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Walther Von Der Vogelweide – Ein Sänger Und Dichter

Walther von der Vogelweide – ein Sänger und Dichter

Teil II: … ein Tiroler?

Da es kaum Dokumente über das Leben von Walther von der Vogelweide gibt, lassen sich aus seinen Dichtungen nur autobiographische Vermutungen herauslesen:

„ze Ôsterrîche lernt ich singen und sagen“ … er wirkte bis 1198 am Hof in Wien unter Herzog Friedrich I von Österreich. Anschließend arbeitete er für Phillip von Schwaben (mehrere Sprüche schildern dessen Krönung). Des Weiteren gibt es ein Huldigungsgedicht für Leopold VI (dem Nachfolger von Friedrich I in Wien, was belegt, dass er mehrmals nach Wien zurückkehrte). Aus seinem Preislied geht hervor, dass er quer durch Europa gekommen war. Außerdem sicher ist u.a. ein längerer Aufenthalt bei Hermann I von Thüringen…

Doch bleibt sein Geburtsort unbekannt. Sein Name „von der Vogelweide“ ließ einen regelrechten Wettstreit entstehen, zu welchem Ort er wohl zugehörig sein könnte. Aus den Schlernschriften über Walther von der Vogelweide lese ich, dass es Vogelweidhöfe im Layener Ried im Grödner Tal unweit von Bozen gab. Zahlreiche Vogelweiden fand man aber auch in der Steiermark, in Nieder- und Oberösterreich, an mehreren Orten in Deutschland (Böhmen, Bayern, Franken), in der Schweiz, auch in Ungarn. Denn überall in der Nähe von Klöstern oder Herrensitzen gab es „Vogelweiden“. Diese waren Vogelgehege für die Beizjagd von Falken und Habichten. In Österreich versuchten die Tiroler, aber auch die Niederösterreicher und Wiener sehr intensiv, Walther von der Vogelweide jeweils ihrem Gebiet zuzuschreiben. Siehe z.B. die Münze im Titelbild: zu ihrem 50-Jahr-Jubiläum im Jahr 1905 bildete die Innsbrucker Liedertafel Walther von der Vogelweide in sitzender Position auf einer Jubiläumsmünze ab. Dieses Exemplar wurde an den Bürgermeister der Stadt Innsbruck übergeben und befindet sich nun im Stadtarchiv. Zum 700. Todestag von Walther von der Vogelweide im Jahr 1930 wurde auch ein Doppelschilling mit ganz ähnlicher Prägung herausgegeben.

Heute gibt es u.a. einen Gedenkstein in der Nähe von Zwettl, das Walther – Denkmal in Bozen (siehe Bild), ein Denkmal auf dem Marktplatz von Weißensee in Thüringen, ein Grabmal und einen Brunnen in Würzburg, ein Denkmal in Duchcov, … und ein Denkmal in Innsbruck.

In der Dichtung von Walther von der Vogelweide gibt es aber über Tirol keine Hinweise, keine Beschreibung der Naturlandschaft oder der Umgebung, des Gebirges, des Flusses, der Herrenhäuser, … Es kann nicht wirklich ein Aufenthalt nachgewiesen werden – leider also nichts für Lokalpatrioten ;). Nur in der „Elegie“ beschreibt Walther von der Vogelweide seine Rückkehr in seine Heimat und erzählt, dass er dieses Land seit seiner Jugend nicht mehr gesehen hat. Und damit kommen mehrere Orte wieder ins Spiel, und somit auch wieder Tirol …

Eigentlich ist es nicht so wichtig, wo Walther von der Vogelweide tatsächlich geboren wurde, sondern was er geschaffen und uns hinterlassen hat.

Wenn man durch Innsbruck spaziert, und genau hinschaut, sieht man, dass Walther von der Vogelweide heute noch mit seinem Psalter durch Innsbruck zieht. Mancherorts findet man verschiedene Gemälde und Sgraffitos von Walther von der Vogelweide.

Von welchen Innsbrucker Hausfassaden singt er heut` noch a Liadl?

(Titelbild: BMG-100; KR-NE-4477 Ausschnitte: Ph-29585. Ph-5148, Ph-5142, Stadtarchiv Innsbruck)

(Text S. Bader)

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Das erste Bild war mir unbekannt. Es ist das Schönste und durch den Verzicht auf „saz, dachte und gesmogen“ Plattitüde mit dem reitenden Herrn Walther etwas Besonderes.

    Beim zweiten darf ich seit Kindesbeinen glänzen: Es ist am Haus am Bichele beim Beselepark/Schöpfstraße. Man sieht das Haus im Hintergrund mit dem abgeschnittenen Trapezdach auf einem der Beseleparkbilder.
    https://innsbruck-erinnert.at/von-besen-baeaesaln-und-beselen/

    Das dritte kenn ich auch, hab aber das entscheidende vergessen, nämlich wo.

  2. Das 3. Bild zeigt das Sgraffito „Walther von der Vogelweide“ von Maria Rehm, geschaffen 1956, am ehemaligen Österreichischen Hof, Andreas-Hofer-Straße 47, Stadtteil Wilten.

  3. Weiters gab es im Hotel Westbahnhof eine Weinstube „Walther von der Vogelweide“ mit Fresken. Die Innsbrucker Nachrichten vom 12.12.1936 berichten:

    „Eine neue Weinstube in Innsbruck. Letzten Sonntag wurde im Hotel
    „Westbahnhof“ die neu gebaute Weinstube „Walter von der
    Vogelweide“ eröffnet. Die bekannten heimischen Architekten Wal­-
    ter und Ewald Guth haben durch Zusammenlegung eines Extra­-
    zimmers und der früheren Gumpoldskirchner Weinstube ein geräumi­-
    ges Lokal geschaffen und dasselbe nach Südtiroler Art neuzeitlich
    ausgestaltet. Man bewundert vor allem, mit welch einfachen Mitteln
    es den beiden Raumkünstlern gelungen ist, diese moderne, so recht
    gemütliche Weinstube zu schaffen. Die Wände, größtenteils mit ge­-
    branntem Fichtenholz verkleidet, säumen Tische und Bänke, abge­-
    schlossen von zwei mächtigen echten Bauernöfen. Das gedämpfte Licht
    der originellen Beleuchtungskörper verstärkt den wohnlich warmen
    Eindruck, den jeder Besucher von diesem Raum gewinnt. Maler
    Torggler hat als Wandschmuck „Walter von der Vogelweide“ in
    einem ausgezeichneten Fresko dargestellt, während die heute zeit­-
    gemäßen Verse jenes großen Minnesängers im wuchtigen Gebälk
    verewigt wurden: „Oh weh dir Welt, wie schlimm du stehst, was du
    für Dinge jetzt begehst, die ohne Schmerz kein Edler mag ertragen!“
    Der junge, rührige Wirt Heinz Barwig, dessen Initiative die neue
    Weinstube zu verdanken ist, weiß einen edlen Tropfen zu kredenzen
    und bei Musik und Gesang den Gästen ein paar heitere Stunden zu
    bieten.“

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