Zwei Wiltener Feuerwehrmänner
Zugegeben – der Titel passt auf den ersten Blick nicht so recht zum Titelbild, zeigt es doch ganze 15 Mitglieder der VI. Kompagnie (Wilten) der Innsbrucker Feuerwehr. Vor 101 Jahren versammelten sie sich im Atelier des bekannten Fotografen Richard Müller, um dieses Gruppenfoto aufzunehmen. Am Tisch in der Mitte sitzen standesgemäß der damalige Kommandant Josef Sailer (1874-1956) mit weißen Handschuhen und sein Stellvertreter Anton Gaim jun. (1886-1939).
Exakt zehn Jahre später, am 7. März 1931, sollte der Schmiedemeister Gaim selbst zum Kommandanten der VI. Kompanie gewählt werden. Er verfolgte „den Fortschritt der Technik im Feuerlöschwesen mit Eifer“ und erwarb sich bedeutende „Verdienste […] um den Ausbau und besonders um die Motorisierung“ der VI. Kompagnie. Aus gesundheitlichen Gründen stellte er sich jedoch nach sechs Jahren an der Spitze der Wiltener Feuerwehrmänner im März 1937 nicht mehr der Wiederwahl. Angesichts seiner zahlrechen Verdienste wurde Anton Gaim jun. im April 1937 im Rahmen einer Versammlung im Gasthof Haymon zum Ehrenmitglied seiner Kompagnie ernannt. Zwei Jahre später, am 3. Juli 1939, starb er erst 52 Jahre alt.
An der erwähnten Festversammlung im Haymon hatte u.a. auch Josef Sailer teilgenommen, der mittlerweile nicht nur zum Innsbrucker Branddirektor, sondern auch zum Landesfeuerwehrkommandanten von Tirol avanciert war. Sailer – von Beruf Kanzleidirektor der Tiroler Handelskammer – war mit 4. April 1902 der FF Wilten beigetreten. Nur ein Jahr später war er bereits Kassier und Schriftführer seiner Wehr. In den folgenden Jahrzehnten sollte er – neben der Funktion des Kommandanten der VI. Kompagnie (1914-1931) – zahlreiche weitere Ämter im Feuerwehrwesen bekleiden. So wurde Sailer etwa 1912 zum Obmann-Stellvertreter des Bezirksfeuerwehrverbandes Innsbruck 4 gewählt. Sieben Jahre später erfolgte seine Wahl zum Obmann des Bezirksfeuerwehrverbandes Innsbruck 4. Im Jahr 1928 übernahm er dann das Amt des Geschäftsführers des Landesfeuerwehrverbandes Tirol. Den Höhepunkt seiner Laufbahn bildeten jedoch zweifellos die Jahre 1936 bis 1938 als er zugleich an der Spitze der Tiroler und der Innsbrucker Feuerwehr stand. Nach eigenen Angaben verlor er nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten aus politischen Gründen seine „Stelle als Landesfeuerwehrführer von Tirol“. Sailer wurde jedoch 1939 zum „Kreisfeuerwehrführer“ ernannt und blieb bis zur Errichtung der Feuerschutzpolizei in Innsbruckim Jahr 1942 in dieser Funktion. Nach dem Kriegsende im Mai 1945 übernahm er wieder das Amt des Branddirektors, das er bis zu seinem Tod im Jahr 1956 innehaben sollte.
(StAI, Ph-M-24429)
Wieder ein sehr aufschlussreicher und fundiert recherchierter Beitrag zur Feuerwehrhistorie, vielen Dank!