Ein geheimnisvolles Fresko
Die inhaltliche Bedeutung der Wandmalereien an der Rückseite des Balkons am Goldenen Dachl konnte bisher nicht entschlüsselt werden. Das Fresko, das durch das dezentrale Steinportal in zwei asymmetrische Teile aufgeteilt ist, zeigt auf der rechten Seite vier, auf der linken Seite acht höfisch gekleidete Personen. Zudem ist auf der linken Seite ein auf einem Podest stehender Esel und ein Äffchen mit einer Kugel in der Hand dargestellt. Es gab und gibt viele Spekulationen wer die auf dem Wandbild abgebildeten Personen sein könnten: Es wurde unter anderem angenommen, dass die dargestellten Männer und Frauen historischen Persönlichkeiten entsprechen könnten. So soll zum Beispiel der Mann mit der gelben Eselshaube Maximilian I. sein, die Dame daneben Bianca Maria Sforza. Doch wie wahrscheinlich ist es, dass sich Maximilian I. an einem Regierungsgebäude als Hofnarr darstellen ließ?
Das Fresko wird Maximilians I. Hofmaler Jörg Kölderer zugeschrieben. Als Schöpfer des Freskos kommt aber auch ein unbekannter Maler mit der Signatur „FS“ in Frage, der im „Stiftskeller“, dem ehemaligen Harnaschhaus, ein stilistisch vergleichbares Fresko schuf. Bei einem Besuch des Museums Goldenes Dachl haben Sie die Gelegenheit, die Fresken – dank der Spiegel am Boden des Erkers – aus nächster Nähe zu betrachten. Vielleicht haben Sie eine Idee, was und wen diese bunte Szene am Balkon des Innsbrucker Wahrzeichen darstellen könnte?
(Foto: Johannes Plattner, © Museum Goldenes Dachl)
Der würdevolle Herr mit dem Stock hat eine frappierende Ähnlichkeit mit dem Tiroler Landesfürsten Friedrich mit der leeren Tasche, vgl. dieses historische Porträtbild:
https://www.habsburger.net/de/kapitel/friedl-mit-der-leeren-tasche-und-die-tiroler
Ein bissel ein Augenzwinkern ist da schon gestattet. Der Hofnarr, alias der letzte Ritter, geht da, genau hingeschaut, der Dame recht aufdringlich an die Wäsche. Bitte wo haben Eure Majestät die linke Pfote? Direkt trumpesk sowas. Und me-too ist noch weit. Die vorgebliche Signora Sforza schiebt den Aufdringlichen auch – „Weg mit die Finger, Maxl! Da malt uns grad einer!“ – unmißverständlich von sich. Das läßt natürlich viele Interpretationen zu, für jede einzelne ist das Narrengewand passend. Schon damit der Kopf auf dem Hals des Malers bleibt.
Überraschend für mich ist der auch in unsere Zeit passende Herr mit Schnauz und Hut hinter dem Pferd. Was macht der da in dieser Adjustierung? Der seit der Martinswand ständig begleitende Bergführer? Symbol des Bauernstandes? Zufällig ins Bild gerutschter Zeitreisender?