Ich habe da ein Album entdeckt… – I
Bei einer Nachschau, welche Bilder ich der LeserInnenschaft als nächstes präsentieren könnte, bin ich auf ein recht unscheinbares Album eines Innsbruckers gestoßen, der sich mit viel Liebe zum Detail mit der baulichen Entwicklung Innsbrucks und der näheren Umgebung ab Mitte der 1950-er Jahre gewidmet hat. Entstanden ist dabei eine Sammlung von Aufnahmen, die einzelne Häuser oder Details an Häusern oder Häusertypen portraitiert. Viele Ecken sind in diesem Forum bisher nicht vorgekommen. Also genau das richtige Material für diese Plattform. Es sind aber nicht alle Aufnahmen direkt aus Innsbruck, darauf sei nochmals ausdrücklich hingewiesen.
Wir sehen auf dem ersten Bild dieser Serie ein kleines Häuschen mit einem für Tirol damals eher seltenen sehr flachen Dach. Aber so richtig bewohnt oder heimelig erscheint das Gebäude aber nicht zu sein. Keine Blumen auf den Fensterbrettern, keine Vorhänge, kein Spielzeuge auf dem Rasen. Vielleicht ist es aber einfach nur neu.
Der Ort der Aufnahme ist auf dem ersten Blick nicht gleich erkennbar, dennoch gibt es einen recht deutlichen Hinweis. Dann ist es schnell klar. Eigentlich sind es ja zumindest zwei Hinweise.
Es wird uns in dieser Reihe natürlich interessieren, wo wir uns befinden, aber genauso, welchen Zweck die Gebäude haben und was es sonst noch Interessantes zu berichten gibt.
Stadtarchiv/Stadtmuseum, Ph/A-24.508.
Ad hoc könnte man die Zugstrecke im Hintergrund für die Mittenwaldbahn halten.
Möglicherweise ist es das Haus Galgenbühelweg 17a.
Die Bergrücken im Hintergrund umschließen sicher die Kranebitter Klamm, den Sulzenbach. Demnach ist es die Mittenwaldbahn. Die Adresse stimmt dennoch nicht ganz genau: heute heißt das Galgenbühelweg 2, das auf dem Foto gezeigte Gebäude ist verschwunden. Auf dem Luftbild von 1974 steht es noch, ist aber wohl Sankt-Georgs-Weg 17a. Falls dieses Haus zum Wohnen gedacht war wundert mich nicht, dass es nicht mehr steht (ich würde da jedenfalls nicht drinn leben wollen) und über eine öffentliche Nutzung (Feuerwehr, Rettung etc.) finde ich nichts. Wo findet man Grundbucheinträge aus der Vergangenheit – HIER gibt es Profis, die das schnell beantworten können.
Vielen Dank für die Zuordnung der richtigen Adresse, ob es der Galgenbühelweg oder St.- Georgs-Weg ist, war ich mir auch auf Grund der Umbenennung von 17a auf Hausnummer 2 nicht ganz sicher.
In Österreich ist das Grundbuch für jedermann öffentlich einsehbar. Die Liegenschaften von Innsbrucke betreffend geht das am besten in der Grundbuchsabteilung des Bezirksgerichts Innsbruck, wo sich auch die historische Urkundensammlung befindet. Was Sie für die Einsicht brauchen, sind die Katastralgemeinde und die Grundstücksnummer, welche laut dem Tiroler Rauminformationssystem in diesem Fall KG Hötting sowie Grundstück Nr. 961/25 lauten. Mit den Tagebuchzahlen des Grundbuchs können Sie dann die historischen Urkunden suchen.
Bis ca. 1980 wurde das Grundbuch analog geführt, danach digital. Ab 2006 ist auch die Urkundensammlung nicht mehr analog, sondern digital.
Die Baugenehmigung für das benachbarte Wohnhaus St. Georgs-Weg 17 wurde 1987 von Frau Rosmarie Kreutz, Innerkoflerstraße, sowie Frau Maria Kreutz, Galgenbühelweg 2 beantragt.
Quelle: Amtsblatt 1987/01, Seite 15
Demnach dürfte das dargestellte Haus Galgenbühelweg 2 damals von Frau Maria Kreutz bewohnt worden sein.
Das Haus wurde laut den Luftbildern wohl ca. 2015 abgerissen und in weiterer Folge durch einen modernen Neubau ersetzt, 2016 war das heutige Gebäude im Rohbau.
Die Beschreibung des Fotografen als „Innsbrucker, der sich ab Mitte der 1950er-Jahre mit viel Liebe zum Detail der baulichen Entwicklung Innsbrucks gewidmet hat“ könnte perfekt auf den renommierten Sammler und Straßenbahnexperten Walter Kreutz passen.
Siehe https://innsbruck-erinnert.at/hier-geht-es-um-ganz-was-anderes/