Zu Gast in Igls
Wer als Städter um die Jahrhundertwende etwas auf sich hielt (und das nötige Kleingeld mitbrachte), ging ganz selbstverständlich auf Sommerfrische. Während das Salzkammergut und die Dolomiten bei der Aristokratie und dem Großbürgertum hoch im Kurs standen, entfalteten auch auch kleinere Kur- und Sommerfrischeorte wie Igls eine beachtliche Anziehungskraft. Eindrucksvoll unterstreicht dies ein Blick in die Kurliste vom 6. August 1904. Im mondänen Iglerhof residierten zu diesem Zeitpunkt u.a. der berühmte US-amerikanische Fotograf Alfred Stieglitz (1864-1949) mit Familie, die Geheime Oberjustizratsgattin Emma Freifrau v. Wilmowsky mit ihren Kindern aus Berlin, eine Gräfin Olsonfieff [sic] aus St. Petersburg und der Direktor der Ungarischen Allg. Kreditbank Adolf von Ullmann mit Familie aus Budapest. Nur wenige Meter weiter verbrachten im Hotel Maximilian der k. k. Ministerialrat Dr. V. Neyedly mit Familie (Wien), der Direktor des bürgerl. Brauhauses Pilsen, kais. Rat Leo Popper mit Familie (Pilsen) und das Ehepaar Hardin aus Beirut ihren Sommerurlaub. Die Hauptmannsgattin Johanna Fößl aus Innsbruck wiederum hatte sich mit ihrem Kind in der Villa Stettnerhof einquartiert.
Insgesamt standen den Gästen aus nah und fern damals mit der Kur- und Wasserheilanstalt sieben Hotels bzw. Pensionen, 35 Villen sowie eine Reihe von Privathäusern zur Verfügung. Jeweils am Dienstagvormittag, Donnerstagabend und am Freitagabend wurde ein Kurkonzert (je nach Wetter auf der Kurpromenade am Girgl oder in einem Hotel) gegeben und zudem an jedem Mittwochabend von der Musikkapelle ein Zapfenstreich aufgeführt. Als Kurärzte ordinierten Dr. Ludwig Lantschner im Rathaus und Dr. Emil Popper in der Kur- und Wasserheilanstalt.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Gemeindearchiv Igls, Außenstelle Igls)