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Zwei Filme, Ein Thema (2/2)

Zwei Filme, ein Thema (2/2)

Im ersten Beitrag zeigten wir Bilder über den 2002 veröffentlichten Film „Andreas Hofer – Die Freiheit des Adlers“. Es gab zu Andreas Hofer aber bereits 1929 eine Verfilmung mit dem schlichten Titel: „Andreas Hofer“. Ursprünglich erschien der Film als Stummfilm und 1933 lief er erneut mit einer Tonfassung in den Kinos. Als Regisseur und Drehbuchautor agierte Hanns Prechtl und in der Hauptrolle des Andreas Hofer brillierte Fritz Greiner.

Auf unserem Titelbild sehen wir die Schauspieler hoch zu Ross während einer Drehpause. Denkt man an die Aufnahmen aus dem Jahr 2001, dann sind eigentlich kaum Unterschiede, was das Setting etc. betrifft, zu erkennen. Einzig das Automobil, das sich hinter den Reitern versteckt, dürfte für die Dreharbeiten wieder weggestellt worden sein.

An dieser Stelle hätte ich Ihnen gerne noch Ausschnitte aus dem Film gezeigt, jedoch konnte ich weder auf Youtube noch mittels Google-Suche etwas finden.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Slg. Gottfried Newesely)

Dieser Beitrag hat 10 Kommentare
  1. Wie man in den Zeitungsarchiven nachlesen kann, wurde sogar eine Massenszene mit 3000 Komparsen gefilmt:

    „Ganz wie anno Neune.
    Die Verlustliste der neuen Schlacht auf dem Berg Isel.— 37 Verletzte.— Alles für den
    Film.
    An die Schützenvereine Tirols, auch in
    Ortschaften in den entlegensten Tälern, er­
    ging kürzlich eine Aufforderung, sich in den
    Dienst einer patriotischen Sache zu stellen.
    Auf dem Berg Jsel in Innsbruck wollte
    die Münchener Hofer-Filmgesell­
    schaft für einen Andreas Hofer-
    Film Aufnahmen der Schlacht Her­
    stellen, die die Tiroler Bauern im Jahre
    1809 den Franzosen und den Bayern ge­
    liefert hatten.
    Die Nachkommen der tapferen
    Kämpfer des Tiroler Freiheitskrieges wur­
    den insttuiert, daß die Szenen dieses Films
    nur von echten Tirolern echt dargestellt wer­
    den könnten. In den alten Trachten
    sollten die Männer und Burschen aus den
    Dörfern die Franzosen und die „Boarischen“
    davonjagen.
    Das behagte den Tirolern. Sich in die
    alten Uniformen des Feindes stecken zu
    lassen, nein, das gefiel ihnen wieder nicht.
    So wurden denn die Soldaten des in
    Innsbruck stationierten Alpenjägerregi­
    mentes in die historischen Uniformen der
    Franzosen und der Bayern gesteckt.
    Als Freiheitskämpfer hatten sich
    aber so viele Schützen gemeldet, daß nicht alle
    berücksichtigt werden konnten.
    Drei, vier Stunden weit marschierten die
    Braven zur nächsten Bahnstation, um ton dort
    nach Innsbruck zu fahren. Die Hauptstadt Tirols
    stand Donnerstag im Zeichen des großen Ereig­
    nisses, der neuen Schlacht am Berge Jsel.
    Die „fremden“ Truppen und die Tiroler
    Schützen sah man durch die altertümlichen
    Straßen mü> Gäßchen Innsbrucks ziehen. Stand
    irgendwo ein modernes Haus, das den historisch
    echten Eindruck des Bildes zerstört hätte, dann
    wurde es einfach umnebelt und solcherart
    unsichtbar gemacht
    Auf den Hängen des Berges Jsel stehen
    schon allzuviel« modern gebaute Häuser. So
    gingen die Kampfhandlungen an einem Hang am
    rechten Sillufer vor sich. Der Kommandant des
    Alpenjägerregiments, Oberstleutnant Wolf,
    war der Schlachtenlenker.
    Als die braven Tiroler die Soldaten in den
    französischen und bayrischen Uniformen vor sich
    sahen, da vergaßen sie ganz, daß mich die Gegner
    echte, rechte Tiroler seien. Der Grimm, der von
    anno neun her in ihrem Blut liegt, erwachte zu
    neuem Leben.
    Und auf einmal krachte und pumperte es.
    als sei der Kampf nicht gestellt, sondern als
    feien tatsächlich erbitterte Gegner aneinander
    geraten. Der Pulverdampf stieg auf— eS
    war fteilich kein richtiges Schießpulver— und
    dann kam das Handgemenge. Die Leute
    vom Film jauchzten vor Begeisterung. Daß die
    Aufnahmen jo naturgetreu ausfallen würden,
    hatten sie in ihren kühnsten Träumen nicht er-
    wartet.
    „O du Teuft, du soakrischer,“ fluchte ein ker-
    niger Sohn der Berge. Dann holte er mit seinem
    Dreschflegel aus, ein Franzose fiel hin und
    stand nicht mehr auf. Jetzt aber kratzte sich der
    tapfere und „gache“ Sepp hinter’m Ohr.
    ES siel ihm erst nachträglich ein, daß sein
    Gegner, der im blauen Rock und in der Bären­
    mütze wie ein echter Soldat Bonapartes aussah,
    ein Wehrmann vom Tiroler Alpenjäger-
    Regiment sei.
    Zu spät! Dort und da waren die Kämpfen­
    den wirklich ins Raufen gekommen, es war manch­
    mal nicht leicht, die Gegner zur Einstellung der
    Feindseligkeiten zu bewegen.
    An dem Kampf hatten insgesamt 3 0 0 0
    Personen teilgenommen. In Anbetracht dieser
    großen Zahl ist es noch als ein günstiger Ausgang
    der Schlacht zu be,zeichnen, daß nur 3 7 Ver-
    wundete daS Schlachtfeld bedeckten. Die meisten
    der Verwundeten sind mit Beulen und einem
    oberflächlichen Loch am Schädel davongekommen.
    Dennoch sind alle Teilnehmer höchlichst be­
    friedigt. Sie misten, daß die Aufnahmen besser ge­
    lungen sind, als je irgend eine Kampfszere, wo
    immer sie gedreht wurde. Die Komparsen der
    großen Filmfabriken sind halt nicht so mit Herz
    und Hand bei der Sache, wie die braven Tiroler,
    wenn’s gilt, Andreas Hofer zu ehren, und wenn’s
    gilt, den Feind Tiroler Fäuste spüren zu lasten.“

