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Wappenunfug

Wappenunfug

Im August 1764 beschwerte sich Maria Theresia über den Unfug, der in Tirol herrsche – so mancher aus dem bürgerlichen oder dem gelehrten Stand würde sich Wappen anmaßen, die ihnen nicht von Rechts wegen zuständen. Um dagegen vorzugehen, gab man den Untertanen sechs Wochen Zeit, die entsprechende Legitimation einzuholen, sollten sie danach keine besitzen, winkten ihnen satte 100 Dukaten Strafe.

Wir, Maria Theresia von Gottes Gnaden Römische Kaiserin, in Germanien, zu Hungarn, Boheim, Dalmatien, Croatien, Slavonien Königin, Erzherzogin zu Österreich….

Entbiethen allen und jeden Unsern treugehorsamsten Ständen, Vasallen und insbesondere Unsern Kreishauptleuten, Fiscalen, Profiscalen, Beamten, Obrigkeiten, Insassen und Unterthanen Unserer gefürsteten Grafschaft Tyrol Unsere Gnade und geben denselben zu vernehmen wasmassen nachdem der Unfug eingerissen, daß verschiedene vom bürgerlich- und gelehrten Stande sich der Wappen anmassen ohne durch Landesfürstliche Adels Ertheilung zu Wappengenossene aufgenommen worden zu seyn, wir gnädigst gesonnen sind, solchen Unfug um so geschärfter abzustellen als andurch Unsre höchste Gnade, die Wir mittelst derley Kennzeichen denen sich um Unser allerdurchlauchtigstes Erzhaus Wohlverdienten zu erkennen geben mißbrauchet auch zerschiedenen Unordnungen und Strittigkeiten Anlaß gegeben wird.

In diesem mildesten Anbetracht befehlen Wir demnach kraft dessen, daß jedermann, welcher Wappen führet oder führen will, ausser des älteren immatriculirten oder sonsten bereits intimirten Adelstands innerhalb sechs Wochen nach beschehener Kundmachung dieser Unsern höchsten Willensmeinung die Urkunden seiner gebrauchenden Wappensfreyheit denen betreffenden Kreis- Fiscal- oder Profiscal-Ämtern welcher sodann an Unser Oberösterreichisches Landesgubernium die Anzeige hiervon zu thun haben, vorlegen, somit seines hierunter habenden Rechtes sich legitimiren solle. Nach Verlauf dieser sechs wochigen Zeitfrist wollen Wir allen und jeden, die hiezu berechtiget zu seyn nicht erwiesen haben würden, den Wappensgebrauch unter 100. Dukaten Strafe, welche jedesmal Unser Oberösterreichischer Fiscus summarissime Stylo Cameralo executive einzutreiben haben wird, eingebothen haben. Daran beschiehet Unser gnädigster Will und Meinung. Gegeben zu Ynnsbruck den 4ten Augusti 1764.

MARIA THERESIA.

Cassian Ignaz Graf von Enzenberg.

(Signatur VO-94)

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare
  1. Der genannte Cassian Ignaz Graf von Enzenberg war der Urururgroßvater von Gräfin Theodolinde Vetter von der Lilie geb. von Enzenberg, genannt Linda, welche hier als beliebtes Fotomotiv des anfänglich „unbekannten“ Fotografen Rudolf Vetter von der Lilie schon öfters in Beiträgen zu sehen war.

  2. Hahaha, der ist gut. In den 70ern, vielleicht auch noch früher oder später, gab es kein Maurerhäusl von Rang an dessen Hauswand nicht ein dramatisches „Wappen der Familie –Sowiesohüpfel“, gerne auf medioval mit Ypsilon, also _—hypfel aufgebuttert, nebst 1544 und Ritterhelm. Man muß die Menschen doch träumen lassen. Message an Mary Th.: Die echten Adeligen, vor allem die Hofschranzen des Kaiserhauses, waren noch viel lächerlicher.

    Ein Beamter des Landesarchivs erklärte mir einmal, daß Wappen von Privatleuten funktionslose Gemälde sind auf die es kein Copyright gibt, Also der Nachbar vom Sowiesohypfel kann sich, damit gleich die richtige freundliche Stimmung herrscht, auf sein Haus das identische „Wappen der Familie Irgendeynhypfel“ hinmalen zu lassen. Heute ist dort ein Schildchen angebracht „Parkplatz der Familie Sowiesohüpfel, Zuwiderhandelnde Anzeige wird zur Besitzstörung geparkt“, oder so.

    Natürlich haben Wappen in Zeiten weitverbreiteten Analphabetentums (ohne Spott jetzt) ihren Sinn gehabt. So hat man gewußt, wer das ist, oder wo man ihn findet. Ganz klar. Und der Sowiesohüpfl brauchte das nicht nachzuäffen, weil den sucht niemand.

  3. Sehr nett ist das Wappen des Nichlas Chranicher, im Bruderschaftsbuch der Bruderschaft St. Christoph am Arlberg aus dem 14. Jahrhundert dargestellt ist. Es zeigt einen bärtigen Mann mit offenem Mund und herausgestreckter Zunge, so ein Wappen könnte gut auf manches Einfamilienhaus in den mehr oder weniger vornehmen Gegenden von Innsbruck passen:
    http://wappen.tiroler-landesmuseen.at/index34a.php?id=&do=&wappen_id=7505&sb=kranicher&sw=&st=&so=&str=&tr=99

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