8 Monate anno 1902 (46)
Das heutige Titelbild zeigt die Teufelsmühle, abgelichtet vom Innsbrucker Fotografen Anton Kogler sen. (1836-1897). Wie man hier sehen kann, präsentierte sich die Wand der Mühle zu dieser Zeit noch weiß, bevor sie an dieser Stelle nacheinander mit zwei unterschiedlichen Teufelsdarstellungen geschmückt wurde (die zweite von Mia Arch im Jahr 1939).
5. Sept. [1902] Freitag. Gestern nach der hl. Messe in Taschenlehen hatte mich Mama für den ganzen heutigen Tag eingeladen. Es war wieder herrliches Wetter; ich zog das alte weißschwarze Piquékleid an mit türkisblauer Schleife. Nach der Messe gieng also hinüber in die „Villa Cornet“; dort musste Josefine erst Kaffee trinken, dann giengen wir beide mit l. Papa u. Rudolf gegen den Kolbenthurm spazieren, von dort zum „Hörntnagl“ dann dem Bach entlang über schmale Pfade, durch dichten Wald, zur „Teufelsmühle“, dann zum „Josefinum“, wo wir den im August l. J. abgebrannten Stadel besichtigten. Sogar die Bäume in der Nähe sind ganz braun u. verbrannt. In kurzer Zeit waren wir wieder bei der Villa, wo es dann bald Essenszeit war. Fastags halber erhielten wir Folgendes: Fastenreissuppe, Anchovis-Brötchen mit Endiviensalat u. hartgesottenen Eiern auf einem Teller rund garniert, Makkaroni mit Schwämmsauce u. Endiviensalat, Haselnusscrème, Café noir. Nach Tisch spielten wir am Balkon „Salta“ u. dgl, dann giengs wieder zum Kaffee, bei dem zufälligerweise auch ein Schwager von Frau v. Gasteiger, Herr v. Vandern[?] mit seiner Nichte Louise, sich eingefunden hatte, weshalb es sich sehr in die Länge zog. Erst gegen ½ 5h verabschiedeten sie sich u. ich musste noch ein wenig bleiben; wir spielten „Paggia“, was mir recht gut gefiel. So gegen ½ 7h bedankte auch mich u. wanderte nach Andlklaus, wo mich l. Tante Anna u. Onkel Nicolaus bei Tisch begrüßten.
6. Sept. [1902], Samstag. Heißes Wetter, abends Gewitter.
7. Sept. [1902], Sonntag. Morgens, als ich nach Hall zum Gottesdienst gieng, lag dichter Nebel über der Stadt; es hellte auf u. ein herrlicher Tag stieg empor. – Nachmittags um 4h giengen l. Tante Anna, Onkel Nicolaus u. ich zum „Mühlinger“, dann nach „Lach“ u. zum „Kohler“ u. ehe wir es entraut, stand Friedberg vor uns. Es war jedoch schon zu spät, um über „Raffelstein“ zu gehen, weshalb wir über Stachelburg schnurstracks heimeilten.
Text: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Cod-2072-1 (Transkription: Katharina Schilling)
Bild: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-D-19_G.
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Ein herrliches Bild, welches man unlängst auch schon in diesem Beitrag bewundern konnte:
https://innsbruck-erinnert.at/wers-kennt-der-kennts-halt/
„Unlängst“ ist gut, Herr Auer! Da sieht man, wie schnell die Zeit vergeht! Dieser Beitrag war immerhin vom 30.12.2020! Aber inzwischen habe ich sogar ein Foto in meinem ersten Album gefunden – aus dem Sommer 1940!!!
https://postimg.cc/vx6Zxyzy
Da war für mich die Zeit noch in Ordnung, mein Vater war noch nicht im Krieg, wir machten mit ihm Spaziergänge rund um Innsbruck, so auch über die Teufelsmühle zu den Wiesenhöfen, wo Herr Cincelli (der Name sagt Ihnen, Herr Auer, ja etwas) ein Wochenendhaus hatte.
Hier sieht man also das Teufelsbild von Mia Arch aus dem Jahre 1939!
Erwischt! Einmal habe ich mir wieder erlaubt, nicht zu überprüfen, ob das Bild vielleicht schon verwendet wurde, ist ja schließlich nicht mehr Innsbruck und wer stellt da schon was ein… tja!
Immerhin eine erneute Erinnerung, wie die Teufelsmühle einst ausgesehen hat. Auffallend auch der dichte Jungwald, vielleicht kann man heute noch unter dem einen oder anderen zur mächtigen Fichte herangewachsenem Baum dahinwandern. Wenn die Gegend nicht vom „Harvester“ kahlgeschoren worden ist.
Apropos Wandern: Ich amüsiere mich immer über die geschilderten Fußmärsche, die in durchaus modernem Tempo, nicht aber in moderner Kleidung absolviert wurden. Madame hat sich sogar eher schön gemacht. Kein Vergleich zu der funktionellen Outdoor Uniform der heutigen Tage.
Ich hab ein wenig nachgemessen, so elf bis zwölf Kilometer mußten unsere Heldin und ihre Begleitung an diesem Freitagvormittag zwischen Kaffee und Mittagessen zurückgelegt haben. Wieder muß ich lächeln: Die nur allzu bekannte Aufbruchsbremse „I brauch zerscht an Kaffee!“ hat es als conditio sine qua non also auch damals gegeben.
Wenn der Kolbenturm das selbe (was sonst?) ist wie der auf neuen Karten eingetragene Kobenturm und der „Hörntnagl“ dem heutigen Pferdegestüt Hörtnagl entspricht, kann man den Weg leicht nachvollziehen. Sollte das „Josefinum“ dem gleichnamigen heutigen entsprechen (in der Beschreibung des Sonntagsausflugs nach Friedberg verwendet die Schreiberin den auch üblichen Namen Stachelburg), dann haben sie am Rückweg von der Teufelsmühle her kommend sogar noch einen kleinen Umweg gemacht, die Villa Cornet ist ja gemäß früheren Recherchen von Herrn Auer beim Volderwaldhof zu verorten. Wenn man da müde gewesen wäre, hätte man trotz Wunderfitz um einen abgebrannten Stadel wohl lieber die Direttissima zum Mittagstisch genommen.
Danke ein schönes Bild! Weiß man wem die Mühle gehörte?
Unsere Schulausflüge abgehend von der Volksschule Amras führten des öfteren an dieser Mühle vorbei. Zu meiner Zeit gab es dort nur mehr das Gemälde des Teufels auf einer Wand zu besichtigen. Der Rest der Mühle war bereits verfallen.
Unser Lehrer Bramböck erzählte vor Ort immer die schaurige Geschichte von der Mühle……………..