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Wir Hatten Einen Dienstgang VI

Wir hatten einen Dienstgang VI

Ich hatte einen Dienstgang, vorige Woche, um ein Bild abzuholen, das abgehängt wurde und nun zu uns ins Archiv kommt. Ein Bild abholen – klingt so schnell und harmlos. War es dann aber nicht. Denn „das Bild“ besteht aus 12 Einzelblättern, Kupferstiche aus dem 17. Jahrhundert, die bislang tatsächlich als dekorative Gesamtheit hinter Glas präsentiert worden waren. Und „abholen“ geht auch nicht ganz so schnell, wenn die Blätter mit irgend einer Art von doppelseitigem Klebeband auf grünem Filz fixiert waren. Ungläubiges Kopfschütteln. Aber nicht nur das, damit die Blätter möglichst schön angordnet werden konnten, war auch Papier an Papier fixiert worden…

Zugegeben, es waren überall nur sehr kleine Streifen verwendet worden. Und entweder hat der Zahn der Zeit die Kraft des Klebebandes schon abgebaut, und/oder es war von Beginn an ein eher schwaches Spezialband verwendet worden, aber mit Spachtel, Stenlimesser und viel Fingerspitzengefühl ließen sich die Blätter voneinander lösen und dann war das mit dem Abholen Realität.

Inzwischen ist „das Bild“ in säurefreie Umschläge verpackt. Die Änderung der Äußeren Form zog eine Änderung der Signatur nach sich. Aus einem Bi (gerahmtes, hängend zu lagerndes Bild) wurde ein Bi-G (großformatiges rahmenloses Bild zur liegenden Lagerung). Erstmal ab ins Depot. Ob die Kleberreste lediglich ein unschöner Makel sind, der bestehen bleiben kann, oder eine potenzielle Gefahr für das Papier darfstellen, der entfernt werden muss, wird der nächste Besuch der Papierrestauratorin zeigen…

PS: Für jene, die gerne rätseln, habe ich sowohl den Namen des Stücks, als auch den bisherigen Aufbewahrungsort bewusst nicht genannt…

(Fotos: Joachim Bürgschwentner)

Dieser Beitrag hat 11 Kommentare
  1. Der bisherige Aufbewahrungsort könnte das Ferdinandeum sein, wo ja bald umgebaut wird. Das Bild ist offensichtlich ein kartographisches Werk. Karte,Kupferstich, Tirol… die Stichwörter würden auf Peter Anich hinweisen. Aber 17. Jahrhundert passt da leider nicht. Wäre auch zu einfach

  2. Wer solche Stühle schön findet, pickt auch Stiche mit Tixo auf Filz.

    Ich hätte die störenden Ränder abgeschnitten und jedes Einzelblatt mit vier Reißnägeln befestigt. Oder noch besser mit Büroklammern getackert, auch in der Bildmitte, damit sichs nicht vorwölbt.

    Immer dat Jenaue: Stanleymesser.

  3. Eine Frage ist noch offen: handelt es sich um die Holzschnittausgabe von 1611 oder um die Kupferstichausgabe von 1629. Eine solche hängt übrigens zusammengestellt im Saal des Alten Rathauses in der Herzog-Friedrichstraße.

  4. Anläßlich der Präsentation des Buches „Peter Anich – Atlas Tyrolensis, Tyrolia Verlag 1981, durch Herrn Max Edlinger in der Weierburg (wenn ich mich recht erinnere) war auch mein „naher Verwandter“ (der Großneffe meiner Stiefurgroßmutter) , der Lehrer Nereo Cesare Garbari aus Vezzano in Innsbruck.
    Sein 1980 erschienenes Büchl 60° anniversario Cassa Rurale di Vezzano hat er uns mitgebracht und sich gleichzeitig für „quella carta del Burglechner“ interessiert. Ich glaube, er ist damals ins Ferdinandeum gepilgert – und zwar in die Bibliothek – um eine Ablichtung davon zu bekommen, und zwar des Ausschnittes, auf dem
    „unsere Gegend“ drauf ist – das erst im letzten Drittel des vergangenen Jahrhunderts aus Fremdenverkehrsgründen so „getaufte“ „VALLE DEI LAGHI“.
    Ja, der Cesare war erfolgreich und hat auch mir eine Ablichtung zukommen lassen, die ich im Atlas Tyrolensis aufbewahre.
    Mir gefällt am „Burglechner“ sein „Schreibe (die Ortsnamen) wie du sprichst“ – also „Terlag“, „Koffol“ (statt Covelo), „Vetzon“ statt Vezzano, „Toblin“ usw.
    Wie gesagt – ich habe „Bibliothek des Fernandeums“ im Hinterkopf als Aufbewahrungsort.

  5. Lieber Herr Schönegger! Punktgenau. Das war ja eigentlich ein für Sie aufgelegtes Rätsel. Es ist in der Tat die auf Matthias Burgklehner (Burglechner) basierende Karte „Die F(ü)r(stliche) Grafschafft Tirol“ in der Kupferstich-Ausgabe von 1629. Und ja, die hing im alten Rathaus im bzw. vor dem Bürgersaal. Nun eben nicht mehr.

    1. Ewig schade! Bisher hat man sich bei einem Besuch des Bürgersaales immer daran erfreuen können. Was habt ihr nun damit vor? Bleibt das in 12 Einzelblättern zerlegt im Depot? Wenigstens in der HIK-Anwendung im Internet (https://hik.tirol.gv.at/?map=231) kann man sich noch an der zusammengefügten Version zumindest am Bildschirm erfreuen.

      1. Ja, das kann ich verstehen, aber nachdem die Karte inzwischen an die 30 Jahre hing, hat man sich aus konservatorischen und gestalterischen Gründen für eine Veränderung entschieden. Bei uns bekommen die Blätter in der Tat jetzt einmal eine Pause im Depot. Aber wie Sie sagen, zum Glück kann man sich digital an der Karte erfreuen. Ganz ohne Klebestreifen. 🙂

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