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Wohnen Wie Ein Bankier

Wohnen wie ein Bankier

Im Frühjahr 1898 erhielt der Bankier Carl von Payr zu Thurn und Bach (Bankhaus Payr & Sonvico, das 1904 in der BTV aufgehen sollte) die Bewilligung auf seinem Grund im Saggen eine Villa zu errichten. Mit der Ausführung beauftragte er den Wiltener Baumeister Simon Tomasi (gest. 1926), der auch beim Bau der Bundesbahndirektion mitgewirkt hatte.

Die Villa befand sich an der Ecke Saggengasse (Kaiserjägerstraße) / Gänsbacher-Straße.
Im Jahr 1903 erhielt Payr die Genehmigung den hier eingezeichneten Windfang zu errichten.
Im Keller der Villa war u.a. ein Weinkeller und ein Bügelzimmer eingeplant. Im Erdgeschoss befanden sich die Küche und eine Veranda. Im ersten OG befanden sich vier Zimmer, eine Veranda und ein Abort. Unter dem Dach befanden sich drei Mansarden-Kammern, die wohl für die Dienstboten gedacht waren.
Die Villa im Querschnitt.

Im Frühjahr 1912 wurde das k.u.k. Feldhaubitzenregiment „Ritter von Krobatin“ Nr. 14 nach Tirol verlegt. Während die 2. Division nach Neumarkt kam, bezog der Stab und die 1. Division in Innsbruck seine neu Garnison. Der Regimentskommandant Oberst Ludwig David (1856-1930) bezog jedoch nicht ein Zimmer in der Kaserne der „Reitenden Tiroler Landeschützendivision“, sondern die nahegelegene Villa in der Saggengasse 32. Ludwig David, der im März 1914 pensioniert werden sollte, war zu diesem Zeitpunkt bereits ein anerkannter Fachmann für Fotografie, der einen Bestseller verfasst hatte.

„Wohl kein einziger Name eines photographischen Schriftstellers ist dem Publikum so bekannt geworden
wie der Ludwig Davids. Haben doch mehrere hunderttausend photographischer Jünger ihre erste Gelehrsam­keit aus dem Kleinen David, dem Ratgeber im Photographieren, gesogen. Die beispiellos hohe Auf­lage dieser auch in fremde Sprachen übertragenen An­leitung beweist zweierlei: Daß der Autor die Bedürf­nisse des Anfängers klar erkannt hat und daß alle An­gaben des Buches durchaus zuverlässig sind,“ heißt es in einem Nachruf. Vermutlich ermöglichten ihm die Tantiemen, dass er in Innsbruck derart vornehm residieren konnte. Mit dem Gehalt eines Obersten hätte sich wohl weder der Ankauf der Villa, noch der geplante Terrassenanbau (siehe unten) finanzieren lassen …

In den frühen 1970er-Jahren musste diese elegante Villa einem schnöden Wohnblock weichen …

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, 08.04.07-59)

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
    1. Tatsächlich, etwas versteckt, hinter der HAK bzw. Handelsschule blitzt sie heraus die Payr Villa, gleich links neben dem Turm. Aber auch nur weil man oben den Standort erfuhr. Nur der Zeichnung nach wärs – zumindest mir – auf dieser tollen Luftaufnahme (Danke dafür) nie und nimmer möglich das Haus zu erkennen.

  1. (von Dr. Georg Stoffaneller) Haus Kaiserjägerstr. 32 – Auch dieses Haus hat seine Geschichte:
    Die Faschingbauer Villa war nach ihrem Eigentümer Dr. Faschingbauer einem rennomierten Arzt benannt.
    Unsere 4köpfige Familie lebte in besagter Mansardenwohnung (Bassena)zusammen mit einer alten Dame,die im Krieg ein Zimmer zugewiesen erhielt.Im Parterre lebte – der Hierarchie entsprechend ein netter pensionierter Landesdirektor der Allianzversicherung-den ersten Stock beanspruchte der Hauseigentümer selbst.
    Wir Kinder spielten im rückwärtigen Teil des Gartens in dem eine mächtige das Haus überragende Tanne sowie eine schöne Blutbuche und eine Trauerweide sowie ein von den Eltern gepflegtes Rosenbeet zu finden waren.
    Ich kann mich auch noch genau an die Schilderungen meiner Mutter über das Progrom in der Reichskristallnacht erinnern als nach den tumultartigen Szenen in der Stille die Angstschreie der jüdischen Mitbürger zu hören waren.
    Nach dem Krieg spielten wir gemeinsam nach anfänglichen Sprachschwierigkeiten im Garten mit den Kindern der französischen Offiziersfamilen die in der Umgebung wohnten,Freundschaften wurden geschlossen,die ein jähes Ende mit dem Staatsvertrag fanden.Erinnern kann ich mich auch noch an das russische Konsulat in der Villa Ecke Elisabethstrasse-Falkstrasse mit einem mulmigen Gefühl wegen dergrossen Sowjetfahne und den Stalin Bildern in den Schaukästen.
    Abschliessend noch eine Erinnerung an ein Weltauto vor 100 Jahren-das Ford Modell T (auch tin lizzy) genannt,das in der Garage der benachbarten Samsinger Villa zu sehen war und dessen Eigentümer, ein hoher Magistratsbeamter, den Wagen nur Sonntags ausführte.

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