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Zurück In Die Zukunft

Zurück in die Zukunft

Was Sie hier sehen, werte Damen und Herren, ist kein überdimensionales Raumschiff mit Landeplatz in Hötting, sondern das Wirtschaftskundliche Realgymnasium Ursulinen am Fürstenweg. Wahrscheinlich kommt euch das Gebäude namentlich bekannt vor, aber kennt ihr auch die Entstehungsgeschichte des Gymnasiums und den Grund für ihr futuristisches Design? Nein? Das habe ich mir schon gedacht, also stellt den Schulranzen ab, schnappt euch eine Erfrischung eurer Wahl und begleitet mich auf eine Reise zurück in die Zukunft.

Wir befinden uns in den ereignisreichen 1960er- und 70er-Jahren, eine Zeit in der an jeder Ecke eine pädagogische Utopie nach der anderen lauerte. Neue pädagogische Konzepte, wie etwa Ganztagsschulen, Gesamtschulen, Gruppenlernen oder Freiarbeiten waren der neuste Schrei, was man auch beim Bau von neuen Schulgebäuden berücksichtigen wollte, eine flexible Raumgestaltung hatte demnach oberste Priorität. Mit Beginn der 1970er-Jahre überschwemmte eine Flut an Bildungsreformen das Land, wodurch sich neue Möglichkeiten für die Errichtung neuer innovativer Schulen ergaben.

Ein Endprodukt dieses neuen Pädagogikkonzepts ist eben die Ursulinenschule. Sie brach mit vielen Konventionen der damaligen Zeit, wobei ihre Entstehung eigentlich auf ein anderes Schulprojekt des Architekten Josef Lackner (1931-2000) zurückzuführen ist, welches aber nie umgesetzt wurde. Es handelte sich um einen Plan für ein kreisrundes Schulgebäude in Telfs mit einer spiralförmigen Erschließung. Dadurch wurde die Verwaltung der Ursulinenschule auf den Architekten aufmerksam und man trat miteinander in Kontakt. Lackner setzte sich stets für einen neuen Baustil in Bezug auf Schulen ein. Er verachtete den „Bauernhausstil“, denn seiner Meinung nach musste eine Schule mutvoll, lebendig und zukunftsweisend sein. Diese Eigenschaften finden sich auch im heutigen Gymnasium wieder, sie wird gerne als Kompaktschule mit innerem urbanistischem Potenzial bezeichnet. Dass so ein Gebäude unter katholischen Auftraggebern realisiert wurde, mag zunächst verwundern, doch auch die Schulleitung bekam intern die Wellen 68er-Bewegung zu spüren, was die Tendenz zu einem innovativen Schulgebäude natürlich verstärkte.

1979 war es dann schließlich soweit, man kehrte dem alten Standort am Marktplatz in der Innenstadt den Rücken und bezog das moderne Gebäude am Fürstenweg. In Josef Lackners Version wird die Jugend und ihre Bildung auf eine Ebene emporgehoben und somit von den bisherigen Konventionen befreit, deshalb befinden sich die Klassenräume auch im Obergeschoss. Darunter befindet sich ein ebenerdiger Großraum mit Doppelturnhalle im Zentrum und geht mittels seitlicher Glaswände, Terrassen und Freitreppen in die offenen Sportplätze und Hofbereiche über. Die Lern- und Denkbereiche wurden mit Teppichböden ausgestattet, die einerseits als Schallschutz dienen und andererseits zu einer gemütlichen Atmosphäre beitragen sollen.

Stadtarchiv Innsbruck, Ph-G-14657: Klassenzimmer der neuen Ursulinenschule 1979

(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-G-14654)  

(Verena Kaiser)

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Vorallem hat die Kirche (bin schon wieder giftig) eine zentrale Immobilie in der Stadt gegen ein Bauwerk in Flughafennähe getauscht. Wegen der Lage unterhalb der Einflugschneise in unmittelbarer Nähe der Piste war das ein relativ wertloses Grundstück der Ursulinen. Aus dem gleichen Grund mußte man, auch ohne jede pädagogische Beiwerkphilosophie, einen niedrigen Bau planen. Möge halt nie ein Flugzeug herunterfallen.

  2. Man wird den frommen Schwestern halt entsprechend zugeredet haben. und diese meinten wahrscheinlich, daß es draußen ruhiger sein werde.

    1. Wobei die Siebzigerjahre eine nahezu flugverkehrsfreie Zeit gewesen ist, an deren Vorbeigehen die meisten nicht geglaubt haben. Viellaicht auch die Ursulinen. Erst gegen Ende dieses Jahrzehnts, also fast zeitgleich mit dem Einzug in die neue Schule, gingen prompt, vorerst in bescheidenem Rahmen, die ersten Wintercharter los.

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