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Zum Wohle Der Anderen

Zum Wohle der anderen

In der November-Ausgabe der „innsbruck informiert“ stieß ich auf einen sehr spannenden Artikel von Ernst Pavelka über die Samariterinnen bei der Rettungsgesellschaft, den ich an dieser Stelle weiterempfehlen möchte. 1934 wurde bei der Jahreshauptversammlung des Landesvereines vom Roten Kreuz Tirol die Formierung einer weiblichen Samaritergruppe verkündet. Hierfür wurde eigens ein Sanitätshilfekurs für Frauen geschaffen, für die Ausbildung waren neben Dr. Carl Waitz auch die Krankenschwestern Marie Gabrielle Lodron und Helene Sternberg zuständig. Im heutigen Beitrag beschäftigen wir uns im Detail Frau Lodron, um ihr Leben und Wirken bis zu ihrer Tätigkeit in Innsbruck zu rekonstruieren.

Schwester Lodron wurde 1880 als Marie Gabrielle Gräfin Lodron  in Meran geboren. Der Name Lodron kommt von einer ursprünglich italienischen Adelsfamilie aus dem Trentino, die sich im 16. Und 17. Jahrhundert aber auch auf den deutschen Sprachraum ausweitete. Sie maturierte und absolvierte anschließend eine Ausbildung zur Krankenpflegerin beim Roten Kreuz in München ab. Die Historikerin Daniela Angetter, die sich mit dem Nachlass von Lodron beschäftigt hat, schreibt, dass die junge Gräfin schon seit ihrer Kindheit darum bemüht war, den Armen und Kranken zu helfen. So soll sie sich aus dem Schloss der Eltern geschlichen haben, um ärmeren Kindern der Gegend ihre Spielsachen zu schenken.

Als der Erste Weltkrieg ausbrach, meldete sich Lodron freiwillig zum Dienst in Sanitätsanstalten. Sie arbeitete in Notlazaretten als Operationsschwester, unter anderem in Pellizzano und Vermiglio in St. Catharina. Die Zustände entsprachen bei weitem nicht den hygienischen Standards, wie wir sie heute kennen: In den spärlich eingerichteten Lazaretten musste mit den einfachsten chirurgischen Instrumenten die Eingriffe an schwerverletzten Soldaten vorgenommen werden. In dieser Zeit soll Marie Lodron vor allem ihr Mut und ihr Glaube an Gott geholfen haben die Strapazen zu bewältigen und unermüdlich zu arbeiten. Am Tonalepass (Lombardei/Südtirol) führte sie alleine ein Lazarett für Verwundete, die an Typhus erkrankt waren, ohne sich, laut Angetter, dabei jemals selbst mit der Krankheit infiziert zu haben.

Für ihren unermüdlichen Einsatz wurde Lodron mehrmals vom Roten Kreuz ausgezeichnet. 1929 erhielt sie die Florence-Nightingale-Medaille, eine Auszeichnung für außergewöhnliche Krankenschwestern. Der Tiroler Anzeiger schrieb über Lodron:

„In Innsbruck meldete sie sich [nach Ende des Krieges] sogleich wieder und bis 1920 pflegte sie die letzten Verwundeten, die aus Rußland, Italien und Frankreich heimgekehrt waren. Dann legte sie noch nicht ihre heilenden Hände müßig hin, sondern stellte sich in den Dienst medizinischer und chirurgischer Nachbehandlung, in dem sie heute noch tätig ist. Ihre feine Hand, ihr mildes Wesen und ihrer lauterer Charakter haben sie zu einem Engel der Menschheit werden, einer Frauengestalt, zu der jeder voller Ehrfurcht aufblicken wird“  (TA,Nr.150,1929,S.6)

Neben ihrer Tätigkeit bei den Samariterinnen arbeitete sie bis zu ihrer Pensionierung bei einem Orthopäden in Innsbruck, soll aber auch in ihrem doch wohlverdienten Ruhestand Familienmitglieder gepflegt haben. Marie Gabrielle Lodron starb 1964 im Alter von 84 Jahren in Schwaz. Unser Foto zeigt Lodron an der Spitze des Samariterinnenkorps bei der Luftschutzübung im September 1934.

(Verena Kaiser)

(Ph-A-24687)

Quelle: Daniela Claudia Angetter, Dem Tod geweiht und doch gerettet. Die Sanitätsversorgung  am Isonzo und in den Dolomiten 1915-18 (Beiträge zur Neueren Geschichte Österreichs, Bd.3), Frankfurt am Main 1995,S.233.

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