die Jahre 1920/1921 mit der Gründung der Vereinigten Frauenschulen auf Initiative von Bürgermeister Wilhelm Greil und Adolfine Sieberer (Direktorin von 1920 bis 1933). Zu diesem Zeitpunkt wurde das Palais noch nicht für Schulzwecke verwendet, sondern man musste auf mehrere andere Räumlichkeiten in der Stadt zurückgreifen. Erst 1922 wurde eine Genehmigung zur Adaption für den Schulaufwand erteilt und bereits ein Jahr später die Abteilung „Gartenbau“ gegründet (das Titelbild zeigt die Gartenbauschule um 1930). Diesbezüglich wurden mittels Subventionen Frühbeetrahmen und viele Spalierplatten zum Aufziehen der Obstbäume an der Innenseite der Grundstücksmauer angeschafft. Im Herbst 1926 konnte dann schließlich die „Bundeslehranstalt für gewerbliche und wirtschaftliche Frauenberufe“ das sanierte Palais beziehen. Im zweiten Obergeschoss wurde 1927 ein Internat für 30 Schülerinnen eingerichtet, wobei die Direktorin und einige Lehrerinnen ebenfalls dort Unterkünfte hatten.
Während des Krieges musste die Schule ab 1943 nach Imst auswandern und ehe der Schulbetrieb im Oktober 1945 wieder starten konnte, haben Lehrerinnen und Schülerinnen mit viel Eigeninitiative die Räumlichkeiten auf Vordermann gebracht. Im folgenden sehen Sie drei Aufnahmen aus der Zeit um 1940.
Ein paar Eckpunkte in der weiteren Schulgeschichte sollten noch erwähnt werden: Mit dem Schulorganisationsgesetz von 1962 kam es zu einer größeren Änderung der angebotenen Schultypen. 1965 wird die Gartenbauschule aufgelassen. 1971 wurde der seit 1968 im Bau befindliche Erweiterungsgebäude mit Internat zum Teil bezogen und seit 1972 vollständig genutzt. 2011 fand die Feier zum 90-jährigen Bestehen der Schule statt. Anlässlich dazu wurde die Schulchronik veröffentlicht, die bei Interesse einen detaillierten Blick in die Schulgeschichte gibt.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-18502; Sammlung Archiv der Höheren Technischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt Innsbruck, 04.07.1-149/150/152)
Bezüglich der „Decke im Saal de 1.Obergeschosses
Diese stürzte während der Sommerferien 1955 ein, als sich – Gott sei’s getrommelt und gepfiffen! – niemand im Internat im 2. Obergeschoß aufgehalten hat.
Dadurch begann das Schuljahr 1955/56 erst mit Anfang Oktober.
Der lafond im Festsaal war erst schmutziggrau verputzt.
Und im Frühjahr 1956 (Mozartjahr!) gabs hier enen Solisten, begleitet am Klavier von Frau Prof. Leopoldine Bachmann.
Der junge Sänger hieß Helmut Fieber. „Aber Herr Fieber – Sie haben sich als Bariton eingeschlichen – und dabei hat er einen ausgewachsenen Bass in der Kehle…“
(Herr H.Fieber ist am 12.2.2023 im Alter von 92 Jahren verstorben)