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Von Zweigen Und Palmen

Von Zweigen und Palmen

Ein nach wie vor verbreiteter Brauch im christlichen Raum ist das Schneiden von Zweigen von Kirsch- oder anderen Obstbaumzweigen am 4. Dezember, dem Barbaratag. Dieser Barbarazweig soll dann bis zum 24. Dezember blühen. Auch die Hintergrundgeschichte ist den meisten bekannt: Die Heilige Barbara von Nikomedien, eine christliche Märtyrerin des 3. oder 4. Jahrhunderts, wurde laut gängigen Heiligenviten von ihrem eigenen Vater enthauptet, da sie den christlichen Glauben und die damit verbundene Jungfräulichkeit nicht aufgeben wollte. Der Zweig kam insofern ins Spiel, da Barbara laut einer Version der Legende während ihrer Gefangennahme mit ihrem Mantel an einem Baum hängen blieb und einen Zweig mitriss. Diesen soll sie im Gefängnis gegossen haben, am Tag ihrer Hinrichtung blühte er. Der Zweig entwickelte sich im Volksglauben zu einer Art Orakel, unter anderem deshalb, weil der 4. Dezember ganz am Beginn des kirchlichen Jahreskreises steht. So wurde etwa prophezeit, dass wenn die Blüte besonders prächtig ausfällt, Ernte oder Liebesglück im kommenden Jahr positiv ausfallen. Pflegehinweise für Barbarazweige gibt es übrigens nach wie vor zu Hauf, von Kirche bis Bauhaus sind alle möglichen Ratgeber dabei. Besonders viel gießen und neben den Ofen stellen – und schon ist Ihnen nächstes Jahr die große Liebe beschert!

Heilige Barbara mit Märtyrerpalme, Turm und Kelch auf einem Andachtsbild des 18. Jhdts. (Stadtarchiv Innsbruck, Sommer 22-5).

Der Barabarazweig hat im Übrigen nichts mit dem Palmzweig zu tun, den die Heilige auf vielen Darstellungen in der Hand hält. Die sogenannte Märtyrerpalme ist ein in Beschreibungen und Bildern immer wieder auftretendes Attribut für frühchristliche Heilige. Diese steht, gemeinsam mit der/den häufig über der Palme gereihten Krone(n) für einen errungenen Sieg, nämlich den des Geistes und Glaubens über das schwache Fleisch. (Schön formuliert etwa bei Sulpicius Severus um 420 über den Heiligen Martin: palmam sanguinis occupasset; „er errang die Palme des Blutes“ [Märtyrerpalme], Sulp. Sev. epist. II ad Aurelium Diaconum). Zusätzliche Arttribute der Barbara sind der Turm, den ihr Vater für sie bauen ließ, sowie ein später hinzugekommenr Kelch der die Sterbesakramente symbolisiert. Der Turm hatte der Legende nach ursprünglich nur zwei Fenster, sie selbst soll das dritte als Hinweis auf die Dreifaltigkeit hinzugefügt haben.

Unser Titelbild stammt vom Tiroler Künstler Oswald Haller (1905-1989). Stadtarchiv Innsbruck, Bi-1236).

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