  2. Laut „Innsbrucker Nachrichten“ vom 28.3.1929 „sind die Verhandlungen zum Abschluß gelangt, die die Herstellung eines Films, der unter dem Titel ‚Für ein freies Vaterland‘, ‚Tirol 1809‘ die Geschichte des Heldenjahres …. ermöglichen.“ …..
    „Das Kurbelbuch, das den Chefregisseur Prechtl aus München zum Verfasser hat, ist von einem Kunstausschuß, dem Bruder Willram, Prof. Dr. Stolz und Oberinspektor Engelbrecht angehören, überprüft worden.“ …

    Und siehe da, das „Kurbelbuch“ des Stummfilms liegt jetzt vor mir! Es steht aber überhaupt keinTitel drauf.
    In den 1970ern scheint der Film in einem Innsbrucker Kino gelaufen zu sein, aber ich weiß auch nicht, ob/wo man ihn wieder sehen könnte.

  3. Den Morettifilm sieht man auf Youtube. https://www.youtube.com/watch?v=tsc-0wTXRR0

    Leider halt auch getreu dem alten Lesebuchmärchen vom unterdrückten Tirol. Die Großbauern haben mit den fortschrittlichen bayrischen Gesetzen endlich draufgezahlt, das schreit nach Gewalt. Aber Filme wie „Haspinger, die Kanaille Gottes“ werden wohl nie gedreht werden. Aber auch.

  4. In der Berliner Kommunistenzeitung „Rote Fahne“ erschien 1929 folgende Rezension des Andreas-Hofer-Films, in welcher der Film leider ziemlich verrissen wurde:

    „Deutschnationaler Mist, in jeder Beziehung. Kraft- und farbloser Mischmasch von Familienidyll, Treue und Verrat, Heldenverehrung und Volkskaisertum, und, nicht zu vergessen, der Pfaffe segnet die Waffen gegen den Erbfeind. Befreiungskampfes eines unterdrückten Bauernvolkes gegen Ausbeuter und Unterdrücker? Keine Spur. Die Bauern sehen wir nur als von Hofer kommandierte Truppen, die entweder tapfer kämpfen oder vor Heimweh nach Hause laufen. Text, Aufnahmen, Spiel, – alles gleich schlecht, langweilig, öde.“

      1. ich sehe gerade, das ist anscheinend aus dem Film von 1909, es gibt da auf Youtube mehrere Sequenzen.

        Falsches Jahr, dafür umso interessanter finde ich

        1. Sg Herr Auer, wie ich oben geschrieben habe ist der Film aus dem die 8 Sequenzen sind nicht der von 1929 sondern der von 1909.
          trotzdem oder gerade deswegen sehr interessant.
          Und ich glaube mal gehört zu haben, daß die Landesbildstelle den 1929er hat, vielleicht auch den 1909er. bin mir da aber nicht mehr sicher.

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