Wo sind wir hier?
Wenn eine Tür im Innsbrucker Raum offen stehen gelassen wird, können Sie sich sicher sein, dass es höchstens ein paar Minuten vergehen bis ein/e Archivar/in unverschämt hineinrennt. So gestern passiert. Cluedo-mäßig ist zu vervollständigen: Wer? Hanna Fritz. Tatwaffe? Handykamera. Uns fehlt nur noch das „Wo?“ um den Mord, ähm…. die Foto-Entstehung aufzuklären.
(Foto: Hanna Fritz)
Uhrzeit? 09 Uhr 05 Minuten und 53 Sekunden. Das Wo ist jedoch deutlich schwerer zu eruieren als der Aufnahmezeitpunkt.
Diesen Hang zur Unverschämtheit habe ich zwar auch; doch den Hof hier erkenne ich nicht. Korbbögen, früher wohl offen, heute als Kellerabteile adaptiert,, Breccie Schlusssteine und Pfeiler, andererseits gotische Fenstersturzhohlkehlen. Ich vermute mal, dass es nicht weit vom Stadtarchiv entfernt liegt. So schön dreiseitig rechtwinklige Innenhöfe gibt es aber dort nicht so viele.
Die moosigen Stellen deuten auf dort längeren Schatten hin…somit Blickrichtung ca. Ost.
Ob der Rollstuhl Hinweise geben kann doer nur zufällig dort ist?
Auf Grund der Uhrzeit lässt sich erschließen, dass es sich um den kleinen Innenhof zwischen Herzog-Otto-Straße und Domplatz 2 handelt.
Ja es ist der Domplatz Nr. 2 oder 4.
Die Räumlichkeiten hinter den verschlossenen Türen, im Innenhof, waren zur Zeit der städtischen Sicherheitswache Gefängniszellen.
Im Parterre dieses Objektes befand sich, oder befindet sich immer noch, eine „Seniorenstube.“
Jetzt bin ich aber doch neugierig!
„Zur Zeit der Städtischen Sicherheitswache“ – was heißt das genau???
Wie lange war die „Sicherheit“ in „städtischer“ Hand?
Residierte die „Städtische Sicherheitswache“ auch schon am Burggraben?
Und deren „Organe“? Trugen diese Pickelhauben – oder was?
Und – vor allem!!!: Wie sah die Möblierung dieser „Anhaltezellen“ in dem bezaubernden Innenhof zwischen Herzog-Otto-Straße 10 und Domplatz 2 aus???
Ich stelle mir vor, daß sie später als Holz- und Kohlen-„Keller“ in Verwendung waren – und jetzt als Abstellräume.
(Schrecklich, wenn die Leut so neugierig sind, gell!)
Liebe Frau Stepanek, ich hoffe ich kann Ihre „Neugier“ bedienen.
Bis 1866 gab es in Innsbruck die k.k. Polizeidirektion. Der Standort war in der Altstadt, vermutlich eh am Domplatz,
da dort der Arrest war. Diese Polizeieinheit bestand aus 100 Polizisten.
Ab 1866 wurde die Städtische Sicherheitswache errichtet, ebenfalls mit Standort in der Altstadt.
193 3entstand ein Bundespolizeikommissariat in der Herrengasse, dessen Kommandant der Polizeimajor Franz Hickl war.
Franz Hickl wurde 1934 von zwei NS-Tätern vor dem Kommissariat erschossen.
Ab 1936 war dann die Bundespolizeidirektion für die Sicherheit in Innsbruck verantwortlich. Diese bestand bis zum
Anschluss und wurde nach dem Krieg wieder in Bundespolizei umbenannt.
Mit freundlichen Grüßen
Hermann Pritzi
Danke für die prompte Antwort! Und die „Anhaltezellen“ werden ja mit der „Erbauung“ der „Schmerlinger Alm“ (und Einrichtung einer dortigen Wachstube) überflüssig geworden sein.
Denn bis auf eine Holzbank und einen Blechkübel kann ich mir kein Mobiliar vorstellen…
Beeindruckende Schlussfolgerung. Macht Sie aber nicht unbedingt weniger unheimlich, Herr Auer…
Sieht man in diesen Hof aus den Werkstatträumen der Firma Schwab hinein?