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Zeitreise In Den Rapoldipark

Zeitreise in den Rapoldipark

Das Bild aus dem Jahre 1964 zeigt einen Spielplatz im Rapoldipark. Die Freude an der Bewegung ist den meisten Kindern eigen. So turnen hier acht an der Zahl und erfreuen sich ihres unbeschwerten Lebens. Der Blick auf das Turngestänge führt in Richtung Südosten. Ein Eckgebäude der Defreggerstraße ist im Hintergrund durch das Dickicht der Bäume zu erkennen. In der Mitte des Bildes, hinter den turnenden Kindern, liegt der Saligen-Fräulein-Brunnen des Südtiroler Bildhauers Hans Plangger, dessen mythologische Bedeutung in der Tradition nationalsozialistischer Monumentalbauten zu verorten ist. Zwischen ehemaligen Gaswerk und Propagandakunst wurde geturnt, gerannt, gelacht, geweint und auch rebelliert, ein Ort der gelebten Anarchie sozusagen.

Spielplätze wie dieser, gelten als ausgewiesene Orte dafür. Chaotisches Treiben, Geschrei und energetische Verrenkungen ordnen für einen kurzen Zeitraum einen durch gesellschaftliche Regeln bestimmten Alltag, neu. Benimmregeln werden vernachlässigt und man darf auch schon mal kopfüber hängen, um die Sorgen des Alltages aus dem Kopf zu schütteln. Ein Refugium der Kinder inmitten gesellschaftlicher Ordnungsregeln. Viele Jahrzehnte später dachten sich wohl auch Erwachsene, dass solche Orte der regulierten Anarchie eine Bereicherung im stressigen Alltag darstellen und begannen sich an Stangen zu hängen. Der im Jahr 2021 errichtete Calisthenics Park am nördlichen Eingang des Rapoldiparks, eine Konstruktion aus Stangen zum Turnen und Sportbetreiben, ist ein Ausweis dafür. Ein interessanter Zivilisationsprozess ist hier allemal zu beobachten, denn könnten Sie sich ausgewachsene Männer und Frauen turnend in diesem Bild, zur damaligen Zeit, vorstellen?

(Stadt Innsbruck, Grünanlagen – Planung und Bau)

So hängen heute Kinder neben Erwachsenen, um zu turnen und vielleicht ein wenig zu rebellieren. Vielleicht waren es aber auch die Kinder dieser Generation, die das Hängen an Stangen einfach nicht verlernt hatten und immer noch hängen.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-13955, 1964)

Autor: Lucas Brand

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