Alles auf Schiene – Teil 3
Am 12. Dezember 1923 bezeichneten der Tiroler Anzeiger in einem Artikel den Hauptbahnhof als „eine Schande der Landeshauptstadt“ und listete die baulichen und sanitären Mängel auf: Der Putz löse sich, fehlende Beleuchtung bei den Fahrplänen, nicht vorhandene Spucknäpfe trotz Hinweisschilder „Ausspucken bei Strafe verboten“.
Diese Kritik zu diesem Zeitpunkt ist erstaunlich, da schon im Frühjahr der Startschuss für eine Neugestaltung erfolgte. Am 9. April 1923 genehmigte das Ministerium für Verkehr elf Milliarden Kronen für den Umbau. Im Herbst wurde ein offener Wettbewerb für österreichische Architekten ausgeschrieben. Die große Anzahl der eingereichten Entwürfe, 62 Stück, überraschte. Unter anderem nahmen Clemens Holmeister und Lois Welzenbacher am Wettbewerb teil. Welzenbacher lieferte den städtebaulich bedeutsamsten Entwurf und belegte den 3. Platz.
Schlussendlich wurden zwei Architekten der ÖBB, Ministerialrat Friedrich Schläfrig und Ing. Anton Wilhelm, mit dem Umbau beauftragt, die zum Teil Ideen aus dem Wettbewerb übernahmen. 1927 begannen die Bauarbeiten. Es entstand die Abfahrtshalle mit ihren Nebenräumen, die Gepäckshallen und der Restaurationstrakt. Wegweisend für einen modernen Bahnhof war die Verbindung der Ausgangshalle zu den beiden gedeckten Bahnsteigen durch die neu errichteten Unterführungen.
Für die Nord- sowie Südseite der Wartehalle schuf der Südtiroler Künstler Rudolf Stolz 1931 Fresken.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-26831, 1928)